Sanierung startet Freitag Zugstrecke Hamburg - Berlin wird monatelang gesperrt
13.08.2024, 07:21 Uhr Artikel anhören
Fernverkehrs-Pendler sind ab Freitag zwischen Hamburg und Berlin mindestens 30 Minuten länger unterwegs.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Die Bahnstrecke Hamburg - Berlin verbindet die beiden größten Städte Deutschlands. Wegen ihres schlechten Zustands steht eine monatelange Sanierung bevor - die erste von zweien. Die Züge fahren nach Fertigstellung allerdings nicht schneller, es geht um Zuverlässigkeit. Was Fahrgäste nun wissen müssen.
Wie lange ist die Strecke gesperrt?
Die Bauarbeiten sollen von diesem Freitag bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember dauern. Rund vier Monate kommt es damit zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. "Unter anderem werden mehr als 74 Kilometer Gleise und 100 Weichen zwischen Wittenberge und Ludwigslust sowie zwischen Hamburg und Büchen und rund um Hagenow Land erneuert", teilte die Bahn mit.
Was fährt während der Sperrung?
Die Fernzüge werden westlich über Stendal, Salzwedel, Uelzen und Lüneburg umgeleitet. Oft halten sie dort auch. Die Fahrzeit verlängert sich um 45 Minuten, bei manchen Zügen ist es etwas mehr oder weniger. Weil die Strecke zum Teil nur eingleisig befahrbar ist, fährt pro Stunde dann nur ein Fernzug statt wie bisher zwei. Für Pendler zwischen Hamburg und Wittenberge wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, der auch über Ludwigslust führt. Die Verbindungen sind bereits in den Online-Fahrplänen eingearbeitet und können über die gängigen Kanäle abgerufen werden.
Gibt es weitere Einschränkungen?
Ja. Ebenfalls ab Freitag wird auch zwischen Hamburg und Schwerin gebaut - bis zum 29. September. In dieser Zeit fahren dort keine ICE-Züge. Es gibt eine direkte Verbindung mit Ersatzbussen. Zudem fährt pro Tag ein Intercity über Lübeck.
Wie sieht es im Regionalverkehr aus?
Die Reise mit Regionalzügen von Hamburg Hbf mit Umstieg in Schwerin und von dort direkt nach Berlin und umgekehrt wird bis in den Dezember nicht möglich sein. Nur die deutlich längere Route über Bützow ist frei. Auch die Regionalzugverbindung Hamburg - Uelzen - Salzwedel - Stendal - Rathenow - Berlin und umgekehrt ist keine wirkliche Alternative, da dort durch die Mehrbelastung mit Fernverkehrszügen der Regionalverkehr ausgedünnt wird und es zwischen Uelzen und Salzwedel einen Bus-Ersatzverkehr gibt, der die Fahrzeit erheblich verlängert.
Handelt es sich schon um die Generalsanierung?
Nein. Mit der Generalsanierung bezeichnet die Bahn die umfassende Modernisierung von mehr als 40 viel befahrenen Schienenkorridoren in Deutschland. Der Konzern und der Bund wollen auf diese Weise das überalterte Streckennetz zumindest zwischen den wichtigen Knotenpunkten nach und nach wieder fit machen und die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs steigern.
Die Sanierung des ersten Korridors auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim läuft bereits seit etwa einem Monat. Im kommenden Jahr ist dann vor allem die für den Güterverkehr wichtige Strecke Emmerich-Oberhausen dran sowie erneut die Strecke Hamburg - Berlin.
Von August 2025 bis April 2026 gibt es deshalb eine weitere Sperrung zwischen der Hanse- und der Hauptstadt. Gleise, Weichen, Oberleitungen, Leit- und Sicherungstechnik - alles soll während dieser fast neun Monate erneuert werden. Dafür soll die Strecke danach über Jahre hinweg baufrei bleiben und die Züge dort zuverlässiger fahren können als bisher.
Sind die Fernzüge nach den beiden Sanierungsphasen schneller auf der Strecke unterwegs?
Wohl nein. Die Bahn teilte ntv.de mit: "Reisende und Güterverkehrsunternehmen profitieren nach Abschluss der Generalsanierung von spürbaren Verbesserungen bei Qualität und Pünktlichkeit. Durch den konsequenten Austausch der Alttechnik sinkt die Zahl infrastrukturbedingter Störungen signifikant. Eine Verkürzung der Reisezeit ist derzeit nicht vorgesehen."
Warum erledigt die Bahn die Arbeiten nicht gleichzeitig und sperrt nur einmal?
Weil die Strecke so überaltert ist, dass einige Arbeiten nicht mehr warten können. "Die Bauarbeiten im Jahr 2024 sind notwendig, damit Züge auch weiterhin mit voller Geschwindigkeit fahren können und es weniger Störungen an der Infrastruktur gibt", heißt es in einer Präsentation der Deutschen Bahn. Der Konzern habe intensiv geprüft, ob die Baumaßnahmen nicht mit der Generalsanierung gebündelt werden können. Es müssen aber auch gesetzliche Fristen zur Instandhaltung eingehalten werden, was eine Verschiebung nach hinten unmöglich gemacht habe.
Warum setzt die Bahn auf Generalsanierungen?
Die Deutsche Bahn ist so unpünktlich unterwegs wie seit vielen Jahren nicht. Im ersten Halbjahr 2024 kam nahezu jeder dritte Fernzug zu spät. Der Konzern führt das vor allem auf die marode Infrastruktur zurück, in die seit Jahrzehnten zu wenig investiert wurde. Das will der Bund nun mit Milliardensummen nachholen. Mit jedem sanierten Hauptkorridor soll sich die Zuverlässigkeit im gesamten Bahnnetz nach und nach verbessern. Für Fahrgäste bedeutet das zunächst zusätzliche Belastungen durch die baubedingten Sperrungen. Bis es spürbar besser wird, dürften zudem noch einige Jahre vergehen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa