Für Spätsommer 2023 erwartet Wetterphänomen El Niño kostet die Welt Billionen Euro
19.05.2023, 11:43 Uhr
El Niño führt nicht nur zu Überschwemmungen, sondern auch zu Dürren und Waldbränden.
(Foto: picture alliance/dpa/DEPARTMENT OF FIRE AND EMERGENCY SERVICES/AAP)
Experten rechnen in diesem Jahr mit dem Klimaphänomen El Niño. Während sich Dürren und Waldbrände in Asien und Australien häufen, wird in Afrika mit mehr Überschwemmungen gerechnet. Neben den menschlichen sind auch die wirtschaftlichen Folgen enorm und um ein Vielfaches höher, als bisher angenommen.
Die wirtschaftlichen Kosten durch das Wetterphänomen El Niño gehen einer Studie zufolge weltweit in die Billionen Euro. Für ihre im Fachjournal "Science" veröffentlichte Untersuchung haben US-Wissenschaftler nicht nur die direkten Verluste betrachtet, die mit El Niño einhergehende Wetterextreme wie Überflutungen und Dürren verursachen. Zudem berechneten Christopher Callahan und Justin Mankin vom Dartmouth College in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire auch den Einfluss von El Niño auf das Wirtschaftswachstum und das Einkommen der betroffenen Menschen.
"El Niño", das Christkind - so nannten peruanische Fischer ein Klimaphänomen, das in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre im Pazifik auftritt und dessen Auswirkungen dort oft in der Weihnachtszeit bemerkt wurden. Dabei verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. In Teilen Afrikas und Südamerikas wird mit mehr Überschwemmungen gerechnet, in Südostasien und Ostaustralien häufen sich dagegen Dürren und Waldbrände. Für den Spätsommer 2023 prognostizierte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ein Auftreten von El Niño kürzlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent.
"Der Gesamtpreis für solche Ereignisse wurde noch nie vollständig beziffert", wird Callahan in einer Dartmouth-Mitteilung zitiert. "Man muss das gesamte reduzierte Wachstum auch in der Folgezeit zusammenzählen, nicht nur, wenn das Ereignis stattfindet." Er und Mankin analysierten die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf für zahlreiche Länder in den Jahren 1960 bis 2019 und verglichen dies mit dem Auftreten von El Niño in den Jahren 1982/1983 sowie 1997/1998.
Da sich der Einbruch einer wirtschaftlichen Entwicklung auch auf die Folgejahre auswirkt, errechneten die Wissenschaftler den ökonomischen Verlust für die fünf auf El Niño folgenden Jahre. Für das Ereignis 1982/1983 betrug er demnach 4,1 Billionen Dollar (3,76 Billionen Euro), für 1997/1998 waren es 5,7 Billionen Dollar (5,23 Billionen Euro), jeweils im Verhältnis zu einer Zeit ohne El Niño.
"Müssen in Anpassung an El Niño investieren"
Betroffen sind vor allem Länder in den Tropen, die ohnehin zu den einkommensschwächeren zählen. "El Niño verstärkt die größeren Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und wirkt sich unverhältnismäßig stark auf diejenigen unter uns aus, die am wenigsten widerstandsfähig und vorbereitet sind", betont Mankin. In einem weiteren Schritt verbanden die Forscher ihre Ergebnisse mit Klimamodellen, die den Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts prognostizieren.
Für die Zeit von 2020 bis 2099 berechneten sie einen weltweiten wirtschaftlichen Verlust von 84 Billionen Dollar (77,1 Billionen Euro). "Wir zeigen hier, dass solche Klimaschwankungen, wie sie mit El Niño verbunden sind, unglaublich kostspielig sind und das Wachstum über Jahre hinweg stagnieren lassen, was uns zu Kostenschätzungen veranlasst hat, die um Größenordnungen größer sind als vorherige", sagt Mankin.
Die Studienautoren plädieren dafür, nicht nur die Emissionen der Treibhausgase zu verringern. "Wir müssen sowohl den Klimawandel abmildern als auch mehr in die Vorhersage von und Anpassung an El Niño investieren, da diese Ereignisse die zukünftigen Kosten der globalen Erwärmung nur erhöhen werden", erklärt Mankin. Vorteile, die manchen Ländern durch El Niño entstehen und auch Vergünstigungen durch La Niña, das gegenteilige Phänomen zu El Niño, haben Mankin und Callahan bei ihren Berechnungen übrigens einkalkuliert.
Quelle: ntv.de, spl/dpa