Wirtschaft

Potenzial von 90 Prozent Warum es kaum Solaranlagen auf Lagerhallen gibt

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Dächer von Gewerbeimmobilien für Solarenergie zu nutzen, ist kompliziert.

Dächer von Gewerbeimmobilien für Solarenergie zu nutzen, ist kompliziert.

(Foto: picture alliance / ZB/euroluftbild.de)

Solaranlagen auf Privathäusern gibt es mittlerweile massenhaft. Nur die Dächer von Industriegebäuden oder Supermärkten sind größtenteils immer noch leer. Enviria-Gründer Melchior Schulze Brock erklärt, woran es scheitert.

Es gibt in Deutschland riesige Flächen auf Lagerhallen, Supermärkten und Industriegebäuden. Warum sieht man darauf so selten Solarmodule?

Melchior Schulze Brock: Es ist tatsächlich so, dass nach dem heutigen Stand nur etwa zehn Prozent der Gewerbeflächen belegt sind. Wir haben also ein Potenzial von 90 Prozent. Aber es ist faktisch deutlich schwieriger als im Markt der Einfamilienhäuser.

Bei den Privaten hat es in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom gegeben. Weshalb ist es für Gewerbebauten so viel schwieriger?

Beim Einfamilienhaus sind der Gebäudeeigentümer und der Stromabnehmer in der Regel die gleiche Person. Im Gewerbe gehört die Liegenschaft oft einem Immobilienfonds, und das produzierende Unternehmen ist in dem Gebäude nur ein Mieter. Um eine Solaranlage aufs Dach zu bekommen, brauchen wir aber den Eigentümer, nur der kann den Vertrag schließen. Wir müssen also drei Parteien zusammenbringen, das macht es schon mal schwieriger. Aber auch die Planung der Anlagen ist sehr herausfordernd.

In welcher Hinsicht?

Die Anlagen sind riesengroß und oft auf einer anderen Spannungsebene angeschlossen. Da braucht man Trafostationen, es gibt langwierige Prozesse mit den Verteilnetzbetreibern.

Die Wirtschaftslage in Deutschland ist gerade schwierig. Denken viele Unternehmen da nicht an ganz andere Dinge als an Strom vom Dach?

Das spüren wir auch. Insbesondere in den Industrien, die gerade eine schwierige Phase haben. Im Automobilsektor sagen uns die Kunden, dass sie im Moment andere Probleme haben und noch warten wollen. Da werden Projekte verschoben, nachvollziehbarerweise. Das merken wir natürlich auch in der Auftragslage.

Der Gründer des Solar-Startups Enviria, Melchior Schulze Brock

Der Gründer des Solar-Startups Enviria, Melchior Schulze Brock

Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass die Genehmigungszeiten für Wind- und Solaranlagen kürzer werden. Merken Sie das schon?

Offen gestanden nein. Wir haben in Deutschland eine komplexe Ausgangslage mit 850 Verteilnetzbetreibern. Im Grunde legt jeder von denen die Anwendungsregeln individuell aus. Das macht es schwierig für uns, das Verfahren zu standardisieren. Die Bearbeitungszeiten sind lang, es gibt Fälle, in denen wir Monate warten. Wir sehen aber, dass unser Segment im Fokus der Politik ist. Wir haben mit dem Solarpaket 1 Vorstöße gesehen, die in die richtige Richtung zeigen. Aber da ist noch sehr viel Luft nach oben.

Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":

  • Wer die typischen Kunden von Enviria sind
  • Warum die meisten Firmen mit den Solaranlagen selbst nichts zu tun haben wollen
  • Was Schulze Brock sich vom Wirtschaftsminister wünschen würde

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Quelle: ntv.de, ddi

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