Ab durch die Röhre Schluss mit der Tunnelphobie!
29.07.2015, 15:42 Uhr
Der ADAC zieht nach seinem Tunnel-Test ein absolut positives Ergebnis.
(Foto: picture alliance / dpa)
Europas Tunnel hatten über viele Jahre nicht den besten Ruf. In einem aktuellen Test hat der ADAC die wichtigsten Röhren getestet und ist zu einem überraschenden Ergebnis gekommen, das in Zukunft jedem die Angst vor der Durchfahrt nehmen sollte.
Es gibt ja die unterschiedlichsten Phobien. Die vor Tieren im Schuh oder vor der Salami auf der Pizza. Wer aber Angst vor Tunnel-Durchfahrten mit dem Auto hat, dem kann jetzt Entwarnung gegeben werden. Europas Straßentunnel sind sicher. Das jedenfalls behauptete der ADAC nach seinem aktuellen Tunneltest. 14-mal vergaben die Experten die Note "sehr gut", die übrigen sechs untersuchten Röhren schnitten mit "gut" ab. Das ist das beste Ergebnis seit Beginn des Tests 1999.
Berg Bock ist bester Tunnel
Die Wertung "sehr gut" erhielt auch der nordrhein-westfälische A46-Tunnel Universität Düsseldorf, der direkt unter dem Uni-Gelände durchführt. Gelobt wurden die Sicherheitseinrichtung wie beispielsweise durchgängige Standspuren, Flucht- und Rettungswege, sowie Notrufstationen mit Feuerlöschern. Ein automatisches Brandmeldesystem aktiviert im Notfall die Lüftung, sperrt den Tunnel und alarmiert die Feuerwehr. Dann greift ein Alarm- und Einsatzplan.
Am besten schnitt der deutsche Tunnel Berg Bock auf der A71 Erfurt-Schweinfurt bei Suhl in Thüringen ab. Schlusslicht wurde - aber immer noch mit Note "gut" - der Schweizer Gotthard-Tunnel auf der A2 Basel-Chiasso. Größtes Manko des mit fast 17 Kilometern längsten der getesteten Tunnel: Er hat nur eine Röhre - und darin gibt es Gegenverkehr. Ein großer Lkw-Anteil bei einer Verkehrsbelastung von rund 17.500 Fahrzeugen pro Tag und die langen Steigungen vor dem Tunnel trügen zu einem potenziell hohen Risiko bei, hieß es.
20 Tunnel in fünf Ländern
Mit "gut" bewertet wurde auch der nordrhein-westfälische A40-Tunnel Ruhrschnellweg, der zu einer der am höchsten belasteten Autobahnen im Ruhrgebiet gehört. Mehr als 113.000 Fahrzeuge durchfahren die Röhre jeden Tag. Weil dadurch Stau zur Tagesordnung gehört, wird dieser durch die Tunnel-Steuerung besonders bewacht. Verkehrsstörungen werden automatisch erfasst. Der Betreiber kann Meldungen in den Verkehrsfunk einspeisen. Die Tunnelzentrale hat aufgrund der lückenlosen Videoüberwachung jederzeit den Überblick über das Geschehen. Positiv bewertet wurden auch die Flucht- und Rettungswege, die eindeutig ausgeschildert sind. Das Personal wird regelmäßig theoretisch und praktisch geschult.

Wichtig sind Notausgänge in einem Tunnel. Auch darauf legte der ADAC großen Wert.
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Insgesamt wurden beim Tunneltest 20 Tunnel in fünf europäischen Ländern unter die Lupe genommen, die mindestens einen Kilometer lang und für den Verkehr von Bedeutung sind. Geprüft wurden unter anderem Brandschutz, Lüftung, Beleuchtung sowie Flucht- und Rettungswege. Bewertungsgrundlage war eine Checkliste, die sich unter anderem an den EU-Richtlinien über Mindestanforderungen für die Sicherheit von Tunneln im Straßennetz orientiert.
"Brillanter Abschluss"
Das Testergebnis sei ein "brillanter Abschluss all der Anstrengungen, die seit 2004 in Europa unternommen wurden", sagte der Leiter des ADAC-Testzentrums Mobilität, Robert Sauter. Die EU, die Mitgliedsstaaten und die Betreiber hätten immense Investitionen getätigt. Deutschland gab laut Sauter 1,2 Milliarden Euro für ein Nachrüstprogramm aus. Laut ADAC entsprechen hierzulande nur 3 von 256 Tunneln noch nicht der Richtlinie.
Österreich streckte bisher 2,5 Milliarden Euro in mehr Sicherheit, Italien eine Milliarde Euro. Beide Länder haben bis 2019 Zeit zur Erfüllung der Standards - und wollen noch einmal in Milliardenhöhe nachlegen. Letztlich fällt das Resümee des Tunneltest für den ADAC "absolut erfreulich" aus, so der Vizepräsident für Verkehr, Ulrich Klaus Becker. "Sicherheit von Tunneln bedeutet Sicherheit von Menschenleben." Die neueste Untersuchung sei so gut ausgefallen, dass der Autoclub bis auf Weiteres keine neuen Tests mehr vornehmen werde.
Quelle: ntv.de, hpr/dpa/sp-x