Vom Fleisch- zum Pflanzenfresser Ur-Pandabären lebten auch im Ostallgäu
17.09.2024, 19:27 Uhr Artikel anhören
In Zoos sind Pandabären sehr beliebt. Ob der Ur-Panda auch schon so aussah, kann bisher nicht geklärt werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Pandabären in freier Wildbahn gibt es nur noch in wenigen Teilen Zentralchinas. Doch die Vorfahren der Tiere, die bereits vor Millionen von Jahren lebten, gab es sogar hierzulande. Fossile Zähne aus der bekannten Tongrube Hammerschmiede im Ostallgäu beweisen das.
Vor 11,5 Millionen Jahren lebten die Vorfahren der heutigen Pandabären. Das berichtet ein Team um Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen. Die Forschenden hatten dafür die Zähne des Ur-Pandas mit dem Namen Kretzoiarctos beatrix identifiziert. Die Zähne des Bären wurden zusammen mit den fossilen Überresten von insgesamt 165 uralten Tierarten aus der bekannten Tongrube Hammerschmiede im Ostallgäu geborgen.
"Dies dokumentiert erstmals das Vorkommen der Gattung Kretzoiarctos außerhalb der Iberischen Halbinsel", schreibt das Forschungsteam zu seinen Ergebnissen, die im Fachmagazin "Papers in Palaeontology" veröffentlicht wurden. "Es erweitert das Verbreitungsgebiet dieses Bären bis nach Mitteleuropa." Bereits 2012 wurden Fossilien eines Ur-Pandas in Nordspanien entdeckt. Die Entdeckungen werfen neue Fragen über die Entwicklungsgeschichte und die Herkunft der beliebten Pandabären auf.
Auf die Zähne geschaut
Die damals lebende Bärenart wird als älteste Verwandte des modernen Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca) angesehen. Der Grund: Form und Gestalt der fossilen Zähne weisen eine Reihe von Ähnlichkeiten mit denen von Großen Pandas auf. Die weiteren Untersuchungen der Zähne auf mikro- und makromorphologischer Ebene ergaben, dass der Ur-Panda noch kein reiner Pflanzenfresser wie heutige Pandas war. Ein reiner Fleischfresser, wie moderne Eisbären, war der Ur-Panda aber auch nicht. Seine Nahrung ähnelte der von modernen Braunbären. Kretzoiarctos beatrix' Ernährung umfasste den Forschenden zufolge sowohl pflanzliche als auch tierische Bestandteile. An besonders harte Pflanzenteile, wie der Große Pandabär, der fast ausschließlich Bambus frisst, war der Ur-Panda demnach noch nicht angepasst.
"Diese Ergebnisse sind wichtig für unser Verständnis der Evolution von Bären und der Entwicklung des Veganismus bei den Großen Pandas. Kretzoiarctos beatrix, die ältesten Großen Pandas, waren demnach Generalisten. Eine Spezialisierung in der Ernährung der Pandas erfolgte erst spät in ihrer Evolution", wird Böhme in einer Mitteilung der Uni zitiert.
Kretzoiarctos beatrix war zwar kleiner als heute lebende Braunbären, wog aber mehr als 100 Kilogramm. "Die heutigen Großen Pandas gehören in der zoologischen Systematik zu den Fleischfressern. Tatsächlich ernähren sie sich aber ausschließlich von Pflanzen. Sie haben sich auf harte pflanzliche Nahrung, insbesondere Bambus spezialisiert", berichtet Nikolaos Kargopoulos von der Universität Tübingen, der an der Studie beteiligt war. Wissenschaftlich interessant sei, wie sich bei ursprünglichen Fleischfressern eine Anpassung an eine solch extreme pflanzliche Ernährungsweise entwickelte.
Quelle: ntv.de, jaz