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Flach und betörend schönMoonlight-Roadster - ein Opel für Al Capone

23.01.2022, 16:59 Uhr
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Hätte Al Capone seinerzeit die Marke Opel gekannt, dann hätte er sich wahrscheinlich für einen Moonlight-Roadster entschieden. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

Opel haftet der Ruf von brav und bieder an. Dabei hatten die Rüsselsheimer bereits vor Manta oder Calibra echt wilde Zeiten. Kaum ein Auto beweist das besser als der Moonlight Roadster. Stellt sich nur die Frage, warum dieses Auto kein Mensch kennt.

Rüsselsheim ist nicht Chicago und Al Capone hatte trotz seiner ganzen Spitzel wahrscheinlich nie etwas von Opel gehört. Und doch gibt es da eine Verbindung zwischen der amerikanischen Metropole, der Autostadt am Main und dem Mafiakönig. Selbst wenn sie nicht amtlich ist. Denn ohne den Paten und die Prohibition hieße das Schmuckstück in der Klassiksammlung des hessischen Herstellers wohl einfach Sportcabriolet.

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Der Moonlight-Roadster ist ein echtes Mafia-Auto der 1930er Jahre: schnell und flach. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

"Doch Al Capone sei Dank hört er auf den Namen Moonlight-Roadster", sagt Opel-Klassik-Sprecher Uwe Mertin. Er löst das Rätsel mit einem Blick in die Kriminalberichte aus den 1920er und 1930er Jahren auf: Um den Alkohol aus Kanada in die Bars von Chicago zu schmuggeln, habe die amerikanische Mafia schnelle und vor allem flache Sportwagen genutzt. Die konnten im Mondschein kurzerhand unter den eigentlich für Lkw gedachten und deshalb höher angebrachten Zollschranken durchschießen. Und weil dieser Name irgendwie verführerischer und verheißungsvoller klang als Sportcabriolet, hatten die Hessen ihn kurzerhand über den Atlantik geholt.

Als Opel den Moonlight Roadster 1933 auf den Markt brachte, floss der Alkohol jenseits des großen Wassers schon wieder ganz legal. Statt geschmuggelt wurde in den offenen Sportwagen deshalb bei Mondschein allenfalls geschmust. Doch seinen Namen trägt der in "Mondsteingrau" lackierte Klassiker völlig zurecht.

Flach und betörend schön

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Noch heute ist der Opel Moonlight-Roadster ein Hingucker. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

Denn er ist nicht nur flacher als jeder Opel dieser Zeit. Sondern er hat mit seinem vergitterten Grill vor der langen Haube, der schnittig geknickten Frontscheibe, den tiefen, entgegen der Fahrtrichtung angeschlagenen Türen und dem eleganten Bootsheck mit der messerscharfen Bügelfalte ein verführerisches Design.

Das zaubert auch heute noch jedem Betrachter ein Lächeln auf die Lippen. Spätestens, wenn neben den in Messing gefassten Rundscheinwerfern auch noch der Suchscheinwerfer neben dem Fahrer aufflammt, sieht man nur strahlende Gesichter.

Dazu kommt: Er fährt auch so, wie es sich die so genannten Bootlegger, die Schmuggler, in Amerika gewünscht hätten. Natürlich muss man sich heute an die Bedienung gewöhnen. Denn der erste Gang ist nicht nur etwas hakelig, sondern liegt auch noch unten links. Doch der Sechszylinder mit 1,8 Liter hat dafür richtig Wumms.

Der Roadster rollt - auch heute noch

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Die Bedienung des Moonlight-Roadster ist heute etwas gewöhnungsbedürftig. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

Über die 34 PS mag man heute milde lächeln, jeder Corsa ist stärker. Aber 100 Newtonmeter bei kaum 900 Kilogramm Gewicht, und dann noch ab 1000 Touren - da schwimmt man locker im Verkehr mit und lässt einfach die Finger von der Schaltung. Solange der Roadster rollt, ist er im zweiten Gang gut aufgehoben.

Erst draußen vor den Toren der Stadt darf es auch mal der dritte sein. Und plötzlich zittert sich die Tachonadel im schmucken Cockpit der 90er-Marke entgegen. Der Fahrtwind erreicht Orkanstärke, und man duckt sich immer tiefer in die kleinen Sesselchen mit dem brüchig gewordenen Leder.

Heute hat man damit schnell eine lange Schlange hinter sich, aus der sich allerdings keiner traut, den rüstigen Rentner anzuhupen. Doch vor bald 80 Jahren reichte das nicht für einen Stau, sondern für ungläubiges Staunen - erst recht bei einem Opel. Dabei könnte die Basis kaum biederer sein.

Opel ließ in Köln produzieren

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Lediglich 51 Moonlight-Roadster wurden gebaut. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

Der vom Karosseriebauer Deutsch in Köln produzierte Sonderling basiert auf dem Typ 1,8, mit dem Opel damals lange vor Vectra oder Insignia die Mittelklasse aufgemischt hatte. Den hatten die Hessen zwei Jahre vorher mit dem Rationalisierungs-Knowhow der Konzernmutter General Motors zum Schnäppchen gemacht: Für die gut 3000 Mark, für die es bei Opel einen Sechszylinder gab, montierten die Konkurrenten nur vier Zylinder. Kein Wunder, dass der Typ 1,8 gut ankam.

Opel baute davon bis zu 300 Autos am Tag. Beim Produktionsende 1934 standen über 32.000 Fahrgestellnummern in den Büchern. Davon konnten sie bei Deutsch in Köln natürlich nur träumen. Denn dort sind es gerade mal 51 Autos - und zwar über die gesamte Laufzeit. Das macht den Moonlight-Roadster für die Opel Klassiksammlung zu einem Juwel mit unschätzbarem Wert, selbst wenn er nur für einen bescheidenen sechsstelligen Betrag versichert ist.

Realer Marktwert kaum schätzbar

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Einen realen Schätzwert für den Opel Moonlight-Roadster gibt es nicht. (Foto: André Tillmann/Opel Automobile GmbH)

"Doch ein realer Marktwert lässt sich für einen solchen Exoten kaum bestimmten", sagt Oldtimer-Spezialist Frank Wilke von Classic Analytics. Wert und Wertschätzung gingen da weit auseinander. Denn nicht nur, dass Vorkriegsautos vergleichsweise unterbezahlt seien. Obendrein ist Opel eben auch noch eine rein deutsche Marke und etwa in Amerika oder bei den neuen Sammlern aus Asien gänzlich unbekannt. "Ein Verkäufer wird damit deshalb kaum mehr erlösen als manch neuer Opel kostet", so Wilke.

Die Frage ist bei dieser geringen Stückzahl ohnehin eher hypothetischer Natur - zumal von den 51 Exemplaren nach Opel-Sprecher Mertins Wissensstand nur noch zwei existieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es den also irgendwann und irgendwo mal zu kaufen gibt, ist denkbar gering.

Quelle: ntv.de, Thomas Geiger, dpa

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