Scharfe Kritik an Organisation Bund stellt weitere Impfstoff-Lieferungen in Aussicht
01.01.2021, 18:58 Uhr
Die große Impfkampagne gegen das Coronavirus hat begonnen. Doch es bleibt die Unsicherheit, wie viele Dosen die Bundesländer konkret bekommen. Das Gesundheitsministerium nennt nun Zahlen - und hofft auf die Zulassung des Moderna-Vakzins.
Die Bundesregierung erwartet bis Anfang Februar noch 2,68 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech. Die nächste Lieferung an die Länder sei weiterhin für den 8. Januar geplant, teilte das Gesundheitsministerium auf Twitter mit. Insgesamt sind bis einschließlich 1. Februar vier Liefertermine vorgesehen. Das entspricht den bereits bekannten Plänen, nach denen zunächst rund 670.000 Impfdosen pro Woche geliefert werden sollen. Inklusive der Lieferungen aus dem alten Jahr wären es dann insgesamt 3,98 Millionen Dosen.
Im Verlauf des Monats könnte allerdings weiterer Impfstoff vom Hersteller Moderna hinzukommen. Das Ministerium rechnet damit, dass dieser am 6. Januar zugelassen wird. "Die genauen Lieferpläne für diesen Impfstoff werden wir dann zügig mit der EU und dem Unternehmen abstimmen", hieß es. Im Laufe des ersten Quartals seien außerdem weitere Zulassungen wahrscheinlich.
Seit dem Start der großangelegten Impfkampagne gibt es immer wieder Kritik, weil zu Beginn nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht. Der Hersteller Biontech lotet nun aus, ob mit neuen Kooperationspartnern mehr produziert werden kann. Das sei allerdings nicht von heute auf morgen zu realisieren, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Erst Ende Januar werde man wissen, ob mehr hergestellt werden könne. Sahin äußerte zudem Kritik an der Einkaufsstrategie der EU.
"Fortgeschrittene Diskussionen" mit EU
Gleichzeitig teilte Biontech mit, mehr Impfstoff als bisher geplant an die EU zu liefern. Das Unternehmen befinde sich "in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfstoffdosen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können", sagte Sahin der Deutschen Presse-Agentur. Die EU-Kommission hatte für alle 27 Staaten gemeinsam einen Rahmenvertrag über bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen des Herstellers abgeschlossen - eine feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere, die diese Woche auch gezogen wurde. Nun wird über zusätzliche Mengen verhandelt.
"Aufgrund der aktuell hohen Infektionszahlen ist eine zügige Impfstoffversorgung besonders wichtig", betonte Sahin. "Wir arbeiten mit der EU zusammen, um unsere Produktionskapazitäten weiter auszubauen und zusätzliche Impfstoffdosen bereitstellen zu können." Wie schnell ein Vertrag über zusätzliche Lieferungen zustande kommen könnte und um welche Mengen es geht, wollte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage noch nicht sagen. Die EU-Kommission bestätigte ebenfalls nur, dass es "fortgeschrittene Gespräche" über weitere Lieferungen 2021 gebe.
Die EU-Kommission hat nicht nur bei Biontech, sondern auch bei fünf weiteren Firmen mit aussichtsreichen Impfstoffkandidaten bestellt, insgesamt zwei Milliarden Dosen für die rund 450 Millionen EU-Bürger. Doch sind die anderen Mittel noch nicht zugelassen. "Die Strategie der EU, sich verschiedene Impfstoffe zu sichern, ist nachvollziehbar und sinnvoll. Unser gemeinsames Interesse ist, Menschen, die es wünschen, mit Impfstoffen zu versorgen", sagte nun Sahin.
Scharfe Kritik aus Berlin
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci zeigt sich derweil empört über die anhaltende Unklarheit im Hinblick auf weitere Impfstoff-Lieferungen. "Ich erwarte jetzt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Aufklärung und endlich eine verlässlich und belastbare Auflistung des Impfstoffes, der da kommen soll", sagte die SPD-Politikerin. "Wir wissen ja noch nicht einmal, ob die jetzt für den 8. Januar angekündigte Lieferung zusätzlich oder nur vorgezogen ist", so Kalayci. "Und jetzt weiß die Firma Biontech offenbar auch nicht, was sie leisten, was sie liefern kann. So können wir die Priorisierung, die der Bund uns vorgegeben hat, nicht umsetzen."
Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wurde kurz vor Weihnachten in der EU zugelassen und wird seit einigen Tagen verabreicht. Allerdings gab es zuletzt ein Hin und Her, wie viele Dosen Deutschland und damit die Bundesländer in nächster Zeit erhalten.
Berlin hat bisher nach früheren Angaben der Gesundheitsverwaltung etwa 60.000 Impfdosen erhalten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden davon bis zum 31. Dezember gut 9000 verabreicht. Bundesweit wurden nach RKI-Angaben bisher gut 165.000 Menschen mit dem Biontech-Impfstoff gegen Corona geimpft. Allerdings hinken die Meldungen an das RKi teilweise der Zahl realer Impfungen in den Bundesländern hinterher. Geimpft wurden zunächst Menschen in Pflegeheimen, Pflegerinnen und Pfleger sowie Beschäftigte in Krankenhäusern.
Quelle: ntv.de, mli/dpa