Wirtschaft

Der Winter wird teuer Warum gehen die Energiepreise durch die Decke?

Gas dürfte erst im nächsten Frühjahr billiger werden.

Gas dürfte erst im nächsten Frühjahr billiger werden.

(Foto: imago images/Christian Ohde)

Energie ist so teuer wie lange nicht mehr. Die Preise von Gas, Strom und Öl steigen rasant. Es sieht nicht danach aus, dass sich das schnell ändert. ntv.de erklärt, woran es liegt.

1. Weltweiter Energiehunger

Die globale Wirtschaft erholt sich nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr, Unternehmen haben weltweit ihre Produktion hochgefahren. Viele große Volkswirtschaften wollen sich nun gleichzeitig beispielsweise mit Gas und Kohle eindecken. Das führt dazu, dass die Nachfrage kräftig steigt - und damit entsprechend die Preise.

2. Gas spielt eine wichtige Rolle

Seit Anfang des Jahres steigen die Energiepreise rasant - verantwortlich in Deutschland ist dafür vor allem der Gaspreis. Der Großhandelspreis von Erdgas ist zwischen Januar und Oktober um rund 440 Prozent gestiegen. Gas wird nämlich nicht nur zum Heizen verwendet, sondern auch zur Stromerzeugung - der Preis für den fossilen Brennstoff beeinflusst daher auch den Strompreis. In Deutschland ist Strom an der Börse seit Januar rund 140 Prozent teurer geworden.

3. China deckt sich mit Flüssiggas ein

Der Gaspreis wird auch durch einen enormen Bedarf Chinas an Flüssiggas (LNG) angetrieben. Die zweitgrößte Volkswirtschaft und zugleich die größte herstellende Industrie des Planeten kauft derzeit den LNG-Markt leer und zahlt Rekordpreise, um die Versorgung im nahenden Winter zu sichern. Der Grund: In der Volksrepublik wird Kohle - dort die wichtigste Quelle für die Stromerzeugung - in den Vorratsspeichern der Kraftwerke knapp. Das Land mit dem weltweit größten Hunger auf Kohle hat dabei ein großes Problem: Der Handelsstreit mit Australien, dem weltweit zweitgrößten Kohleexporteur, hat dazu geführt, dass Lieferungen nach China stark eingeschränkt wurden. Und im Kohle-Exportland Indonesien kommt es wegen massiver Regenfälle zu Produktionsausfällen.

4. Gasvorräte schrumpfen

Preise werden nicht nur durch die Nachfrage bestimmt, sondern auch durch das Angebot. Der vergangene Winter war in Europa ungewöhnlich kalt. Weil deswegen mehr Gas zum Heizen verbraucht wurde, sind die Vorräte in Europa geschrumpft. In Deutschland sind die Gasspeicher derzeit nur zu rund 68 Prozent befüllt und damit sind die Vorräte viel kleiner als in den Vorjahren. Die Wiederbefüllung der Vorratssilos hat von einem besonders niedrigen Stand aus begonnen und vergleichsweise spät.

5. Pipeline-Arbeiten in Europa

Im Sommer wurden außerdem Instandhaltungsarbeiten an Europas Gas-Infrastruktur nachgeholt, was zu verringerten Liefermengen geführt hat. So wurde etwa in Norwegen und Großbritannien am Pipeline-Netz gearbeitet.

6. Erneuerbare Energien schwächeln

Windräder lieferten in Deutschland im ersten Halbjahr wegen schwacher Winde rund ein Fünftel weniger Strom als im Vorjahr. Auch schien die Sonne nicht so oft. Trotz des kräftigen Ausbaus der Photovoltaik-Anlagen im vergangenen Jahr floss deshalb nur wenig mehr Solarenergie an die Märkte.

7. Energiewende

Auch die Energiewende hat Einfluss. Kraftwerksbetreiber und Industrie müssen in der EU für den Ausstoß des klimaschädlichen Abgases Zertifikate erwerben, die immer weniger und damit teurer werden. Seit Jahresbeginn hat sich der Preis für den Ausstoß einer Tonne CO2 dem IW Köln zufolge verdoppelt.

8. Opec+ hält Ölpreis hoch

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Ungeachtet der steigenden Rohölpreise halten die großen Ölförderländer an ihrer bereits vor Monaten beschlossenen lediglich moderaten Erhöhung der Fördermengen fest. Die Ölpreise waren mit Ausbreitung der Corona-Pandemie im April 2020 stark gesunken. Die Opec+ schraubte daher die Fördermenge zurück, die Preise erholten sich. Im Mai dieses Jahres begann die Opec dann mit einer schrittweisen Produktionssteigerung. Die tägliche Ölfördermenge liegt aber immer noch um 5,8 Millionen Barrel unter Vorkrisenniveau. Zuletzt scheiterte eine Vereinbarung über eine weitere Produktionssteigerung am Widerstand der Vereinigten Arabischen Emirate.

9. Macht der Kreml Druck?

Dem staatlich kontrollierten russischen Konzern Gazprom wird etwa von EU-Abgeordneten vorgeworfen, den Gaspreis absichtlich in die Höhe zu treiben, damit die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 schneller in Betrieb genommen wird. Ihre Argumentation: Gazprom erfülle zwar bestehende Verträge, weigere sich aber, zusätzliche Gaslieferungen durch bereits existierende Pipelines zu buchen. Trotz hoher Preise bediene Gazprom nicht die höhere Nachfrage und habe die eigene Produktion sogar gedrosselt. Gazprom weist das zurück.

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa/AFP

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