Wirtschaft

Einstieg vom Tisch Staat wird Thyssenkrupp nicht retten

Die Stahlsparte ist bei Thyssenkrupp ein großes Sorgenkind.

Die Stahlsparte ist bei Thyssenkrupp ein großes Sorgenkind.

(Foto: imago images/Jochen Eckel)

Thyssenkrupp hadert mit seiner Stahlsparte. Der Bereich ist das große Sorgenkind des Konzern. Lange liebäugeln die Essener mit einem Einstieg des Staates. Doch die Konditionen kann das Unternehmen nicht erfüllen. Nun ist noch ein britischer Konkurrent im Rennen - oder ein neuerlicher Versuch, es allein zu schaffen.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp stellt sich angesichts schwindender Optionen darauf ein, seine schwächelnde Stahlsparte aus eigener Kraft auf Vordermann zu bringen. "Das Thema staatliche Beteiligung ist vom Tisch", sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg in der "Rheinischen Post". Dies sei das Ergebnis intensiver Gespräche mit dem Bund und dem Land NRW. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds sei nicht das geeignete Mittel, um den Stahlbereich mit Eigenkapital zu unterstützen. "In unserem Fall wäre eine solche Beteiligung aufgrund der Zinszahlungen und der Rückzahlungsmodalitäten mit so hohen Kosten für das Unternehmen verbunden, dass durch die zusätzliche Belastung die Zukunftsfähigkeit des Stahls ernsthaft gefährdet würde." Derzeit prüfe der britische Konkurrent Liberty Steel die Bücher. Der Ausgang sei offen.

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ThyssenKrupp 6,96

"Die Optionen mit anderen potentiellen Partnern haben sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht hinreichend konkretisiert, auch wenn grundsätzliches Interesse nach wie vor vorhanden ist", berichtete der Manager. Es gehe dem Konzern auch nicht darum, den Stahl loszuwerden. "Es geht uns darum, den Stahl zukunftsfähig zu machen." Dafür gebe es verschiedene Wege.

Belegschaft muss wohl Zugeständnisse machen

Die Tochter Thyssenkrupp Steel Europe schreibt hohe Verluste. Anders als beim Verkauf der lukrativen Aufzugssparte stehen hier jedoch die Interessenten nicht Schlange. Die Schwerindustrie leidet unter der Coronakrise, Überkapazitäten und Billigimporten aus Fernost. Bei Thyssenkrupp kamen noch hausgemachte Probleme wie das milliardenschwere Desaster der Tochter Steel Americas hinzu. Die IG Metall hatte sich für einen Staatseinstieg stark gemacht und lehnt das Angebot von Liberty ab. Nun müssen die 27.000 Stahlkocher womöglich Zugeständnisse für eine Sanierung machen.

"Nach dem Einbruch durch Corona im Frühjahr spüren wir aktuell eine allgemeine wirtschaftliche Erholung", sagte Keysberg dem Blatt. Ab wann mit einer nachhaltigen Erholung oder Normalisierung zu rechnen ist, sei unsicher. "Außerdem bestehen die strukturellen Herausforderungen in der Branche unverändert weiter und müssen angegangen werden."

Gewerkschaft gibt Staatseinstieg nicht auf

Liberty Steel prüfe derzeit in einem Due-Diligence-Verfahren die Bücher, um eine konkretere Bewertung vornehmen zu können, sagte Keysberg. Thyssenkrupp werde sich aber nicht von Dritten abhängig machen. Das Stahlgeschäft aus eigener Kraft im Unternehmen weiterzuentwickeln, sei und bleibe weiterhin eine Option. "Wir sehen aber in unserem Stahlgeschäft auch im stand-alone-Szenario erhebliches Wertsteigerungspotential. Und deswegen – ja – es geht auch alleine."

Aus heutiger Sicht werden jedoch weitergehende Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich werden, um den Stahlbereich sehr zeitnah wieder in die Spur zu bringen. "Darüber wird natürlich mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen sein."

Die Gewerkschaft warf dem Management vor, nicht alle Möglichkeiten für staatliche Hilfe ausgelotet zu haben. "Es gibt nicht nur den Wirtschaftsstabilisierungsfonds, auch andere Lösungen sind möglich. Warum nicht eine echte Beteiligung des Landes NRW an Thyssenkrupp Steel?", sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. Er verwies auf Niedersachsen, wo das Land am Stahlproduzenten Salzgitter beteiligt ist. "Wir werden einen Staatseinstieg weiter mit Hochdruck verfolgen." Kerner ist Aufsichtsratsvize der Thyssenkrupp AG.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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