Wirtschaft

"Gold gerät unter Druck"Weltweit beben die Börsen - Verluste weiten sich aus

14.11.2025, 11:47 Uhr
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Kursverluste gibt es vor allem bei Tech-Aktien. (Foto: REUTERS)

An den Börsen trübt sich die Stimmung ein, auch am Frankfurter Aktienmarkt geht es abwärts. Derweil wirft ein Star-Investor das Handtuch und macht seinen Hedgefonds dicht.

An den weltweiten Aktienmärkten setzt sich die Talfahrt fort, die am gestrigen Donnerstag begonnen hatte. Dafür werden vor allem zwei Gründe verantwortlich gemacht: Die hohen Bewertungen von Technologieunternehmen und wachsende Zweifel, ob die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung die Zinsen senken wird.

In Deutschland fiel der Dax wieder unter die Marke von 24.000 Punkte, im Verlauf lag er 1,7 Prozent im Minus bei 23.626 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank 1,2 Prozent, für den Londoner FTSE ging es 1,1 abwärts. Zuvor hatten sich die asiatischen Börsen dem weltweiten Ausverkauf vom Donnerstag angeschlossen. An den US-Börsen zeichnet sich eine tiefrote Eröffnung ab.

"Die Euphorie über das Ende des Shutdowns in den USA ist vollständig verflogen, jetzt schwinden auch noch die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung", resümierte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Anleger schraubten ihre Erwartungen an eine baldige weitere Lockerung der US-Geldpolitik zurück, nachdem sich Fed-Vertreter gespalten über den Zustand der US-Wirtschaft geäußert hatten.

"Die Zinsfrage könnte die Börsen in den kommenden Wochen noch ordentlich in Atem halten", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. "Stand jetzt wäre das nächste Fed-Meeting damit so unvorhersehbar wie kaum eines zuvor." In den kommenden Wochen werden mehrere US-Konjunkturdatenberichte vorgelegt, die der am Mittwoch beendete teilweise Stillstand der Behörden verzögert hat. Manche Veröffentlichungen dürften zudem ausfallen, weil die dafür benötigten Daten wegen des Shutdowns nie erhoben wurden

Die neuen Kursverluste folgten auf einen Ausverkauf an der Wall Street, der von Aktien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz angeführt wurde. Die Warnungen werden lauter, dass die Marktbewertungen sich von den Fundamentaldaten abgekoppelt hätten.

Auch Bitcoin verliert

An der Wall Steet war der Dow Jones-Index der Standardwerte 1,6 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen, der technologielastige Nasdaq gab 2,3 Prozent nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,7 Prozent ein. "Es sieht so aus, als ob die Anleger bei diesen KI-bezogenen Aktien Gewinne mitnehmen", sagte die Strategin Fumika Shimizu von Nomura Securities mit Blick auf die Sorgen über hohe Bewertungen. Besonders die Aktien von Nvidia und anderen Schwergewichten aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) gerieten unter Druck, da Anleger deren hohe Bewertungen in Frage stellten.

Im Zuge der Kursverluste an den Aktienmärkten rutschte auch der Goldpreis ab. Eine Feinunze Gold verbilligt sich um fast 3 Prozent auf 4024 Dollar. "Gold gerät unter Druck, weil Positionen geschlossen werden, um Nachschussforderungen aufgrund von Kursverlusten an den Aktienmärkten zu erfüllen", sagt Ricardo Evangelista, Analyst bei ActivTrades.

Das dürfte auch beim Bitcoin der Fall sein. Er gibt 2,4 Prozent auf 96.386 Dollar nach und verharrt damit auf dem tiefsten Niveau seit Mai. Bereits am Donnerstag war er um rund 3 Prozent abgerutscht.

Als Zeichen der wachsenden Besorgnis über die Bewertung von Tech-Aktien schloss Star-Investor Michael Burry seinen Hedgefonds Scion Asset Management. Die Unterlagen seines Fonds wurden häufig nach Hinweisen auf potenzielle Marktblasen und überhöhte Bewertungen durchforstet.

Hedgefonds setzen unter anderem auch auf fallende Aktienkurse. Burry wurde durch seine Wetten gegen den US-Häusermarkt vor dessen Zusammenbruch 2008 bekannt. Seine Geschichte wurde im Buch "The Big Short" von Michael Lewis verewigt, das wiederum die Grundlage für den gleichnamigen Hollywood-Film bildete. Zuletzt hatte er gegen die KI-Schwergewichte Palantir und Nvidia gewettet. "Meine Einschätzung des Wertes von Wertpapieren stimmt derzeit und seit einiger Zeit nicht mehr mit den Märkten überein", schrieb er Ende Oktober an die Anleger seines Fonds.

Burry hat zuletzt argumentiert, dass Tech-Unternehmen wie Microsoft, Google, Oracle und die Facebook-Mutter Meta Milliarden in Nvidia-Chips und -Server investierten und gleichzeitig die Abschreibungspläne in aller Stille in die Länge zögen, um die Gewinne höher aussehen zu lassen.

Zwischen 2026 und 2028 könnten diese buchhalterischen Entscheidungen die Abschreibungen um etwa 176 Milliarden Dollar zu niedrig ausfallen lassen. Das treibe die ausgewiesenen Gewinne der gesamten Branche in die Höhe, so Burry.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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