Kurz vor Tarifverhandlungen VW wirbt mit Flugblatt für Sparprogramm
24.09.2024, 18:23 Uhr Artikel anhören
Um wieder an der Spitze mitspielen zu können, hat sich Volkswagen einen harten Sparkurs auferlegt. Einen Tag vor den Tarifgesprächen mit der IG Metall wirbt der Autobauer mit einem Flugblatt bei seinen Mitarbeitern um Zustimmung für geplante Einschnitte.
Der angeschlagene Autobauer Volkswagen wirbt vor dem Auftakt der Tarifverhandlungen mit einem Flugblatt um die Zustimmung der Belegschaft zu seinem Sparkurs. Ziel sei es, zurück an die Spitze zu kommen, heißt es in dem Flugblatt, das auch ntv.de einsehen konnte.
"Volkswagen produziert in Deutschland zu teuer", schreibt VW. Der Konzern müsse seine Produktivität steigern, die Arbeitskosten senken und die Werke wirtschaftlich auslasten. "Wenn es uns jetzt gelingt, unsere Aufgaben zu meistern, dann hat Volkswagen eine starke Zukunft."
Der Standort Deutschland fällt bei der Wettbewerbsfähigkeit derzeit aber zurück. Auf dem europäischen Automarkt würden zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr weniger verkauft als vor der Corona-Pandemie, zudem kämen mehr Leute an den Tisch, die vom Kuchen ein Stück abbekommen wollten, heißt es in dem Flugblatt.
Die Aktion in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel erfolgt einen Tag vor dem Start der Tarifgespräche mit der IG Metall. Darin soll es nicht nur um den Entgelttarif gehen, sondern auch um die jüngst von VW gekündigten Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung, zur Übernahme von Auszubildenden und zur Bezahlung von Leiharbeitern.
Synonym für aktuelle Standortprobleme
VW-Chef Oliver Blume sagte zuletzt dem ZDF, er strebe eine rasche Einigung über ein Sparpaket an. "Unser Ziel ist es, in diesem Jahr dort ein Paket aufzusetzen." Dabei gehe es um alle Kosten von der Entwicklung bis zu Produktion und Vertrieb.
Chefvolkswirte sehen in dem verschärften Sparkurs bei Volkswagen ein Synonym für die aktuellen Standortprobleme Deutschlands. "Das zeigt wieder einmal, was die langfristigen Folgen von jahrelanger wirtschaftlicher Stagnation und struktureller Veränderung in einem Umfeld ohne Wachstum sind", sagte ING-Chefökonom Carsten Brzeski. "Die Automobilindustrie ist ja nicht nur symbolisch so wichtig für Deutschland, sondern auch eine Schlüsselindustrie für die Volkswirtschaft."
Quelle: ntv.de, jki/rts