Problem-Turbinen ohne Probleme Windkraftbranche stärkt Siemens Energy den Rücken
29.06.2023, 17:45 Uhr Artikel anhören
Riesige Windkraftanlagen von Siemens Gamesa sollen Europa mit grünem Strom versorgen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit vielen Jahren kämpft Siemens Gamesa mit der Qualität seiner Windkraftturbinen. Vergangene Woche schickt eine neue Warnung von Konzernmutter Siemens Energy den Aktienkurs in den Sinkflug. Die großen Kunden allerdings reagieren gelassen auf die Hiobsbotschaft.
Der Karlsruher Energiekonzern EnBW hat bislang keine Probleme mit seinen Windkraftanlagen des kriselnden spanischen Turbinenherstellers Siemens Gamesa festgestellt. Derzeit habe EnBW zwei Onshore-Turbinen von Gamesa in seinem Windpark Ober-Ramstadt in Betrieb, teilt der Konzern mit. Es gebe keine Probleme mit der Qualität. Auch stehe EnBW zu dem Thema bisher nicht in Kontakt mit Gamesa.
Siemens Gamesa - eine Tochter des Energiekonzerns Siemens Energy - kämpft seit Jahren mit Mängeln in der Produktion. Vergangene Woche hatte Siemens Energy eingeräumt, dass diese schwerwiegender sein könnten als bislang angenommen und daher seine Prognosen für das Jahr 2023 gestrichen. An der Börse brach der Aktienkurs von Siemens Energy daraufhin um 35 Prozent ein.
Nach Angaben des Unternehmens kann es bei Onshore-Windturbinen Fehler bei den Komponenten geben und Fehler im Design der Anlagen. Insgesamt könnten weltweit 15 bis 30 Prozent der bereits installierten Windturbinen betroffen sein, teilte Siemens Energy mit. Es drohen Reparaturkosten und Entschädigungen in Milliardenhöhe. Diese könnten im schlimmsten Fall die Marke von fünf Milliarden Euro überschreiten, schätzen die Experten der UBS.
Branche reagiert gelassen
Neben EnBW reagieren auch andere große Betreiber europäischer Windparks bislang allerdings gelassen. "Siemens Gamesa ist einer unserer langjährigen Partner im Bereich Onshore- und Offshore-Windkraft und wir sehen keine ungewöhnlichen technischen Probleme in unserer bestehenden Flotte", betonte der Essener Energieversorger RWE. Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass seine bestellten Turbinen rechtzeitig für die geplanten Projekte geliefert werden.
In Frankreich gab der französische Energieriese EDF an, dass er jedes Turbinenproblem lösen könne, wenn eins auftreten sollte. Der dänische Windparkbetreiber Orsted, der einen Onshore-Windpark mit Gamesa-Turbinen betreibt, wollte sich nicht zu einzelnen Lieferanten äußern, nannte die Laufleistung seines Portfolios allerdings gut. In Spanien will Energiekonzern Iberdrola einem Insider zufolge elf bereits gelieferte Windturbinen von Gamesa vor der Installation genau unter die Lupe nehmen. Bei den bereits eingesetzten Turbinen sind demnach keine Probleme bekannt.
Siemens Gamesa will bei der Analyse auch seine Zulieferer unter die Lupe nehmen. Der Liebherr-Konzern, Hersteller unter anderem von Großwälzlagern für die Windindustrie, erklärte auf Anfrage, dass Siemens Gamesa Kunde sei und Komponenten beziehe. "Unsere Produkte sind nicht betroffen", versicherte das Unternehmen.
Quelle: ntv.de, chr/rts