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Spürbare Folgen im Westen Krieg in der Ukraine trifft auch Autohersteller

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Auch Mazda produziert in Russland Autos. Hier ein Bild aus dem Werk in Wladiwostok.

(Foto: dpa)

Der Krieg, den Russland in der Ukraine führt, wird sich auch auf die Autoindustrie niederschlagen. Dabei geht es weniger um den Export- und Importmarkt für Autos, hier spielt Russland nur eine Nebenrolle. Aber die drohende Erhöhung der Energie- und Mineralölpreise wird in allen Bereichen spürbar werden.

Der russische Angriff auf die Ukraine trifft auch die Autoindustrie. Vor allem Hyundai-Kia und die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi müssen laut einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) mit negativen Folgen durch die zu erwartenden Sanktionen rechnen, unter den deutschen Herstellern ist VW am stärksten in Russland engagiert.

Russland galt lange als Zukunftsmarkt

Während die Ukraine laut CAM-Leiter Stefan Bratzel als Automobilmarkt keine relevante Rolle spielt, galt Russland lange Zeit als wichtiger Zukunftsmarkt, der im Jahr 2012 mit 2,8 Millionen abgesetzten Autos sich sogar dem Niveau des deutschen Marktes annäherte. Allerdings stagniert der russische Automobilmarkt seit dem Jahr 2015 zwischen 1,4 und 1,8 Millionen Fahrzeugen. Im Jahr 2021 wurden in Russland etwa 1,67 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge abgesetzt. Damit kommt Russland laut Bratzel nach Südkorea und vor Frankreich und Großbritannien auf Rang acht der weltweit größten Automobilmärkte.

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Lange galt Russland als zukunftsträchtiger Automarkt. Doch seit 2015 stagniert der Absatz.

(Foto: dpa)

Umsatzstärkste Hersteller in Russland sind Hyundai und Kia mit rund 380.000 Fahrzeugen (23 Prozent Marktanteil) vor Lada-Mutter und Renault-Tochter Avtovaz mit 351.000 (21 Prozent) sowie Renault-Nissan-Mitsubishi mit 212.000 Fahrzeugen (13 Prozent). VW verkauft im Jahr rund 204.000 Fahrzeuge (12 Prozent), BMW und Mercedes jeweils rund 50.000 (8 bis 9 Prozent). Für die deutschen Unternehmen schätzt das CAM die negativen direkten Absatzeffekte als gering ein, da Russland für sie in der Gesamtheit gesehen ein eher kleiner Markt ist.

Krieg trifft Autoindustrie empfindlich

Dennoch könnte auch die deutsche Automobilbranche vom Krieg in der Ukraine empfindlich getroffen werden. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) unterhielten deutsche Unternehmen 49 Fertigungsstandorte von Zulieferern und Herstellern in Russland und der Ukraine. "Die Folgen für die Unternehmen und ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind derzeit noch nicht konkret absehbar", sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller. "Ein Abbruch der Lieferketten hätte aber in jedem Fall negative Auswirkungen."

Auch das CAM rechnet mit einer deutlichen Störung der Lieferkette durch die anstehenden Sanktionen, da viele Teile aus dem Ausland importiert werden müssen. Umgekehrt erwarten die Experten nur geringe Effekte, weil Russland als Zulieferstandort für die internationale Automobilindustrie kaum von Bedeutung ist. Trotzdem können Störungen der hochempfindlichen globalen Lieferketten auftreten.

Kosten der Autoproduktion werden steigen

Auch ansonsten seien die Auswirkungen des Konflikts für deutsche Autohersteller noch begrenzt. Im vergangenen Jahr hätten die deutschen Hersteller knapp 40.000 Fahrzeuge nach Russland und in die Ukraine exportiert. Das sind lediglich 1,7 Prozent aller aus Deutschland ausgeführten Autos. Müller betonte aber mit Blick auf den Krieg: "Wir denken an die Menschen in der Ukraine, unsere europäischen Nachbarn." Oberstes Gebot sei ihre Sicherheit und ihr Recht auf eine friedliche Entwicklung ihres Landes. "Ökonomische Fragen treten für uns dahinter heute zurück."

Doch auch wenn Russland kein starkes Autoland ist, glaubt Bratzel an spürbare Folgen im Westen: "So werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Verteuerung der Energie- und Mineralölpreise die Kosten für die Automobilproduktion und für die Autonutzung steigen."

Quelle: ntv.de, hpr/dpa/sp-x

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