Rücksicht auf die Politik US-Zinserhöhungen erst im nächsten Jahr?
14.04.2016, 13:25 Uhr
Führt die US-Notenbank: Janet Yellen.
(Foto: REUTERS)
Die US-Notenbank hat ein Problem. Sie würde die Geldpolitik gerne straffen und die Zinsen erhöhen. Doch es wachsen die Zweifel daran, dass ihr das in diesem Jahr gelingt.
Im vergangenen Dezember war es so weit: Nach jahrelangen Tiefstzinsen hatte die US-Notenbank Fed die Leitzinsen minimal erhöht. Fed-Chefin Janet Yellen will sie in diesem Jahr weiter behutsam anheben und damit der geldpolitischen Normalität näherrücken. Die Deutsche Bank zweifelt daran, ob sie ihr Ziel erreichen kann.
Deren Chef-Ökonom für die USA, Joe LaVorgna, führt nicht etwa nur wirtschaftliche Gründe an. Die Fed werde wohl vor allem aus Rücksicht auf den politischen Kalender auf Zinserhöhungen verzichten, zitiert der "Business Insider" aus einer Mitteilung der Bank. Der Hintergund: So minimal der Zinsschritt im Dezember auch war, er rüttelte Aktien- und Finanzmärkte kräftig durch. Und das kann bei erneuten Zinserhöhungen durchaus wieder geschehen.
Bei der nächsten Sitzung des so genannten Offenmarktausschusses im April werden LaVorgna zufolge zwar noch keine Wahlen oder Referenden die Fed vor einer Anhebung zurückschrecken lassen. Denn Ende des Monats wird die erste offizielle Schätzung darüber veröffentlicht, wie stark die US-Wirtschaft im ersten Quartal gewachsen ist. Die Fed will diese Daten zunächst abwarten, bevor sie eine Zinsentscheidung trifft.
Der folgende Sitzungstermin im Juni wird demnach wohl auch ohne Zinserhöhung enden. Denn nur eine Woche nach dem Termin findet in Großbritannien das Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union statt. Und eine Zinserhöhung in den USA würde wahrscheinlich den Dollar stützen und das Pfund weiter drücken. Die Fed könnte sich wegen der ungewissen Folgen auf den Ausgang der Abstimmung lieber zurückhalten wollen.
Das Treffen der Notenbanker im Juli fällt mit den Nominierungsparteitagen der Demokraten und Republikaner zusammen, auf denen der jeweilige Präsidentschaftskandidat bestimmt wird. Auch hier scheint es wahrscheinlich, dass sich die Fed im Hintergrund halten möchte – zumal die Notenbank im Vorwahlkampf vor allem von republikanischer Seite für ihre Geldpolitik kritisiert wird.
US-Wahlen dominieren
Ende September tritt der Offenmarktausschuss erneut zusammen. Dieser Termin liegt nur wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl statt, die am 8. November stattfinden. "Sofern es keine starken Hinweise darauf gibt, dass die US-Wirtschaft über dem Trend wächst und die globalen Finanzmärkte relativ stabil sind, erwarten wir, dass die Fed von einer Zinserhöhung Abstand nimmt", so der Ökonom. Das gilt umso mehr für das Zusammentreffen der Notenbanker Anfang November, nur wenige Tage vor den Wahlen.
Bleibt der Dezember. Aber auch dann ist es der Deutschen Bank zufolge eher unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank die Zinsen erhöht. Zwar könne die Fed dann wieder ihren Fokus alleine auf die Wirtschaft legen – doch dann sei das Wirtschaftswachstum wohl zu gering.
Quelle: ntv.de, jga