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EZB senkt, Fed pausiert? Zinsen und Zahlen: Wie viel Luft hat der DAX noch?

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Technische Analysten sehen beim DAX noch Luft für fast 900 Punkte.

Technische Analysten sehen beim DAX noch Luft für fast 900 Punkte.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

US-Präsident Trump befeuert mit seiner bisherigen Zurückhaltung beim Thema Zölle die Party an den Börsen. Fraglich ist, wie lange der Zustand anhält. Denn die Luft wird dünner. Das Wort Konsolidierung macht die Runde. In der neuen Woche könnten zur Abwechslung wieder harte Daten die Kurse bestimmen.

Donald Trump und Entscheidungen der großen Notenbanken dürften in der neuen Börsenwoche den Ton angeben. In seinen ersten Tagen im US-Präsidialamt hatten Börsianer aufgeatmet, weil Trump keine konkreten Strafzölle verhängte und eher versöhnliche Töne in Richtung China anschlug. Der deutsche Leitindex DAX eilte von Rekord zu Rekord und gewann bei 21.520 Punkten bis zum Freitag knapp drei Prozent.

"Der US-Präsident hat ein Kursfeuerwerk mit der Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik ausgelöst", fasst Helaba-Strategin Claudia Windt zusammen. "Die Androhung von Zöllen bleibt zwar bestehen, scheint aber (noch) nicht die erste Mittelwahl zu sein." Einige Strategen sehen angesichts der starken Dynamik bereits höhere Risiken für eine Korrektur an den Märkten oder zumindest größere Kursschwankungen voraus. Übergeordnet sind von technischen Analysten aber Kursziele von um die 22.400 Punkte im DAX zu hören, bevor eine größere Seitwärtsbewegung zu erwarten ist.

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Für Bewegung könnten die anstehenden Entscheidungen der Zentralbanken sorgen. Bei der Europäischen Zentralbank dürfte am Donnerstag die nächste Zinssenkung ins Haus stehen, während die US-Notenbank Fed nach Meinung von Experten einen Tag zuvor pausieren dürfte. Damit dürfte sie auf Konfrontationskurs zu Trump gehen, der für weitere Zinssenkungen trommelt, um die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln.

Für Experten besteht angesichts des stabilen Arbeitsmarkts kein akuter Handlungsdruck. Vielmehr könne die Fed nun in Ruhe die ersten Entscheidungen der Trump-Regierung unter die Lupe nehmen. "Grundsätzlich bleibt eine weitere geldpolitische Lockerung 2025 wahrscheinlich, aber wohl nicht im bisher erwarteten Ausmaß", sagt Strategin Windt.

Die US-Wirtschaft zeigte sich zuletzt robust. In der neuen Woche steht unter anderem die Inflation im Fokus, wenn am Freitag der Preisindex für Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie veröffentlicht wird. Am Dienstag gibt der Auftragseingang langlebiger Güter Einblick in die Lage der Industrie.

Bei der EZB dürfte es am Donnerstag nach Meinung von Experten trotz anhaltendem Inflationsdruck mit den Einlagesätzen weiter nach unten gehen. Dies gilt vor allem mit Blick auf die angespannte Konjunkturlage als sicher. Dunkle Wolken für die deutsche Wirtschaft dürfte erneut das Münchner Ifo-Institut am Montag melden. Das Barometer war im Dezember bereits auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 gefallen. "Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland ist schlecht, und daran dürfte sich auch im Januar nichts Grundlegendes geändert haben", gibt sich Ulrich Kater von der Dekabank skeptisch.

Am Mittwoch steht das GfK-Konsumklima an und am Donnerstag die BIP-Schätzungen für Deutschland und die Eurozone. "Offensichtlich haben die Zinssenkungen der EZB die Wirtschaft bisher noch nicht spürbar angeschoben. Wahrscheinlich wird sich der positive Effekt der sinkenden Leitzinsen erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres vollumfänglich bemerkbar machen", sagt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer.

Bei den Unternehmen geht die Bilanzsaison weiter. Europäische Firmen dürften das dritte Quartal in Folge ein Gewinnwachstum erzielt haben, was dazu beitragen könnte, die Börsen weiter anzuschieben. Im Schnitt rechnen Analysten mit Ergebnissteigerungen im Schlussquartal von 1,5 Prozent. "Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienkurse steigen, wenn die Unternehmen in der Berichtssaison die Erwartungen übertreffen. Das Aufwärtspotenzial ist größer als das Abwärtspotenzial", sagt Matthieu Dulguerov, Leiter Aktien bei REYL Intesa Sanpaolo.

"Viele glauben, dass Europa vor wirtschaftlichen Herausforderungen steht und im Vergleich zu den USA ein geringeres Wachstum verzeichnen wird. Allerdings sind die meisten europäischen Unternehmen nicht stark vom europäischen Wirtschaftswachstum abhängig, da sie global tätig sind", erläutert der Experte. Einen Einblick in ihre Bücher gewähren unter anderem der Luxusriese LVMH, der Hersteller von Computerchip-Ausrüstung ASML sowie Roche, Novartis, Sanofi und Shell.

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Am Dienstag wird mit SAP der mit Abstand wertvollste DAX-Konzern seine Zahlen vorlegen. Analysten sind zuversichtlich. Zwei Tage später folgt die Deutsche Bank. Mit Microsoft, Meta, Tesla, IBM und Apple stehen zudem die Zahlen von mehreren ganz großen US-Tech-Werten an, die jederzeit die Stimmung an den Weltbörsen beeinflussen können.

In China steht das Frühlingsfest, allgemein bekannt als chinesisches Neujahr, als wichtigster Feiertag bevor. Die Börsen dort bleiben von Dienstag an eine Woche geschlossen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ

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