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Fahrkultur für unter 40.000 Euro Skoda Superb enthüllt - Passat-Gegenspieler aus Tschechien

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Behutsam weiterentwickelt: Fast erkennt man gar nicht, dass es sich beim jetzt enthüllten Superb um ein komplett neues Auto handelt. Der Tourer basiert wie der Volkswagen Passat auf dem modularen Querbaukasten der Evo-Generation..

Behutsam weiterentwickelt: Fast erkennt man gar nicht, dass es sich beim jetzt enthüllten Superb um ein komplett neues Auto handelt. Der Tourer basiert wie der Volkswagen Passat auf dem modularen Querbaukasten der Evo-Generation..

(Foto: Patrick Broich)

Jetzt geht es Schlag auf Schlag bei Skoda: Dem neuen Kodiaq folgt der Superb auf dem Fuße. Ob er auch wirklich superb ist, versucht ntv.de mittels einer Sitzprobe herauszufinden.

Man muss bei Skoda nicht mehr erwähnen, dass es sich um eine uralteingesessene Ostmarke mit einst fähigen Ingenieuren handelt, die nach dem Ostblock-Tief dank Volkswagen wieder zu neuer Blüte gefunden hat. Skoda selbst hält die Erinnerungen wach und pflegt statische Präsentationen gerne im Heimatland durchzuführen. Also geht es in die Hauptstadt Prag, die gerade gut genug erscheint, um nicht weniger als das Topmodell der Marke, den neuen Superb, zu inspizieren.

Die Neugierde auf das Modell ist gerade am Zenit angelangt. Bis gerade wusste bis auf engste Vertraute des Herstellers noch niemand, wie der neue Superb aussieht. Und auch mit Spezifikationen war Skoda zurückhaltend. Was man natürlich wusste, war, dass der Superb eng mit dem Volkswagen Passat verwandt ist. Doch welche Dinge sich die beiden Tourer teilen - das war mehr oder weniger geheim.

Ab knapp über 38.000 Euro

Coole Farben hat es bei Skoda schon immer gegeben. Möglichst schön bunt.

Coole Farben hat es bei Skoda schon immer gegeben. Möglichst schön bunt.

(Foto: Patrick Broich)

Doch jetzt ist Schluss mit der Geheimiskrämerei, nun steht der Superb in einer künstlerisch mit Lichtspielen illuminierten Sporthalle am Rand von Prag. Anders bekommt man so viele Journalisten eben nicht unter, die alle neugierig darauf sind, das tschechische Topmodell zu sehen.

Denn das verspricht geräumige und kommode Mobilität für unter 40.000 Euro (genauer gesagt für etwas über 38.000 Euro, der Kombi kostet 1000 Euro Aufpreis). Das ist fair. Und noch bevor ich mir dessen äußere Gestaltung zu Gemüte führe, nehme ich im Fond von einem der vielen hier präsentierten Aussteller Platz, der mit feinen Lederfauteuils ausgestattet ist.

Im Hintergrund sieht man den historischen Skoda Superb. An seine Größe und Klasse reicht das aktuelle Modell natürlich nicht heran.

Im Hintergrund sieht man den historischen Skoda Superb. An seine Größe und Klasse reicht das aktuelle Modell natürlich nicht heran.

(Foto: Patrick Broich)

Früher war der Superb, der übrigens immer schon gemeinsam mit dem Volkswagen Passat sogenanntes Plattformsharing betrieb, einmal länger als der Wolfsburger. Heute sind die Radstände (2,84 Meter) hier wie da derart ausgedehnt, dass man in beiden Modellen die Beine übereinanderschlagen kann. Typisch für Skoda: die sogenannten Simply-Clever-Details. Da hängt beispielsweise eine kleine Tasche an der Beifahrersitzlehne, in der man Kleinkram verstauen kann. Und während der Benefit der Fondpassagiere Beinfreiheit en masse ist, kann man sich vorn auf Wunsch durchkneten lassen. Neu entwickelte Sitze mit zehn Luftkammern sollen den Rücken bei Laune halten.

Der bis zu 13 Zoll große Touchscreen in der Mitte ist State of the Art.

Der bis zu 13 Zoll große Touchscreen in der Mitte ist State of the Art.

(Foto: Skoda)

Und die erste Tuchfühlung mit dem Superb lässt zumindest die Erkenntnis reifen, dass Skoda recht feine Materialien einsetzt. Das Thema Infotainment wird mittlerweile außerdem so wichtig genommen wie beim Mutterkonzern. Daher der große Touchscreen (bis zu 13 Zoll), ist ja klar. Darüber hinaus bekommt der Superb erstmals ein Head-up-Display - ohne geht in diesem Segment einfach nicht mehr.

Aber die Tschechen haben sich noch eine kleine, nette Spielerei einfallen lassen: Die Klimaregler bestehen aus sogenannten "Smart Dials". Das sind mehrfach belegbare Drehregler mit Display innen, um digitale mit haptischen Erlebnissen zu verbinden. Und witzige Gimmicks wie Eiskratzer im Tankdeckel oder eingebauter Regenschirm (beide jetzt aus nachhaltigen Materialien) bleiben selbstverständlich auch weiterhin erhalten. Sonst wäre Skoda einfach nicht Skoda.

Dials: Drehregler mit Display dürften Technik-Fans glücklich machen.

Dials: Drehregler mit Display dürften Technik-Fans glücklich machen.

(Foto: Skoda)

Und der Blick unter die Motorhaube? Offenbart einen mild hybridisierten 1,5-Liter-Benziner mit vier Zylindern und 150 PS sowie zwei Aggregate mit zwei Liter großen Vierzylindern sowie 204 respektive 265 PS (Allrad). Und während im Passat noch ein 122 PS starker Brot- und Butter-Selbstzünder werkelt als Basisoption, geben die Zweiliter-TDI-Motoren im Superb mindestens 150 beziehungsweise 193 PS ab. Sämtliche Triebwerke kombinieren die Ingenieure obligatorischerweise mit siebenstufigen Doppelkupplungsgetrieben.

Eine Ausnahme gibt es: Der 204 PS starke Plug-in-Hybrid (besteht aus 1,5 Liter großem TSI mit 150 PS plus 115 PS kräftigem Stromer) überträgt seine Power per Sechsstufenautomatik (ebenfalls mit Doppelkupplung). Analog zu den Produkten aus Wolfsburg sind ebenso über 100 Kilometer elektrische Reichweite drin, und der mit knapp 26 kWh Bruttokapazität gesegnete Akku lässt sich mit 50 kW (Gleichstrom) Ladeleistung binnen 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen. Auf den zweiten (deutlich stärkeren) im Konzern verfügbaren Vierzylinder-PHEV verzichtet Skoda und bleibt in diesem Bereich eher bodenständig. Ach ja, das manuelle Schaltgetriebe hat übrigens ausgedient.

Viel Technik im neuen Reiseprofi von Skoda

Mehr Platz in der zweiten Reihe bieten nur wenige Autos.

Mehr Platz in der zweiten Reihe bieten nur wenige Autos.

(Foto: Skoda)

Und es gibt noch weitere technische Gadgets im neuen Superb, etwa Matrix-Scheinwerfer mit 36 Lichtsegmenten. Das ist zwar schon hochadaptiv, aber noch nicht HD-Standard. Darauf müssen Skoda-Kunden noch warten. Immerhin sprechen die Tschechen von einer gegenüber dem Vorgänger um 40 Prozent gesteigerten Lichtausbeute. Auch bei der Fahrerassistenz gibt es Fortschritte. So umfasst das Arsenal an Szenarien, die Bremsungen auslösen, jetzt auch Kreuzungen.

Warum Skoda und nicht Volkswagen, könnte eine berechtigte Frage lauten. Vielleicht, weil die Tschechen weiterhin an der eleganten Limousine festhalten im Gegensatz zu den Niedersachsen. Die soll in Deutschland zwar auch künftig bloß zehn Prozent an den Superb-Zulassungen ausmachen - aber Skoda hält an ihr fest. Gut so.

Und zum Schluss folgt noch ein bisschen Design-Rezeption. Der Superb präsentiert sich evolutionär weiterentwickelt, sodass erst auf den zweiten Blick klar wird, dass es sich um ein neues Modell handelt. Diese Strategie dürfte für viele Kunden dieser unprätentiösen Marke passen, die vielleicht gar nicht wollen, dass der Nachbar das neue Auto erkennt. Wichtig ist aber, dass den Aerodynamikern eine Verbesserung gelungen ist. Nämlich zu erzielen, dass der Wind bei der Limousine 10 Prozent weniger Angriffsfläche hat und 15 Prozent weniger beim Kombi. Letzterer ist darüber hinaus noch richtig praktisch mit 1920 Litern Gepäckraumvolumen bei umgeklappten Rücksitzlehnen.

An den Oberklasse-Status des historischen Superb wird der neue Jahrgang natürlich nicht heranreichen. Aber die Chancen, dass er viel Auto für einen tatsächlich fairen Kurs bietet, ist recht groß. Und dass er die schon bisher vorhandenen Tourer-Qualitäten verbessert, nicht zuletzt auch mit einem überarbeiteten Dämpfungssystem. Nach der Neugierde, den Superb zu sehen, folgt also die Neugierde, ihn auch zu fahren. Demnächst mehr davon an dieser Stelle.

Quelle: ntv.de

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