Gebrauchtwagencheck BMW X5 E70 - nicht über alle Zweifel erhaben
23.08.2020, 15:51 Uhr
Die zweite Generation des X5 ist in die Jahre gekommen, wirklich alt sieht er aber nicht aus.
(Foto: BMW)
Die Fahrzeuge von BMW gelten als besonders fahraktiv. Da macht auch das Luxus-SUV X5 keine Ausnahme. Genau diese Eigenschaft verhagelt dem großen Bayer dann aber auch die TÜV-Bilanz. Das muss Gebrauchtkunden aber nicht abschrecken.

Benziner oder Diesel? In Deutschland hat der weitaus größte Teil der gebrauchten X5 (E70) einen Selbstzünder im Bug.
(Foto: BMW)
Wer gerne etwas großspuriger unterwegs ist, kann das im Fall des BMW X5 Typ E70 (2006-13) für mittlerweile kleines Geld. Gut abgehangene Exemplare tummeln sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt bereits für unter 10.000 Euro. Doch trotz seines soliden und robusten Images sollte man sich nicht blindlings ins günstige SUV-Vergnügen stürzen. Denn zumindest in einigen Punkten ist es ratsam, der zweiten X5-Generation etwas genauer unter die bullige Blechhaut zu schauen.
Als die zweite X5-Generation 2006 auf den Markt kam, beeindruckte sie unter anderem mit ihrer Größe. Um 20 Zentimeter wuchs das SUV-Modell im Vergleich zum Vorgänger auf 4,85 Meter und ragte zudem 1,74 Meter in die Höhe. Entsprechend geräumig geht es in dem in seltenen Fällen auch als Siebensitzer erhältlichen Allradler zu.
Zumindest auf den ersten beiden Sitzreihen ist das Platzangebot über jeden Zweifel erhaben. Ist der X5 ein reiner Fünfsitzer, lassen sich bei umgeklappter Rückbanklehne zudem bis zu 1750 Liter Gepäck einladen. Der Innenraum bietet darüber hinaus auch bei Materialwahl und Verarbeitung gehobenes Niveau. Hat der einstige Neuwagenkäufer kräftig investiert, kann dies auch auf die Ausstattung zutreffen.
Mindestens sechs Zylinder
Mindestens sechs Zylinder stecken unter der langen Haube der zweiten X5-Generation. Die ideale Besetzung ist der 3,0-Liter-Diesel. In den zivileren Versionen reicht sein Leistungsspektrum vom 235 PS starken 30d bis zum 2010 eingeführten 40d mit 306 PS. Betont sportlich und bis 250 km/h schnell ist man mit dem M50d unterwegs, der 381 PS und 740 Newtonmeter freisetzen kann. Wer einen Benziner will, hat die Wahl zwischen Sechs- und Achtzylindern, die zwischen 272 PS (30i) und 555 PS (X5 M) leisten. Die seidigen und spritzigen Ottomotoren haben allerdings einen gewichtigen Nachteil: Ihr Verbrauch liegt in jedem Fall auf zweistelligem Niveau.
Alle Aggregate laufen im Großen und Ganzen problemlos und bereiten den Besitzern keinen Kummer. Für die Kraftübertragung kommt serienmäßig eine Sechsstufenautomatik zum Einsatz, ab dem Facelift im Juni 2010 wurde sie von einem achtstufigem Selbstschaltgetriebe ersetzt. Verfeinert haben die Bayern auch das Allradsystem, das seit 2008 xDrive heißt und die Kraft elektronisch verteilt. Das X steht allerdings mehr für Asphalt-Dynamik denn für gehobene Offroad-Qualitäten, die im Fall des X5 eher bescheiden ausfallen und erst der nächsten Generation ins Lastenheft geschrieben wurden.
Bescheiden war auch die Basisausstattung, die nur wenige Höhepunkte wie Klimaautomatik, CD-Radio und 18-Zoll-Leichtmetallfelgen bot. Wer investieren wollte, hat in der ellenlangen Optionsliste reichlich Möglichkeiten gefunden. Sollen Xenon-Licht, Luftfederung, Head-up-Display oder eine dritte Sitzreihe an Bord sein, muss also gezielt danach gesucht werden. Auch ein Abstandstempomat wurde angeboten, allerdings erst in der 2010 eingeführten Facelift-Version. Für Sicherheit sorgen in jedem Fall sechs Airbags, ESP und Berganfahrhilfe. Einem EuroNCAP-Crashtest wurde der X5 nie unterzogen. Fürchten muss den Zusammenstoß mit dem Dickschiff allerdings vor allem der Unfallgegner.
Hohe Laufleistung, hoher Verschleiß

Das Platzangebot des BMW X5 (E70) ist auf einer Länge von 4,85 Meter absolut ausreichend.
(Foto: BMW)
Optisch gleicht der X5 einer Trutzburg, doch unter der mächtigen Bewährung finden sich auf Dauer auch empfindlichere Bauteile. Vor allem Gelenke der Vorderachse können selbst bei jüngeren Exemplaren ausgeschlagen sein. Hinzu kommen häufig eingerissene Achsmanschetten. Der Verschleiß bei der Radaufhängung ist auch dem fahraktiven Charakter des X5 in Kombination mit seinem hohen Gewicht geschuldet.
Entsprechend sollten eigentlich auch die Bremsen eine Problemzone sein, doch die Stopper des X5 weisen laut TÜV-Report vergleichsweise selten Defekte auf. Eine Schwäche des X5 ist der notorische Ölverlust an Motoren und Getriebe. Beim Gebrauchtkauf sollte man deshalb den Fahrzeugboden ruhig etwas genauer inspizieren. Ansonsten ist der BMW laut TÜV-Statistik jedoch gut in Form: Rost macht keine Probleme, die Abgasanlage ist dicht und sogar am Licht haben die Prüfer kaum etwas auszusetzen.

Bei der Mängelstatistik des TÜV schneidet der X5 (E70) wegen seiner häufig hohen Laufleistungen nicht so gut ab.
(Foto: BMW)
Fazit: Viele BMW-Modelle schneiden auch im fortgeschrittenen Alter bei der Mängelstatistik des TÜV-Reports besser als der Durchschnitt ab. Beim X5 ist das leider nicht der Fall, was vor allem den vergleichsweise hohen Fahrleistungen der untersuchten Exemplare geschuldet sein dürfte. Die liegt nämlich im Schnitt um fast 50 Prozent über dem Segmentniveau. Doch zeigt die Statistik damit auch: Mit den Kilometern kommen die Probleme.
Wer einen günstigen X5 E70 mit hohem Tachostand findet, sollte deshalb einen kritischen Blick ins Scheckheft sowie auf Fahrwerk und unter den Motor werfen. Wer mit einem jüngeren Exemplar mit moderater Laufleistung auf Nummer sicher gehen will, muss in der Regel noch mit Preisen jenseits der 20.000 Euro rechnen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x