Wirtschaft

Kehrtwende beim Verbrenner-AusSo will die EU die Abgasvorgaben für Autos lockern

16.12.2025, 19:29 Uhr
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Ein-Auto-wird-an-einer-Zapfsaeule-mithilfe-eines-Tankruessels-an-einer-Tankstelle-betankt
Auch nach 2035 soll es in der EU Neuwagen mit Verbrennermotoren geben. (Foto: picture alliance/dpa)

Es ist die Abkehr vom sogenannten Verbrenner-Aus: Die EU-Kommission hat heute vorgestellt, wie sie Abgasvorgaben für Autos aufweichen will. Die Änderungen sollen dafür sorgen, dass die Autobauer nach dem Stichtag 2035 weiter Verbrenner-Autos und Hybrid-Fahrzeuge auf den Markt bringen dürfen. Ein Überblick über die Vorschläge, die nun in die Verhandlungen im Europaparlament und im Rat der 27 EU-Länder gehen:

Sollen nach 2035 neue Verbrenner auf den Markt kommen dürfen?

Ja. Die EU-Kommission will die Abgasvorgaben so aufweichen, dass die Autobauer den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen nicht auf Null reduzieren müssen. Damit öffnet die Kommission die Tür für neue Verbrenner-Autos, Hybrid-Fahrzeuge und Range-Extender, bei denen ein kleiner Verbrenner die Batterie aufladen kann. All diese Fahrzeuge könnten auch nach 2035 noch zugelassen werden, obwohl sie CO2 ausstoßen.

Gilt dies unbegrenzt?

Nein. Die EU-Abgasvorgaben, die sogenannten Flottengrenzwerte, gelten weiterhin. Sie sind nur weniger streng. Für 2035 heißt das nach Vorstellung der Kommission: Alle Neuwagen eines Herstellers müssen im Jahresschnitt mindestens 90 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen als im Vergleichsjahr 2021. Dieses Ziel erreichen die Autobauer weiterhin nur, wenn sie genügend Elektroautos verkaufen.

Bisher war vorgesehen, dass die Hersteller den CO2-Ausstoß um hundert Prozent - also auf Null - senken müssen. Nach aktuellem Stand der Technik hätten sie dafür ihre gesamte Produktion auf Elektroautos umstellen müssen, weil Verbrenner immer CO2 ausstoßen.

Und die restlichen zehn Prozent?

Sie sollen ab 2035 mit CO2-Einsparungen anderswo aufgerechnet werden. Dafür will die Kommission einrechnen, wenn die Autobauer Stahl aus Europa in ihren Autos verbauen, der in der Produktion weniger CO2 ausstößt als Einfuhren aus der Türkei oder China. Zudem will die Kommission berücksichtigen, wie viel Bio-Kraftstoff auf dem Markt ist. Gibt es an den Tankstellen in der EU mehr Bio-Benzin, soll dies als CO2-Einsparung gegenüber herkömmlichem Benzin zählen.

Gibt es eine Sonderregelung für E-Fuels?

Nein. Die synthetischen Kraftstoffe sollen nach dem Willen der Kommission zwar eine ähnliche Rolle wie Bio-Kraftstoffe spielen können. Eine eigene Fahrzeugkategorie für Pkw, die ausschließlich E-Fuels tanken und als emissionsfrei gelten, lehnt die Kommission aber ab.

Wie will die EU den Herstellern noch helfen?

Autobauer sollen belohnt werden, wenn sie kleine Elektroautos in der EU bauen. Bis 2035 soll jedes in der EU produzierte Elektroauto mit einer Länge von maximal 4,20 Metern in den Abgaswerten des Herstellers 1,3-fach gewichtet werden, sodass die Autobauer einfacher auf das 90-Prozent-Ziel kommen. In diese Kategorie würde etwa der von VW angekündigte ID.1 oder der elekrische Opel Corsa fallen.

Was passiert bei Verstößen?

Wenn sie die Ziele verfehlen, droht den Herstellern ein Bußgeld. Daran soll sich grunsätzlich nichts ändern. Die Kommission will jedoch ein Zwischenziel für 2030 aufweichen, um Strafzahlungen vorerst zu vermeiden. Verfehlt ein Hersteller den Grenzwert, soll er dies in den folgenden zwei Jahren noch ausgleichen können.

Wie geht es nun weiter?

Die Vorschläge der EU-Kommission gehen in die Verhandlungen im Europaparlament und im Rat der 27 EU-Länder. Beide Seiten dürften die Abkehr vom Verbrenner-Aus mehrheitlich unterstützen, können aber Änderungen einbringen oder noch weiter gehen. Die Verhandlungen dürften einige Monate dauern.

Quelle: ntv.de, Jana Hemmersmeier, AFP

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