Musk sieht Rezession kommen Tesla streicht Tausende Stellen
21.06.2022, 12:15 Uhr Artikel anhören
Zu Jahresbeginn hatte Tesla knapp 100.000 Beschäftigte.
(Foto: imago images/UPI Photo)
Die weltwirtschaftliche Entwicklung veranlasst den Elektroautobauer Tesla zu personellen Einschnitten. Das kündigt Firmen-Chef Musk persönlich an. Dabei will der Tech-Milliardär vor allem die Verwaltung einstampfen, die Fertigung dagegen sogar ausbauen.
Der Elektroauto-Hersteller Tesla wird in den kommenden Monaten 3 bis 3,5 Prozent seiner Stellen streichen. Das stellte Firmenchef Elon Musk nach widersprüchlichen Berichten klar. Bei den Büroangestellten solle dabei etwa jeder zehnte Job wegfallen, die Zahl der Fabrikarbeiter werde dagegen auf lange Sicht wachsen. Zu Jahresbeginn hatte das Unternehmen knapp 100.000 Beschäftigte. Tesla habe zum Teil zu schnell Angestellten-Arbeitsplätze aufgebaut, sagte Musk in einem Videointerview auf der Konferenz Qatar Economic Forum.
Erst im März hat Tesla sein erstes europäisches Werk im brandenburgischen Grünheide eröffnet. Ob auch dort Stellen gestrichen werden, ist bislang unklar. Die Gewerkschaft IG Metall hatte erst am Wochenende auf einen zunehmenden Unmut der Belegschaft in Grünheide wegen zu niedriger und ungleicher Löhne hingewiesen. Deswegen komme auch die Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht so schnell voran wie geplant. Inzwischen sei die Werkleitung schon dazu übergegangen, bei Neueinstellungen mehr Entgelt anzubieten als bei früheren Besetzungen, hieß es bei der IG Metall.
Tech-Milliardär Musk bekräftigte, dass er mit einer Rezession in den USA in nächster Zeit rechne. In den vergangenen Wochen war durch Berichterstattung über eine geleakte E-Mail Musks zunächst der Eindruck entstanden, er wolle unter Verweis auf die schwache Konjunktur zehn Prozent der gesamten Tesla-Belegschaft kürzen.
Der offenbar schon begonnene Stellenabbau in den USA sorgt bereits für Ärger. In Texas steht Tesla wegen des Verdachts der Massenentlassungen ohne Einhaltung der Kündigungsfrist am Pranger. Zwei ehemalige Beschäftigte erklärten, sie seien im Juni in der Gigafabrik in Sparks fristlos entlassen worden, heißt es in der Klageschrift. Demnach habe Tesla mehr als 500 Mitarbeiter in diesem Monat auf die Straße gesetzt. Nach dem US-Arbeitsrecht sei bei einer solchen Massenentlassung eine 60-tägige Kündigungsfrist vorgeschrieben. "Tesla hat den Angestellten lediglich mitgeteilt, dass ihre Kündigungen sofort wirksam werden würden", heißt es in der Klage. Die gefeuerten Mitarbeiter streben eine Sammelklage an. Tesla war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die ehemaligen Beschäftigten fordern Lohn und Leistungen für die 60 Tage. Kläger-Anwältin Shannon Liss-Riordan erklärte, Tesla biete einigen Beschäftigten eine Abfindung in Höhe eines Wochenlohnes an. Das sei zu wenig.
Ein Thema in dem Videointerview waren auch Musks politische Überzeugungen. Er hatte jüngst angekündigt, dass er künftig für die Republikaner stimmen werde, weil die Demokraten von Präsident Joe Biden zu einer "Partei der Spaltung und des Hasses" geworden seien. Auf die Frage, ob er auch Ex-Präsident Donald Trump unterstützen würde, falls dieser 2024 erneut im Rennen ums Weiße Haus antritt, sagte Musk lediglich: "Ich habe mich bei dieser Wahl noch nicht festgelegt." Zuvor hatte er durchblicken lassen, dass er sich vorstellen könnte, den ähnlich konservativen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, bei einer Kandidatur zu unterstützen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa/rts