"Waren nicht gut genug" Vodafone wählt radikalen Weg - 11.000 Stellen fallen weg
16.05.2023, 14:21 Uhr Artikel anhören
Vodafone will weltweit 11.000 Stellen streichen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Mehr Wachstum durch eine neue Organisation. Der Telekommunikationsanbieter Vodafone tritt auf der Stelle. Einzelne große Märkte schwächeln erheblich. Nun zieht die Konzernchefin die Reißleine. Ein Analyst spricht von Tabula Rasa.
Wegen trüber Geschäftsaussichten krempelt die neue Konzernchefin Margherita Della Valle den britischen Mobilfunkanbieter Vodafone um. Sie kündigte den größten Jobabbau der Firmengeschichte sowie einen Umbau des Konzern an. Dabei könnte die kriselnde Spanien-Tochter verkauft werden. "Unsere Leistungen waren nicht gut genug", räumte sie ein. "Wir werden unsere Organisation vereinfachen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen." Um dauerhaft liefern zu können, müsse sich Vodafone ändern. Ihre Priorität seien "Kunden, Vereinfachung und Wachstum".
In den kommenden drei Jahren würden daher weltweit 11.000 Stellen gestrichen. Das sind mehr als zehn Prozent aller Beschäftigten. Früheren Medienberichten zufolge stehen in Deutschland bislang 1300 von insgesamt 14.300 Stellen Vollzeit-Jobs zur Disposition. Della Valle hatte den Job zum Jahreswechsel zunächst interimistisch übernommen und wurde im vergangenen Monat zur regulären Vorstandsvorsitzenden des britischen Mobilfunkers ernannt.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 trat der Konzernumsatz den Angaben zufolge faktisch auf der Stelle bei 45,7 Milliarden Euro. Ein schwächelndes Deutschland-Geschäft und gestiegene Energiekosten drückten das operative Ergebnis um 1,3 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Beide Werte blieben hinter den Markterwartungen zurück. Für 2023/2024 rechnet das Unternehmen mit einem Einbruch des Mittelzuflusses um etwa ein Drittel auf 3,3 Milliarden Euro. Analysten hatten bislang mit 3,6 Milliarden Euro gerechnet.
Vodafone-Aktien brachen an der Londoner Börse um knapp fünf Prozent ein, so stark wie zuletzt vor rund einem halben Jahr. Die neue Firmenchefin scheine Tabula Rasa machen zu wollen, um den "Supertanker" angesichts des schwächelnden Geschäfts in den Griff zu bekommen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.
Wegen des harten Wettbewerbs in Spanien will Della Valle die Optionen für die dortige Tochter prüfen. Sie sei offen für einen Verkauf des Geschäfts, aber es sei noch zu früh für eine Entscheidung. In Spanien waren die organischen Service-Umsätze im vergangenen Geschäftsjahr um 5,4 Prozent gesunken, zwei- bis dreimal so stark wie in Deutschland und Italien. Alle anderen Bereiche verbuchten Zuwächse. "Rückläufige Erträge in drei unserer vier größten europäischen Märkte sind einfach nicht gut genug", sagte die Vodafone-Chefin. Sie gehe aber davon aus, das im aktuellen Quartal die Talsohle durchschritten werde.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa