Athletisches Mittelgewicht Suzuki Burgman 400 - sportlich auf Tour
18.12.2021, 16:50 Uhr
Beim neuen Burgman 400 hat Suzuki großen Wert auf Sportlichkeit gelegt, die Tourentauglichkeit aber nicht vernachlässigt.
(Foto: RKM)
Mit dem Burgman 400 legte Suzuki 1999 den hubraumstärksten Reiseroller auf. Unterdessen geht der Japaner in die fünfte Generation und für die haben die Ingenieure das Augenmerk vor allem auf die Sportlichkeit gelegt.
Vor mehr als zwei Jahrzehnten läutete Suzuki mit dem ersten Burgman 400 den Trend zum hubraumstarken Tourenroller ein. Schon 2002 legten die Japaner mit dem Burgman 650 das luxuriöse Nonplusultra im Reiserollerkosmos nach, was den Burger mit 400 Kubik erst einmal nach hinten durchreichte. Doch die Japaner ließen sich nicht beirren und entwickelten den 400er konsequent weiter in Richtung Sportlichkeit.
Tatsächlich wirkt das heutige Modell wie ein athletisches Mittelgewicht, auch wenn im tiefen Sattel noch eine bequeme, aber entkoppelnde Haltung mit viel Langstreckenkomfort vorhanden ist. Doch schon beim Losfahren offenbart der 400er seine dynamischen Talente, und die haben viel mit dem modifizierten Antrieb zu tun.
Dank des überarbeiteten Startsystems genügt ein kurzer Druck auf den Anlasser, schon springt der flüssigkeitsgekühlte Single an - langes Orgeln zum Starten ist auch nach kalten Nächten passé. Innere Maßnahmen wie die Doppelzündung besänftigen den Motorlauf, dennoch verströmt der Einzylinder typischen Single-Punch mit gutem Druck aus dem Drehzahlkeller. Die auf dem Papier leistungsdämmende Euro-5-Reinigung lässt sich im Fahrbetrieb nicht wahrnehmen: Aus 399 Kubikzentimetern Hubraum stehen gute 30 PS und ein maximales Drehmoment von 35,2 Newtonmeter bereit, die schon bei 4900 Touren anliegen.
Echte 132 km/h
Im Krabbeltempo ist das Aggregat gut dosierbar, und die Variomatik lässt den Suzuki-Scoot aus dem Stand sehr manierlich antreten. Ab knapp 40 km/h stößt er mit höchst erfreulichem Druck gleichmäßig in dreistellige Geschwindigkeitsregionen vor - am Ende stehen echte 132 km/h auf dem Tacho. Aus den Ecken heraus prescht der 400er sogar vehement voran, was beim Vorgängermodell auf glattem Untergrund schon mal zum durchdrehenden Hinterrad führte - gerade bei feuchten Bedingungen zeigen die auch jetzt aufgezogenen Dunlop ScootSmart kleine Gripschwächen.
Die machen sich für den Fahrer aber nicht weiter bemerkbar, denn seit diesem Jahr bremst in solchen Fällen eine Traktionskontrolle das Drehmoment ordentlich ein. Diese lässt sich zwar bei laufendem Motor über den Startknopf abschalten, doch wozu? Auf den Sicherheitsgewinn sollte man hier nicht verzichten. All diese Maßnahmen bringen ein paar Kilogramm mit sich, doch dank der Grammfuchserei an anderer Stelle konnten diese einigermaßen kompensiert werden: Bei 218 Kilo Gesamtgewicht ist der neue Burgman lediglich drei Kilogramm schwerer geworden als sein Vorgänger.
Agil und präzise ums Eck

Eine 21 Zentimeter große Einscheibenbremse sorgt am Hinterrad für die Verzögerung des Burgman 400.
(Foto: RKM)
Der Agilität auf kurvigen Landstraßen ist das nicht abträglich, zumal auch der gewählte Reifengrößenmix von 15 Zoll vorn und 13 hinten die Wendigkeit fördert. Sehr zielgenau lässt sich der Mittelklasseroller mit geringem Kraftaufwand in Schräglage bringen und zieht angenehm stabil durch die Kurven. Für die Präzision und die Fahrstabilität ist neben dem robusten Stahlrohrrahmen und der moderat abgestimmten Telegabel ein unter dem Motor liegendes, progressiv angelenktes Federbein verantwortlich. Dieses liefert eine gute Rückmeldung an den Fahrer, spricht allerdings nicht sehr sensibel auf kleine Unebenheiten an. Insgesamt setzt der 400er-Burgman mehr auf frische Fahrdynamik denn auf sänftenartigen Komfort.
Dieses Ansinnen setzt sich auch bei den Bremsen fort, die mit der gebotenen Effizienz dem Treiben Grenzen setzen. Die Doppelkolben-Schwimmsattelzangen im Vorderrad sind weit von der Bissigkeit reiner Sportbremsen entfernt, sie verlangen für eine adäquate Verzögerung einen kräftigen Zug am - leider nicht verstellbaren - Bremshebel. Unterstützend wirkt hier das vergleichsweise spät einsetzende ABS.
Leider kein Schnäppchen

Unter der Sitzbank des Burgmann 400 lässt sich problemlos ein vollwertiger Integralhelm verstauen.
(Foto: RKM)
Trotz aller dynamischen Qualitäten hat der Burgman einige seiner Komfortmerkmale bewahrt. Das großzügige Analog-Digital-Display lässt sich bestens ablesen, nur die Umstellung des Wechsel-LCD direkt am Instrument wirkt überholt. Die beiden Handschuhfächer sind groß genug für den Alltagskram, aber bedauerlicherweise immer noch nicht abschließbar. Ins Fach unter die hoch aufklappende Sitzbank passt ein vollwertiger Integralhelm und auch noch das Regenzeug, das bei schlechtem Wetter den Wind- und Wetterschutz hinter der Verkleidung optimiert.
Mit der Abkehr vom Sofa-Scooter hat der Burgman seine ursprüngliche Fangemeinde vielleicht vor den Kopf gestoßen. Doch dafür ist der angesprochene Interessentenkreis deutlich breiter geworden. Ob das reicht, um erfolgreich zu sein, wird sich zeigen, denn mit 8100 Euro ist der Japaner nämlich kein Schnäppchen.
Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x