Zinshoffnungen bleiben Wall Street steckt Talfahrt gut weg
11.04.2024, 22:29 Uhr Artikel anhören
Die Anleger warten seit Monaten gespannt auf jedes Zinssignal der Fed.
(Foto: AP)
Weitere Konjunkturdaten und Notenbanker-Aussagen machen die Anleger an der Wall Street nervös. Doch nach dem massiven Kursrutsch vom Vortag zieht auch wieder ein wenig Zuversicht ein. Irgendwann wird die Zinswende schließlich kommen.
Die Wall Street hat sich bis zum Abend von der Talfahrt des Vortages erholt. Vor allem die technologielastige Nasdaq startete deutlicher durch - gestützt von Apple. Der Dow-Jones-Index stagnierte bei 38.459 Punkten, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 0,7 bzw. 1,7 Prozent zu. Dabei standen sich an der Nyse 1448 (Mittwoch: 409) Kursgewinner und 1379 (2445) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 68 (36) Titel.
Am Vortag hatten höher als erwartet ausgefallene Inflationsdaten für deutlichen Abgabedruck gesorgt. Die Erwartungen auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank hatten damit einen weiteren massiven Dämpfer erhalten und wurden ausgepreist. Die Marktzinsen hatten entsprechend deutlich zugelegt.
Im Handel war nun von einer übertriebenen Marktreaktion die Rede: "Vor allem der starke Anstieg der Anleihe-Renditen erschien völlig verrückt, da die Inflationsdaten vom Mittwoch nur geringfügig höher als erwartet ausgefallen waren", sagte Präsident David Rosenberg von Rosenberg Research. John Williams, Präsident der New Yorker Fed-Filiale, entfachte unter Anlegern in Sachen Zinssenkungen wieder mehr Mut: Er ging nach wie vor von einem schrittweisen Rückgang der Inflation aus, allerdings dürfte der Weg nicht einfach werden. Dazu passten etwas niedriger als gedacht ausgefallene Erzeugerpreise.
Dass die Zinssenkungshoffnungen seit Jahresbeginn überzogen gewesen waren, machte die Präsidentin der Boston Fed, Susan Collins, deutlich. In diesem Jahr könnten weniger Zinssenkungen als erwartet gerechtfertigt sein. Die Daten hätten die "Dringlichkeit" von Zinssenkungen verringert, sagte Collins.
Renditen ziehen weiter an
Am Anleihemarkt zeigten sich die Renditen nach der Vortagesrally volatil und stiegen zum Schluss wieder leicht - gestützt von besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen Arbeitsmarktdaten. Am Devisenmarkt behauptete sich der Dollar mit weiter gestiegenen Marktzinsen nach den kräftigen Vortagesaufschlägen, der Dollarindex verharrte auf dem hohen Vortagesniveau. Am Vortag hatten die massiv gestiegenen Marktzinsen dem Dollar kräftig Rückenwind verliehen. Allerdings bremsten die schwächeren Erzeugerpreise. Der Euro schwächelte etwas mit den als taubenhaft interpretierten Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde.
Die Ölpreise notierten leichter. Bislang ist die befürchtete direkte Konfrontation zwischen Israel und dem Iran ausgeblieben. Wetterbedingte Ausfälle von Raffinerieanlagen in Texas wirkten preisdämpfend, weil die Ölnachfrage dort zurückgehen dürfte. Das Erdölkartell Opec hielt an seiner Schätzung für das weltweite Wachstum der Ölnachfrage in diesem Jahr fest, senkte jedoch die Prognose für das Wachstum des Angebots außerhalb der Opec für dieses und das nächste Jahr. Der Goldpreis erholte sich vom Rücksetzer des Vortages - befeuert von den schwächeren Erzeugerpreisen.
Boeing im Sinkflug
Boeing hatte bei einer internen Prüfung festgestellt, dass CEO David Calhoun und andere Führungskräfte Privatreisen im Wert von mehr als 500.000 Dollar mit Privatjets und anderen Flugzeugen des Unternehmens unternommen haben, die unrechtmäßig als Geschäftsreisen abgerechnet wurden. Der Kurs gab 0,7 Prozent nach.
Apple bereitet sich einem Agenturbericht zufolge darauf vor, seine Mac-Reihe mit neuen hauseigenen Prozessoren auszurüsten. Der Kurs legte um 4,3 Prozent zu. Nike stiegen nach einer Hochstufung durch Bank of America auf "Kaufen" um 3,4 Prozent. Amazon ( plus 1,7%) kletterten auf ein Allzeithoch - CEO Andy Jassy hatte sich optimistisch zur KI-Strategie des Einzelhändlers geäußert.
Constellation Brands kletterten nach positiven Geschäftszahlen um 1,3 Prozent. Der Spirituosenanbieter hatte im vierten Quartal die Markterwartungen geschlagen. CarMax brachen um 9,3 Prozent ein, der Autohändler hatte die Schätzungen des Marktes in der vierten Periode verfehlt.
Mehrere US-Bundesbeörden nehmen Morgan Stanley wegen möglicher Geldwäsche bei Kunden unter die Lupe, der Kurs ermäßigte sich um 5,2 Prozent. Vertex Pharmaceuticals legten um 0,7 Prozent zu. Das US-Biotechnologieunternehmen will Alpine Immune Sciences für 4,9 Milliarden US-Dollar in bar übernehmen. Die Alpine-Aktie machte daraufhin einen Kurssprung um rund 36,8 Prozent nach oben.
Quelle: ntv.de, mau/DJ