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Harter Startup-Alltag "Gründen ist verdammt hart, aber auch wunderschön"

"Jeder, der gründet, soll wissen, wie es wirklich ist", sagt Gründer und Autor Andy Bruckschlögl.

"Jeder, der gründet, soll wissen, wie es wirklich ist", sagt Gründer und Autor Andy Bruckschlögl.

(Foto: privat)

Andy Bruckschlögl, Seriengründer und Mitinitiator der Innovationskonferenz Bits & Pretzels, kennt alle Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Im Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" spricht er über Selbstzweifel, die Bedeutung von Coaching und wie er anderen Gründern Mut machen will.

"Ich würde ohne Coaching heute nicht hier sitzen", sagt Bruckschlögl gleich zu Beginn. Gegründet hat er vor gut zehn Jahren das Unternehmen Ryte. Doch je größer die Firma wurde, desto lauter wurden auch die Selbstzweifel: "Ich wusste oft nicht mehr weiter, fühlte mich in tiefen Löchern gefangen."

Die Begegnung mit seinem späteren Coach war Zufall: Über einen Markenworkshop lernte er ihn kennen. "Er nannte mich damals einen ungeschliffenen Diamanten - und drei Wochen später habe ich ihn verzweifelt angerufen." Aus einem spontanen Coaching-Wochenende wurde eine jahrelange Begleitung. Bis heute arbeitet er regelmäßig mit verschiedenen Mentoren.

Coaching ist wie Zahnreinigung

Ob Gründer ein Coaching benötigen? Bruckschlögl gibt eine klare Antwort: "Absolut! Jeder sollte so früh wie möglich anfangen, bevor die großen Krisen da sind." Sein Vergleich: "Wir gehen alle zur Zahnreinigung, damit wir keine Wurzelbehandlung brauchen. Warum kümmern wir uns nicht genauso um unsere persönliche Entwicklung?"

Auch, weil Gründer oft Muster wiederholen, warnt er: "Die Krisen werden meist schlimmer - am Ende drohen gescheiterte Firmen oder gescheiterte Beziehungen." Sein Appell: nicht warten, bis es zu spät ist.

Das harte und das schöne Gesicht des Gründens

Der Alltag zwischen Investoren, Mitarbeitern und Kunden ist für den Gründer ein permanenter Ritt auf der Rasierklinge. "Es ist verdammt hart, manchmal kaum aushaltbar. Aber gleichzeitig auch verdammt schön." Besonders anstrengend seien die ständigen Extreme: "Innerhalb von Minuten jubelst du über einen Kunden und fällst kurz darauf in ein Loch, weil dir ein Mitarbeiter kündigt."

Diese Achterbahn erklärt auch, warum Gründer häufig nicht offen über Probleme sprechen: "Wenn ich mit 130 Mitarbeitern und Investoren im Rücken komplett transparent wäre, würde ich viele verunsichern. Aber mit den Sorgen muss man irgendwo hin - dazu braucht es Coaches und enge Vertraute."

"Schreib einfach alles auf"

Die Idee für sein Buch kam in einer der dunkelsten Phasen seiner Karriere: Klagedrohungen von Investoren, private Rückschläge, Zweifel am Lebenswerk. "Mein Coach sagte: Schreib doch einfach mal alles auf."

Aus der Selbsttherapie wurde schließlich "Start up!". Darin beschreibt er nicht nur seine Erfahrungen, sondern lässt rund 200 Gastautoren zu Wort kommen - von Gründern bis zu Experten. Besonders bewegend sei das Kapitel von einem Unternehmer, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist: "Jedes Mal bekomme ich Gänsehaut, wenn ich das lese. Es zeigt, wie wichtig Themen wie Absicherung im Gründeralltag sind."

Das Buch versteht Bruckschlögl als Ratgeber - und als ehrliche Abrechnung: "Ich wollte nichts beschönigen. Jeder, der gründet, soll wissen, wie es wirklich ist."

Bits & Pretzels: Vom Weißwurstfrühstück zu Obama

Bekannt ist Andy Bruckschlögl auch als Mitgründer der Startup-Konferenz Bits & Pretzels. Aus einem Münchner Weißwurstfrühstück wurde eine Plattform, die Weltstars wie Barack Obama oder Arnold Schwarzenegger nach Deutschland holte.

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Doch auch hier hat sich der Fokus verschoben: "Früher brauchten wir große Namen für die Aufmerksamkeit. Heute geht es viel stärker um echten Business Value - um Matchmakings, Investorenzugang und das Motto 'Connecting Europe'."

Heute schaut Bruckschlögl optimistisch nach vorn - und ist überzeugt, dass Europa aufholen kann: "Wir haben die Köpfe, das Kapital, die Ressourcen. Es wird oft so getan, als sei das Silicon Valley unerreichbar. Aber große Firmen entstehen längst hier."

Seine wichtigsten Tipps an Gründer:

• Durchhaltevermögen und "anpacken".

• Unbedingt im Team gründen - weil Zweifel sonst schwerer zu tragen sind.

• Früh auf Coaching setzen, bevor Probleme eskalieren.

• Mutig ausprobieren und lernen, Fehler als Teil des Prozesses zu akzeptieren.

• Auf Social Media nicht nur Tagebucheinträge posten, sondern fragen: "Was bringt mein Post anderen?"

• "Kraft tanken. Schlaf ist das Wertvollste, was wir haben."

Mit Andy Bruckschlögl sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

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