Angesichts der hohen Inflation signalisiert die US-Notenbank Fed eine rasche Zinserhöhung. Sie erklärte am Mittwoch nach der geldpolitischen Sitzung, es werde bald angebracht sein, den Leitzins zu erhöhen. Einstweilen beließ sie ihn noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Experten sagten in ersten Reaktionen:
"Die Fed vollzog in den vergangenen Monaten einen beachtlichen Kurswechsel", sagte Thomas Gitzel von der VP Bank. "Dabei sind es nicht einmal die gegenwärtig so hohen Inflationsraten, die in der Washingtoner Notenbank für Unruhe sorgen. Auch die Fed-Mitglieder wissen, dass die Teuerungsraten in den kommenden Monaten fallen werden. Es ist also nicht die Frage, ob die Inflationsraten fallen, sondern vielmehr bei welchen Niveaus sie sich einpendeln. Dabei ist von entscheidender Rolle, dass sich nun auch Preise bewegen, die sich normalerweise als träge erweisen. Für die Alarmbereitschaft der Fed ist also nicht die Höhe der Inflation verantwortlich, sondern deren Breite. Und noch etwas ist von hoher Relevanz: In den USA steigen die Löhne. Die Arbeitnehmer kommen nicht in dem Maße zu ihren Arbeitsplätzen zurück, wie es zu erwarten gewesen wäre. Es herrscht Mangel an Arbeitnehmern. Höhere Entgelte können aber zu einer gefährlichen Lohn-Preis-Spirale führen", so der Marktexperte weiter.
"Kurzum: Gegen die im Moment hohen Energiepreise ist die Fed machtlos. Auch gegen die mit dem Materialmangel einhergehenden Preissteigerungen kann die US-Notenbank derzeit nichts ausrichten. Was die Notenbank aber sehr wohl kann, ist ein Zeichen setzen. Unternehmen und private Haushalten soll klar werden, dass auf Dauer keine hohe Inflation hingenommen wird und sei es zulasten des Wirtschaftswachstums. Dieses Zeichen wurde heute mehr als deutlich gesetzt", erklärte Gitzel.
"Die Fed läutet die Zinswende offiziell ein. Die großen Überraschungen bleiben aus", so Thomas Altmann von QC Partners. "Noch bis Anfang März ist die Fed als Käufer von Staats- und Hypothekenanleihen aktiv. Dann ist endgültig Schluss mit der ultralockeren Geldpolitik. Zuerst wird die Fed im März den Leitzins nach dann exakt zwei Jahren nahe der Null anheben. Im weiteren Jahresverlauf wird sie dann mit der Reduzierung ihrer Bilanzsumme beginnen. Das heißt, die Fed wird die Rückzahlungen aus den im Rahmen des Kaufprogrammes erworbenen Anleihen nicht mehr vollständig reinvestieren. Damit kombiniert sie – wie erwartet – zwei Maßnahmen, die gleichzeitig auf die kurz- und auf die langfristigen Zinsen wirken sollen", erklärte Altmann.
"Die Börsen zeigen sich vom Fed-Statement wenig überrascht und wenig beeindruckt", sagte er "Alles, was die Fed heute formell und offiziell kommuniziert hat, war bereits erwartet und in den Kursen eingepreist. Genau wie vor der Zinssitzung erwarten die Börsianer auch nach der heutigen Zinssitzung vier Zinsschritte von jeweils 0,25 Prozent. Die entscheidende Nachricht für die Märkte lautet: Die Fed strafft ihre Geldpolitik, aber eben nicht schneller und nicht stärker als erwartet."