"Belastung der Beschäftigten" Verdi ruft zu neuen Streiks im NRW-Nahverkehr auf
01.03.2024, 18:35 Uhr Artikel anhören
In NRW soll der Nahverkehr nach dem Willen von Verdi kommende Woche wieder weitgehend zum Erliegen kommen.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Die Streikaktionen im Nahverkehr gehen auch in der kommenden Woche weiter. Dienstag und Mittwoch sollen Busse und Bahnen in NRW in ihren Depots bleiben. In anderen Ländern könnten derweil absehbar Tarifabschlüsse erzielt werden.
Die Gewerkschaft Verdi hat für Dienstag und Mittwoch zu neuen Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen aufgerufen. Nach den Streiks gestern und heute will Verdi damit erneut die Forderungen in der aktuellen Tarifrunde unterstreichen. Eine zentrale Streikveranstaltung ist demnach am Mittwoch in Dortmund geplant. "Der dramatische Arbeitskräftemangel im ÖPNV führt zu einer enormen Belastung der Beschäftigten und hohen Krankenständen", erklärte Verdi-Branchen-Koordinator Peter Büddicker. Es gehe darum, "den Nahverkehr zukunftssicher aufzustellen". Die Gewerkschaft sei bereit, dafür "gemeinsam mit den Arbeitgebern Lösungen zu finden".
Verdi fordert unter anderem Entlastungstage für alle Beschäftigten im ÖPNV, identische Orte für Arbeitsbeginn und -ende sowie Zulagen ab dem ersten Tag bei einer vorübergehenden Übertragung höherwertiger Tätigkeiten. Die Tarifverhandlungen in Nordrhein-Westfalen sollen am 11. und 12. März in Dortmund in dritter Runde fortgesetzt werden.
Großkundgebung mit FFF in Berlin
Derweil hat Verdi zum Ende der Woche erneut mit einem großangelegten Warnstreik den Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnverkehr in zahlreichen Bundesländern lahmgelegt. Es war die zweite Warnstreikrunde im laufenden Tarifkonflikt des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), den Verdi parallel in fast allen Bundesländern austrägt. Unterstützt wurde die Gewerkschaft erneut von der Klimabewegung Fridays for Future, die ebenfalls zu einem bundesweiten Klimaprotest aufgerufen hatte. Bei zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen traten die beiden Organisationen im Rahmen des Bündnisses "Wir fahren zusammen" gemeinsam auf, um für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV zu demonstrieren.
Der Warnstreik betraf Verdi zufolge mehr als 70 Städte in nahezu allen Bundesländern. Lediglich in Bayern, im Saarland sowie in Thüringen gab es keine Ausstände. In vielen Ländern hatten die Warnstreiks bereits am Donnerstag begonnen. In einigen Ländern ist auch am morgigen Samstag noch mit Einschränkungen zu rechnen.
"Wir sind sehr zufrieden", sagte der Verdi-Fachgruppenleiter für Busse und Bahnen, Andreas Schackert. "Wir waren mit unserem Streik sichtbar und erfolgreich, bis auf wenige Ausnahmen lief der Arbeitskampf überall ungestört." Die Zusammenarbeit mit FFF bezeichnete Schackert als vollen Erfolg. Zur größten Kundgebung im Berliner Invalidenpark zog es FFF-Aktivistin Liv Manthey zufolge Tausende Menschen. Aktivistin Luisa Neubauer und Verdi-Vize Christine Behle traten dort gemeinsam auf.
Nicht überall festgefahrene Gespräche
Verdi verhandelt derzeit in 14 Bundesländern mit den Verkehrsunternehmen über neue Tarifverträge. Um höhere Entgelte geht es dabei nur in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch im Saarland forderte die Gewerkschaft mehr Geld, hier einigten sich beide Seiten aber vor wenigen Tagen auf einen Abschluss. In den anderen Bundesländern geht es hingegen vor allem um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. In Hamburg etwa beabsichtigt Verdi, die 35-Stunden-Woche durchzusetzen. Um längere Wendezeiten am Ende einer Route, mehr Urlaubstage und Urlaubsgeld geht es wiederum in Berlin.
In den Verhandlungen sind unterdessen die Fronten nicht überall verhärtet. In immer mehr Bundesländern dürfte es in den nächsten Wochen daher Abschlüsse geben. Damit sinkt die Zahl der Städte und Landkreise, in denen Verdi zu Warnstreiks aufrufen kann.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa