Phase hoher Kreditqualität endet US-Banken verdienen Milliarden - Risikovorsorge steigt
13.01.2023, 18:53 Uhr
Die US-Banken weisen für das vergangene Jahr erneut Milliardengewinne aus.
(Foto: REUTERS)
Mit den Zahlenwerken der ersten US-Banken beginnt die Berichtssaison. Die Branchen-Schwergewichte melden ein schwächeres Geschäft mit Übernahmen. Im Gegenzug belebte die Zinspolitik der Notenbanken andere Geschäftsbereiche. Erste Zeichen deuten indes auf eine beginnende - wohl aber milde - Konjunktureintrübung.
Trotz Rezessionssorgen haben die großen US-Banken Milliarden verdient. Während einerseits steigende Risikovorsorgen für möglichen Kreditausfälle und ein schwächelndes Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) die Ergebnisse belasteten, profitierten die Geldhäuser andererseits von höheren Zinseinnahmen. Der Branchenprimus JP Morgan steigerte den Gewinn auf Jahressicht um sechs Prozent auf elf Milliarden Dollar, die Bank of America um zwei Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar. Bei der Citigroup fiel das Ergebnis dagegen um ein Fünftel auf 2,5 Milliarden Dollar. Bei Wells Fargo sorgte eine Milliardenbuße für ein Halbierung des Gewinns auf rund 2,9 Milliarden Dollar ein. "Die heutigen Ergebnisse der Banken fielen solide aus", fasste Bankenanalyst Peter Torrente von KPMG zusammen.
In Erwartung eines weiteren turbulenten Jahres legten die vier Banken im vierten Quartal Risikovorsorge für möglichen Kreditausfälle von insgesamt rund vier Milliarden Dollar zurück. Die größten Dämpfer kamen vor allem aus dem schwachen Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Weil Unternehmen angesichts der unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Lage sich weiterhin mit Investitionen zurückhalten, sanken die Provisionseinnahmen im Investmentbanking bei JP Morgan, Bank of America (BofA) und Citi jeweils um mehr als 50 Prozent.
JP Morgan und die BofA suchten die Sorgen der Beschäftigten angesichts massiver Stellenstreichungen bei dem Rivalen Goldman Sachs zu erstreuen. "Wir stellen weiterhin ein und sind im Wachstumsmodus", sagte JPMorgan-Finanzchef Jeremy Barnum. Auch die Bank of America plane keine Massenentlassungen, hieß es.
Profitieren konnten die Banken von wachsenden Zinseinnahmen, mit denen sie die Flaute im M&A-Geschäft zum Teil wettmachen konnten. Die US-Notenbank Fed hatte zur Bekämpfung der Inflation im vergangenen Jahr die Zinsen von null auf die Spanne von zuletzt 4,25 Prozent bis 4,5 Prozent erhöht.
"Verbraucher bleiben recht gut gerüstet"
Im Fokus der Investoren und Analysten standen nicht nur die Quartalsergebnisse, sondern auch der wirtschaftliche Ausblick der Bankenchefs für das neue Jahr. JPMorgan rechnet momentan mit einer moderaten Verschlechterung des makroökonomischen Ausblicks und mit einer milden Rezession. Die US-Wirtschaft bleibe stark, Verbraucher weiterhin ausgabefreudig und Unternehmen gesund, sagte JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Dank des starken US-Arbeitsmarktes und staatlicher Subventionen in der Corona-Pandemie stiegen die Ersparnisse der Verbraucher, das Privatkundengeschäft der Banken weitgehend blieb robust. "Verbraucher bleiben recht gut gerüstet", sagte BofA-Finanzchef Alastair Brothwick.
Zeichen einer möglichen Rezession zeigen sich allerdings auch in diesem Segment: Die zweitgrößte US-Bank meldete ein langsameres Wachstum der Verbraucherausgaben. Zudem verzeichnen US-Banken nun erste Zahlungsausfälle. "Wir steigen aus einer Phase von außerordentlich hoher Kreditqualität aus", sagt David Fanger, Bankenexperte der Ratingagentur Moody's.
Mit den Zahlenwerken begann die Berichtssaison der US-Banken. Kommende Woche folgen dann Morgan Stanley und Goldman Sachs. Hierzulande wird die Deutsche Bank Anfang Februar ihre Ergebnisse veröffentlichen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ