Wohnungsmarkt in Deutschland Zahl der Baugenehmigungen sinkt
18.07.2022, 12:00 Uhr
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Paradoxe Entwicklung: In Deutschland mangelt es vielerorts an Wohnraum, einen Boom beim Bauen können Statistiker aber nicht erkennen. Im Gegenteil: Die Behörden zählen zuletzt weniger Baugenehmigungen als im Vorjahr. Zeigt der Preisdruck Wirkung?
Trotz anhaltender Wohnungsnot ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland rückläufig. Im Mai wurden bundesweit 31.688 Wohnungen genehmigt, teilte das Statistische Bundesamt mit. Damit wurden 696 oder 2,1 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt als im Mai 2021.
Auch im Zeitraum seit Jahresbeginn bleiben die genehmigten Wohnungsbauvorhaben unter Vorjahresniveau: Nur 155.347 Projekte erhielten von Januar bis Mai grünes Licht von den Behörden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang um 1,6 Prozent.
Der insgesamt rückläufige Trend gehe ausschließlich auf den Einbruch bei den Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser zurück, erklärten die Statistiker. Deren Zahl habe sich im Zeitraum von Jahresbeginn bis Mai um 17,8 Prozent auf 34.809 verringert.
Im deutschen Wohnungsbau scheinen sich die Trends grundlegend zu verlagern: Bei den Zweifamilienhäusern gab es dagegen ein leichtes Plus von 2,1 Prozent. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl der erteilten Genehmigung sogar um 9,1 Prozent. Insgesamt
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) wertete die Entwicklung als Warnzeichen. ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa verwies vor allem darauf, dass saison- und kalenderbereinigt der Rückgang der Baugenehmigungen bei insgesamt sogar 6,6 Prozent lag. "Man muss es so klar sagen: Die Folgen der Inflation, der Energiekrise und der gestörten Lieferketten haben den Bau nun erreicht."
Es seien in den vergangenen Monaten immer weniger Aufträge reingekommen und ungewöhnlich viele Bauprojekte storniert worden, dazu komme jetzt dann noch der Rückgang bei den Baugenehmigungen. Sollte sich der Trend fortsetzen, gebe es bald eine tiefe Delle in der Baukonjunktur, warnte Pakleppa.
Er forderte von der Bundesregierung zuverlässige Förder- und Rahmenbedingen für private Bauprojekte. "Dass es noch immer keine verbindlichen Fördervorgaben für 2023 gibt, trägt zusätzlich dazu bei, dass viele Bauwillige vorsichtig bleiben."
In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hatte der Wohnungsbau in Deutschland insgesamt deutlich zugelegt. Allein 2021 wurden bundesweit insgesamt 380.736 Wohnungsbauvorhaben genehmigt - deutlich mehr als im Vorjahr und auch mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2016. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen erreichte damit inmitten der Corona-Krise den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende, wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.
Die Zahl der im zurückliegenden Jahr tatsächlich fertiggestellter Wohnungen ging dagegen zurück. Mit insgesamt knapp 293.400 lag die Menge neu bezugsfähiger Wohneinheiten 2021 abermals weit unter der von der Bundesregierung ausgerufenen Zielvorgabe.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP