Fed vor nächster Zinserhöhung Stimmung unter US-Firmen verfinstert sich
20.10.2022, 07:10 Uhr
Die US-Wirtschaft legte im ersten Halbjahr im Zuge der Energiekrise und der anhaltenden Lieferengpässe den Rückwärtsgang ein.
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Wird die Federal Reserve den Leitzins bei ihrer kommenden Sitzung wieder kräftig anheben? Experten rechnen mit diesem Schritt. Im Konjunkturbericht der US-Notenbank äußern sich Unternehmen jedenfalls eher pessimistisch zu ihrer wirtschaftlichen Lage - das hat mehrere Gründe.
Die US-Wirtschaft ist einer Erhebung der US-Notenbank zufolge moderat gewachsen. Allerdings gebe es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen und Notenbank-Distrikten, heißt es in dem Konjunkturbericht Beige Book der Federal Reserve. In zwei Distrikten sei die wirtschaftliche Aktivität zurückgegangen, mit einer sich verlangsamenden oder schwachen Nachfrage wegen der höheren Zinsen, der Inflation und Unterbrechungen der Lieferketten. Insgesamt werden die Unternehmen pessimistischer.
Die Beschäftigung erhöhte sich in den meisten Distrikten laut Fed moderat, einige berichteten von einer Abkühlung der Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Sorge bei Unternehmen vor einem wirtschaftlichen Abschwung wachse. Die Preise seien weiterhin hoch, heißt es weiter. In einer Reihe von Branchen seien signifikante Kostenanstiege verzeichnet worden. Es werde aber generell erwartet, dass sich die Preisanstiege abschwächen.
Mit dem Beige Book bereitet die US-Notenbank die jeweils nächste Sitzung vor. Es ist eine Zusammenfassung von Kommentaren der zwölf regionalen Zentralbanken der USA, die über die aktuelle wirtschaftliche Lage in ihren jeweiligen Regionen berichten. Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 1. und 2. November statt.
Experten rechnen mit Rückkehr zum Wachstum
Die Terminmärkte preisen für diese Sitzung eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte zu über 90 Prozent ein. Im Kampf gegen die hohe Inflation fährt die US-Notenbank einen aggressiven Kurs. Im September hatte die Fed den Leitzins zum dritten Mal hintereinander um 75 Basispunkte auf die neue Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben.
Die US-Wirtschaft hatte im ersten Halbjahr im Zuge der Energiekrise und der anhaltenden Lieferengpässe den Rückwärtsgang eingelegt. Für die nächste Woche anstehenden Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal erwarten von Reuters befragte Experten die Rückkehr in die Wachstumsspur: Sie rechnen mit einem Plus von aufs Jahr hochgerechnet 2,0 Prozent, nachdem es im Frühjahr um 0,6 Prozent bergab gegangen war.
Zugleich sieht sich die Fed mit einer hohen Teuerungsrate von zuletzt 8,2 Prozent konfrontiert. Sie treibt den Leitzins seit Monaten in großen Schritten nach oben, um die Inflation einzudämmen. Dies hat an den Märkten die Sorge ausgelöst, ein zu aggressiver geldpolitischer Kurs könne die Wirtschaft abwürgen.
Quelle: ntv.de, lve/DJ/rts