Ein Quell der Freude Yamaha Tracer 700 - ziemlich perfekt
26.02.2020, 17:39 Uhr
Für 8490 Euro ist es schwer, auf dem Markt ein besseres Motorrad als die Yamaha Tracer 700 zu finden.
(Foto: Yamaha)
Die neue Yamaha Tracer 700 knüpft nahtlos an die Vorzüge an, die bereits die Vorgängerin zu bieten hatte. Aber sie macht noch einiges besser, was sie einmal mehr zu einer Empfehlung für Einsteiger und fortgeschrittene Motorradfahrer macht.
Das Rezept hatte Yamaha schon für das Jahr 2016 entwickelt: Man nehme den fulminanten CP2-Reihenmotor mit zwei Zylindern und knapp 700 Kubikzentimetern Hubraum aus dem Erfolgsmodell MT-07, stecke das Triebwerk in einen kompakten Stahlrahmen und garniere das Ganze mit einer Halbschalenverkleidung im Sporttouringformat. Tracer 700 hieß das in Europa konzipierte und für unseren Kontinent gedachte Produkt schon damals, und diesen Namen trägt auch die Update-Version, die in diesen Tagen zu den Händlern kommt.
Neu an der aktuellen Tracer 700 sind die Euro-5-zertifizierte Motorabstimmung, das verfeinerte Fahrwerk, die komplette Verkleidung samt LED-Beleuchtung rundum und eine ebenfalls verbesserte Ergonomie zugunsten weiter gesteigerter Agilität und zugleich erhöhten Komforts. Und ganz ehrlich: Für 8490 Euro ist es schwer, auf dem Markt ein besseres Motorrad zu finden.
Ein wesentlicher Grund dafür liegt beim Antrieb durch den im Zuge der EU-5-Bestimmung um gut ein PS schwächer gewordenen Motor; er leistet statt 75 nur noch knapp 74 PS, die jetzt aber schon ab 8750 Umdrehungen statt bei 9000 anliegen. In der Praxis bedeutet der Leistungsverlust nicht mehr als eine Zahl, denn die Motorcharakteristik – druckvoll, drehfreudig und vibrationsfrei – hat unter der Sauberkeitskur nicht im Geringsten gelitten.
Guter Motor, feines Fahrwerk

Einen echten Fortschritt stellt die vollkommen neu gezeichnete Karosserie der Yamaha Tracer 700 dar.
(Foto: Yamaha)
Nach wie vor ist der Treibsatz, den Yamaha in einer ganzen Reihe von Modellen einsetzt, ein reiner Quell der Freude, ja sogar einer der besten Motoren der Motorrad-Gegenwart. Er nimmt ab 2000 Touren sauber Gas an, liefert schon in der Mitte guten Druck und jubelt jenseits der 7000, als seien ihm keine Grenzen gesetzt. Zudem ist er, sofern man ihn nicht permanent ausquetscht, ein sparsamer Antrieb. In der Tracer 700 spricht Yamaha dank eines WMTC-Normverbrauchs von 4,3 Litern pro 100 Kilometer. Was mit Blick auf den 17 Liter fassenden Tank eine Reichweite von fast 400 Kilometern bedeuten würde.
Auch das Fahrwerk hat bereits beim Vorgängermodell gefallen. Durch ein Update der Telegabel als auch des Zentralfederbeins können beide Komponenten jetzt noch besser auf die persönlichen Anforderungen des Fahrers eigestellt werden. Und so ist das, was bislang gut war, einfach noch ein bisschen besser geworden. Das gilt auch für die Handhabung. Yamaha hat beispielsweise den Lenker um 3,4 Zentimeter verbreitert, was das Einlenkverhalten verbessert und die Stabilität fördert. Eine sinnvolle Kleinigkeit, die aber ebenfalls keine neue Welt bedeutet.
Schade, dass die Schaltung sich im Test-Bike untypisch hakelig anfühlte. Ein Phänomen, das man so weder von der Tracer 700 noch von der MT-07 kennt. Dafür erfreuten Kupplung und die Dreischeiben-Bremsanlage inklusive gut regelndem ABS mit ihrer leichten Bedienbarkeit, wobei die Gabel bei harten Verzögerungen immer noch tief eintaucht.
Ein echter Fortschritt
Einen echten Fortschritt stellt die neu gezeichnete Karosserie dar. Sie weist mit ihren zwei getrennten LED-Scheinwerfern eine nicht zu übersehende Familienähnlichkeit zu den Modellen Tracer 900 und R1 auf und ist dank eines neuen Windschilds zudem komfortabler und funktionaler, als noch bei der Vorgängerin. Der Windschild ist nämlich einhändig und stufenlos so leicht verstellbar, wie das noch bei keinem anderen Motorrad zu erleben war.
Komfortabler ist das Fahren aber nicht nur wegen des variablen Windschutzes, sondern auch wegen der neuen, besser gepolsterten Sitzbank, die im hinteren Bereich um einen Zentimeter aufgepolstert wurde. Gut ablesbar ist das neue Cockpit. Die LCD-Anzeige bietet Trip-Zähler, Temperaturanzeige von Triebwerk und Umgebung, Ganganzeige und den Füllstand des Tanks. Auf Connectivity-Späßchen wurde hier verzichtet, was beim Kurvensuchen im gebirgigen Winkelwerk von Teneriffa auch nicht fehlte.
Ein wenig großzügiger könnte Yamaha bei der Zuladung sein: Rund 180 Kilogramm sind für ein Motorrad, dem der Hersteller eine dezidierte Zweipersonen-Eignung attestiert und für das unter anderem als kostenpflichtiges Zubehör ein Travelpack angeboten wird, arg sparsam. Da müssen sich zwei normal gewachsene Figuren arg beschränken, wenn sie die mit Seitenkoffern ausgerüstete Tracer 700 nicht überladen wollen.
Eine für Einsteiger und Fortgeschrittene
Ansonsten gibt es an der kleinen Yamaha nichts auszusetzen, was nicht auch bei einer Vielzahl anderer Motorräder verbesserungsfähig wäre: Abgewinkelte Reifenventile würden die Luftdruckkontrolle erleichtern, ein automatisch rückstellender Blinker die Verkehrssicherheit erhöhen. Andererseits darf man nicht vergessen, dass es sich bei der Tracer 700 um ein Motorrad für Einsteiger handelt. Und genau ist das Bike auch mit 48 PS zu haben.
Natürlich können mit der Tracer 700 auch Fortgeschrittene und echte Könner ihren Spaß haben. Denn das von Yamaha geschnürte Paket aus einem höchst vergnüglichen Motor, einem bescheidenen Leergewicht von 196 Kilogramm, guter Bedienbarkeit und gutem Komfort mit einem sicheren Fahrwerk ist ein in Summe sehr attraktives Angebot. Ihren Preis von 8490 Euro ist die in drei Matt-Farben lieferbare Yamaha Tracer 700 voll und ganz wert; und wer noch ein bisschen was drauflegen will, findet als Zubehör gleich vier Pakete, in denen hübsche und attraktive Ausstattungen gebündelt angeboten werden.
Quelle: ntv.de, Ulf Böhringer, sp-x