Wirtschaft

Einer freut sich schonWie sich Investoren-Stars für das Ende des KI-Hypes positionieren

13.11.2025, 18:50 Uhr
imageVon Max Borowski
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Wer zu früh auf das Ende einer Rally setzt, läuft Gefahr, Gewinne zu verpassen. Softbank entgingen so im Fall von Nvidia einst viele Milliarden. (Foto: picture alliance / Zoonar)

Niemand weiß, ob und wann die KI-Blase platzt. Angesichts der schwindelerregenden Kursgewinne mancher Aktien bereiten sich Anleger allerdings darauf vor, dass die Rally endet - auf ganz unterschiedliche Weise.

Die Zahlen sind gigantisch: Allein der Chiphersteller Nvidia ist inzwischen knapp 5 Billionen US-Dollar wert. Damit stellt diese Firma allein fast acht Prozent des Werts des gesamten amerikanischen Aktienmarktes. Einer Schätzung zufolge gehen 80 Prozent der gesamten Kursgewinne an den US-Börsen in diesem Jahr auf KI-Unternehmen zurück. Expertenmeinungen gehen weit auseinander, ob diese Entwicklung eine Blase darstellt oder durch künftige Gewinne mit der neuen Technologie gerechtfertigt ist. Selbst Sam Altman, der Chef des ChatGPT-Machers OpenAI, warnte schon vor Wochen, dass die Kursentwicklung der Internetblase Ende der 1990er Jahre ähnele.

Immer mehr Investoren bereiten sich daher auf eine Kurskorrektur am Aktienmarkt vor – auf ganz unterschiedliche Weise. Während manche Hedgefonds direkt auf Einbrüche bei zuletzt boomenden KI-Aktien wetten, reduzieren andere schrittweise den Anteil von Technologiewerten in ihrem Portfolio, um ihre Gewinne aus der KI-Rally zu sichern und ihr Risiko zu diversifizieren. Einige prominente Beispiele:

Michael Burry wurde einst berühmt, weil er als einer von ganz wenigen Investoren den Zusammenbruch des Immobilienmarktes in den USA ab 2007 voraussagte und mit entsprechenden Finanzwetten Milliarden verdiente. Jüngst warnte er auf X vor einer KI-Blase. "Manchmal sehen wir Blasen. Manchmal gibt es etwas, was wir dagegen tun können. Manchmal ist der einzig erfolgsversprechende Spielzug, nicht zu spielen." Wie aus den Pflichtangaben bei der Finanzmarktaufsicht hervorgeht, hat Burrys Hedgefonds Scion im vergangenen Quartal mithilfe von Optionsscheinen rund eine Milliarde Dollar auf Kursrückgänge bei den KI-Schwergewichten Palantir und Nvidia gesetzt. Ob und wann Burry diese Optionen eingelöst hat, ist nicht bekannt. Daher ist auch nicht bekannt, ob und wie viel Geld sein Hedgefonds mit den jüngsten Rücksetzern bei beiden Aktien verdient hat.

Auch der vor allem für seine Investitionen in Schwellenländern berühmte Investor Mark Mobius prophezeit einen drastischen Einbruch an den Börsen. Bei Bloomberg sagte er eine Kurskorrektur um bis zu 40 Prozent voraus. Allerdings sieht der legendäre Fondsmanager das nicht als Gefahr, sondern als Chance an. "Ich würde mich über einen Rückgang von 30 oder 40 Prozent freuen", gab Mobius zu Protokoll. Denn er gehe davon aus, dass danach schon bald eine Erholung einsetzen werde. Investoren müssten "vorbereitet sein", das heißt, einen entsprechenden Cash-Anteil im Portfolio haben. Wenn die aktuelle KI-Blase platze, so Mobius, "werden wir viel kaufen".

Der Chef des größten Staatsfonds der Welt, der norwegische Pensionsfonds, warnte schon Anfang dieses Jahres, dass die KI-getriebene Tech-Rally nicht ewig weitergehen könne. Trotzdem verdiente der Fonds auch in diesem Jahr kräftig an den Kurszuwächsen seiner Technologie- und KI-Aktien. Der Fonds-Manager Trond Grande sagte kürzlich in einem Interview im US-Fernsehen auf die Frage, ob KI-Aktien in einer Blase seien: "Diesen Begriff würde er nicht verwenden." Die Kurse seien allerdings "erhöht". Der Fonds hatte schon zuvor bekannt gegeben, die Gewichtung von den zuletzt stark gestiegenen Technologieaktien im Portfolio zu reduzieren und die Branche "sehr sorgfältig zu beobachten".

Aufsehen erregte zuletzt der japanische Investor Softbank. Das für Technologie-Investments bekannte Unternehmen von Starinvestor Mayasoshi Son hat, wie aus der jüngsten Quartalsbilanz hervorging, alle seine Anteile an Nvidia, dem Inbegriff des KI-Booms, abgestoßen. Fast sechs Milliarden Dollar war das Aktienpaket wert. Allerdings positioniert sich Softbank damit nicht gegen den KI-Sektor, sondern stellt sich innerhalb der Branche neu auf. Die Investmentfirma realisiert die Gewinne ihrer Nvidia-Aktien und unter anderem auch ihre milliardenschweren Anteile am US-Mobilfunkunternehmen T-Mobile, um damit andere Investitionen mit starkem Fokus auf KI zu finanzieren, von denen sich Softbank offenbar in Zukunft mehr verspricht. Dazu gehört unter anderem OpenAI.

Softbank und Nvidia sind allerdings auch das beste Beispiel, um zu zeigen, wie schwer es ist, den richtigen Ausstiegszeitpunkt bei einer Rally zu finden. Softbank hatte schon einmal seine Nvidia-Aktien verkauft, nur um ein Jahr später zu deutlich höherem Preis wieder einzusteigen. Das Aktienpaket, das Softbank 2019 für rund vier Milliarden Dollar abstieß, wäre heute fast 150 Milliarden Dollar wert.

Quelle: ntv.de

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