Zukunftsstudie Dethleffs e.home Das rein elektrische Wohnmobil
29.08.2017, 15:56 Uhr
Auch das Reisemobil der Zukunft könnte rein elektrisch betrieben werden.
(Foto: Dethleffs)
Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf präsentiert Dethleffs ein rein elektrisch fahrendes Wohnmobil. Der Allgäuer Hersteller leistet da Pionierarbeit, auch wenn das rundum mit Solarzellen bestückte Alkovenmobil "e.home" vorerst nur ein Konzeptfahrzeug ist.
An diesem Reisemobil marschiert kein Besucher des Düsseldorfer Caravan-Salons achtlos vorbei. Das Alkoven-Modell am Dethleffs-Stand fällt in der Masse von insgesamt 2100 Ausstellungsfahrzeugen völlig aus dem Rahmen, denn es ist mehr oder weniger rundum bestückt mit Dünnschicht-Solarzellen. 31 Quadratmeter dieser speziellen Solarfolie lassen schon vermuten: Hier steht das erste rein elektrisch fahrende Reisemobil eines renommierten Herstellers.
Pionierarbeit von Dethleffs

Dethleffs sieht sein e.home in erster Linie als Technologieträger. Dennoch ist der Innenraum extrem schick.
(Foto: Dethleffs)
Der Dethleffs e.home auf der Grundriss-Basis eines Globetrotters XXL ist allerdings noch ein Konzeptfahrzeug und derzeit auch das einzige seiner Art im Wettbewerbsumfeld. Dethleffs leistet in der Branche also Pionierarbeit auf dem Gebiet der Elektromobilität. Geschäftsführer Alexander Leopold ist sich sicher, dass sich mit der Umstellung auf einen vollelektrischen Antriebsstrang für das komplette Fahrzeugkonzept neue Herausforderungen und Chancen ergeben. "Die E-Mobilität wird einhergehen mit einem fundamentalen Wandel in der Nutzung von Reisemobilen", glaubt er.
Logisch sei für ihn daher auch der Verzicht auf eine zusätzliche Energieart zum Betrieb von Verbrauchern im Fahrzeug. Das bedeutet, dass auch im Wohnbereich alle Funktionen mit Strom statt etwa mit Gas abgedeckt werden. Deshalb also auch die großflächige Solarzellen-Beklebung, mit der etwa 3000 Watt Leistung generiert werden können. Oder die an mehreren Stellen montierten Latent-Wärmespeicher-Platten, die bei Temperaturen über 26 Grad Energie aufnehmen und diese bei kühleren Temperaturen am Abend langsam wieder abgeben. Oder Flächen-Heizelemente in Boden, Wand und Möbeln, die per Infrarot-Wärmequellen den Innenraum erwärmen, sehr effizient sein sollen und zudem ein angenehmes, wohliges Wärmegefühl entstehen lassen würden.
Laden an der Haussteckdose
Um den Blick in die reisemobile Zukunft abzurunden, wurden in der Dethleffs-Studie auch Technologien eingesetzt, die den Komfort erhöhen. Etwa eine spezielle Folientechnik, die im ausgeschalteten Zustand als Spiegel genutzt werden kann und eingeschaltet ein helles, flächiges Licht streut. Oder eine elektrische Fensterverdunklung, die zwischen den Scheiben der Isolierfenster sitzt und elektrisch gedimmt werden kann als Blend- oder Hitzeschutz. Natürlich sorgt ein Elektroboiler für warmes Wasser, wird auf einem Elektro-Ceranfeld gekocht und kommt ein energieeffizienter Kompressor-Kühlschrank zum Einsatz.
Drei komplett recycelbare Natrium-Nickelchlorid-Batterien speisen im Dethleffs e.home den E-Motor, der mit 108 PS gewiss nicht üppig mit Leistung ausgestattet ist. Die Reichweite soll bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h maximal 200 Kilometer betragen. Für eine vollständige Ladung müsste das "grüne" Reisemobil dann allerdings 24 Stunden an die normale Haushaltssteckdose. Nur an einem speziellen Schnelllader würden zwei Stunden für eine 80-Prozent-Ladung genügen.
Batterien noch deutlich zu schwer
Mit der herkömmlichen Nutzung von Reisemobilen ist das kaum in Einklang zu bringen. Und auch wenn es bei dem Dethleffs-Unikat mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,6 Tonnen keine entscheidende Rolle spielen mag, gibt es doch noch ein weiteres Problem: Die Batterien wirken sich heftig auf das Gesamtgewicht des Fahrzeugs aus. Rund 300 Kilogramm packt die E-Studie mehr obendrauf als ein vergleichbares Diesel-Reisemobil - dabei kämpft die Branche doch heute schon im Anblick der 3,5-Tonnen-Grenze um jedes Pfund.
Dethleffs sieht sein e.home deshalb in erster Linie als Technologieträger. "Ein erster Schritt zur Vorbereitung der Elektromobilität", sagt Dethleffs-Marketingchef Helge Vester, dessen Einschätzung, dass es "bis zu einer größeren Verbreitung am Markt wohl noch drei bis fünf Jahre dauern wird", eher als optimistisch gelten darf. Aber auch er ist überzeugt, dass der Euro-6-Diesel mittelfristig noch alternativlos ist. "Wenn er richtig gereinigt wird, ist er ja auch sauber."
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x