Krise schlägt zu Wärmepumpenhersteller Nibe streicht Hunderte Stellen
18.03.2024, 17:15 Uhr Artikel anhören
In Deutschland wurden letztes Jahr deutlich mehr Wärmepumpen verkauft als im Vorjahr - die Nachfrage war allerdings längst nicht so hoch wie erhofft.
(Foto: IMAGO/Rolf Poss)
Die anhaltend schwache Nachfrage nach Wärmepumpen veranlasst den Hersteller Nibe dazu, Hunderte Stellen zu streichen. Das Unternehmen aus Schweden gibt die Krise im Bausektor als Ursache an und spricht von "schwierigen Marktbedingungen".
Der schwedische Wärmepumpenhersteller Nibe hat hunderte Stellenstreichungen angekündigt. In Schweden fallen 340 Arbeitsplätze weg und eine "ähnlich hohe Zahl" soll in anderen europäischen Ländern abgebaut werden, wie das Unternehmen mitteilte. Hintergrund sei vor allem die Krise im Bausektor, welche sich stark auf die Nachfrage nach Wärmepumpen auswirke.
Im Februar hatte Nibe bereits angekündigt, 500 seiner insgesamt rund 20.000 Arbeitsplätze zu streichen. Nun präzisierte das Unternehmen die konkrete Zahl für Schweden. Für die Streichungen in anderen Ländern sollen Verhandlungen starten. Die Entscheidung sei "aufgrund der schwierigen Marktbedingungen notwendig", führte Nibe aus. "Der Beginn des Jahres 2024 hat eine viel schwächere Nachfrage auf dem europäischen Wärmepumpenmarkt bestätigt."
Marc Schmitz, Inhaber des gleichnamigen Installateurbetriebs, sagte Ende Januar im Interview mit ntv.de über den Absatz von Wärmepumpen: "Die Nachfrage ist eingebrochen. Wir bauen natürlich noch Wärmepumpen ein, weil jeder, der ein neues Gebäude baut oder ohnehin saniert, sich dafür entscheidet. Aber die große Nachfrage, die Unternehmen und Politik erwartet hatten, ist nicht eingetroffen." Laut Schmitz könnte sich dies mit der kommunalen Wärmeplanung ändern.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) meldeten für 2023 ein Rekordjahr beim Absatz von Wärmepumpen in Deutschland. Die Hersteller verkauften demnach insgesamt 356.000 Geräte, ein Plus von 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Kostenfalle fossile Energieträger?
Gleichzeitig stiegen aber auch die Verkaufszahlen von klimaschädlichen Heizungen. Der Absatz von Gasheizungen sei im vergangenen Jahr - nach einem Rückgang 2022 - wieder kräftig auf den Rekordwert von 790.500 verkauften Kesseln gestiegen, so BDH und BWP. Der Absatz der von Klimaschützern besonders kritisierten Ölheizungen verdoppelte sich 2023 auf 112.500 Geräte. Für so einige Käufer könnte das noch zur Kostenfalle werden.
"Dass vergangenes Jahr so viele Menschen in neue Öl- und Gasheizungen investiert haben, ist tragisch, denn sie werden in den nächsten Jahren so viel mehr dafür bezahlen. Sie wurden einfach angelogen. Die Zusatzkosten werden in den nächsten 10 bis 20 Jahren richtig wehtun. Das fördert Energiearmut", sagte Bastian Gierull vom Energieversorger Octopus Energy im "Klima-Labor" von ntv.
Quelle: ntv.de, rog/AFP