Gebrauchtwagencheck Volvo V40 auch nach Jahren solide
07.11.2020, 07:58 Uhr
Bis 2019 wurde der Volvo V40 gebaut. Mit seinem Ende gibt es im Portfolio der Schweden kein Kompaktmodell mehr.
(Foto: Volvo)
Gebrauchtwagen-Interessenten, die Wert auf Sicherheit und solide Technik legen, könnten mit dem Volvo V40 ihre Freude haben. Sie dürfen aber nicht besonders geizig sein, denn auch mit einigen Jahren auf dem Buckel hat der Schwede noch seinen Preis.
Der V40 war das letzte Modell von Volvo, das noch auf den ehemaligen Kooperationspartner Ford verwies. Der Kompakte, der zwischen 2012 und 2019 angeboten wurden, stand auf der C1-Plattform von Ford. Im Vergleich zur ersten Generation (2004 bis 2012) hat der V40 beim Design und der Zuverlässigkeit deutlich zugelegt.

Die Heckpartie mit den hoch liegenden Rückleuchten ist typisch für Volvo und ziert auch den V40.
(Foto: Volvo)
Der kompakte, fünftürige Schwede streckt sich auf eine Länge von 4,37 Metern und besticht mit seinem schwungvoll gezeichneten Blechkleid. Er muss sich nicht hinter den Wettbewerbern aus Stuttgart, München oder Ingolstadt verstecken. Dass Schönheit allerdings vor Nutzwert geht, erfahren Interessenten, wenn sie sich auf die Rückbank setzen oder in den Kofferraum schauen. Dieser ist recht übersichtlich und eröffnet mit 335 bis 1032 Litern Stauvolumen keine besonders großen Lademöglichkeiten. Die Innenraumgestaltung ist typisch Volvo und setzt eine leicht unterkühlte schwedische Designsprache um. Beim Interieur kommen wertig wirkende Materialien zum Einsatz.
Robust oder sportlich
Wer es gern etwas SUV-ähnlicher beziehungsweise etwas sportiver mag, findet mit den seit 2013 im Angebot befindlichen Varianten Cross Country und R-Design das Richtige. Der V40 Cross Country setzt vor allem optisch auf SUV-Akzente, so zum Beispiel durch mehr Bodenfreiheit, eine erhöhte Sitzposition und einen speziellen Stoßfänger mit Unterfahrschutz. R-Design-Modelle fahren etwa mit einem eigenen Grill, speziellen Felgen und Farben vor. Gegen Aufpreis war zudem ein Sportfahrwerk bestellbar. 2016 erhielt der V40 ein Facelift. Die Fahrzeuge fallen besonders durch einen modifizierten Kühlergrill sowie durch die prägnanten Tagfahrleuchten auf. Letztere sollen an "Thors Hammer" erinnern. Also an das Werkzeug, das der Gott Thor einst von seinem Vater Odin bekam.
Die zur Wahl stehenden Vier- und Fünfzylinder-Motoren, Diesel und Benziner, stammen bis 2015 von Ford. Neben Frontantrieb hat Volvo auch Allradantrieb im Angebot. Handschalter und Sechs- und Achtgang-Automatiken sorgen für die Kraftübertragung. Ab 2016 setzt Volvo auf eigene Motoren. Merkmal für Benziner und Diesel: Vierzylinder mit 1969 Kubikzentimeter Hubraum.
Breites Motorenprogramm
Bei den Benzinern geht es mit dem T2 genannten Basismotor los und über T3 und T4 weiter zum Topaggregat T5. Der T2 leistet zunächst als 1.6er sowie als 1.5er 120 PS, als 2,0-Liter sind es 122 PS. Der T3 bleibt leistungstechnisch unverändert bei 150 PS. Der Vierzylinder-T4 kommt auf 190 PS und verfügt ab Werk über Allrad. Spitzen-Triebwerk ist der T5. Als Fünfzylinder leistet es 254 PS, mit der Umstellung auf die Vierzylinder-Variante sind es nur noch 245 PS. Sind T2, T3 und T4 mit Normwerten zwischen 5,3 und 5,6 Litern laut Datenblatt recht genügsam, benötigen die Fünfzylinder-Motoren gern einen Schluck mehr.

Im Innenraum gibt sich der V40 schwedisch klar, aber bei den Bedienelementen etwas überladen.
(Foto: Volvo)
Die Sortierung der Diesel erfolgt in ähnlicher Weise wie bei den Benzinern, nur dass hier ein D vor den Ziffern steht. Der D2 leistet mit 1,6-Litern Hubraum 114 PS, als Zweiliter kommt er auf 120 PS. D3 (150 PS) und D4 (177 PS) sind zunächst Fünfzylinder, mit der Umstellung auf Vierzylindermotoren bleibt die Leistung vom D3 unverändert, der D4 weist 190 PS aus. Mit 3,4 Liter bis 3,6 Litern Verbrauch sind beide D2-Versionen sparsam, Sparkönig ist jedoch der D4 mit 190 PS. Der immer in Kombination mit Achtgang-Automatik angebotene Selbstzünder begnügt sich mit 3,3 Litern.
Ordentliche Ausstattung bereits in der Basis
Die Entscheidung für die Anschaffung eines V40 war bei den Erstbesitzern sicherlich nicht durch Geiz-ist-Geil-Mentalität geprägt. Schon der T2 kostete mindestens rund 23.000 Euro. Im Gegenzug verfügt die Basis über eine ordentliche Komfortausstattung, natürlich gibt es auch beim V40 noch Luft nach oben. Wer Lust auf mehr Komfort hat, wird in den Ausstattungslinien Kinetic, Momentum und Summum fündig. In puncto Sicherheit ist der Schwede vorbildlich. Unter anderem soll ein Airbag, der unter der Motorhaube steckt, im Fall einer Kollision mit einem Fußgänger die Verletzungsgefahr verringern. Dass der V40 beim EuroNCAP fünf Sterne holte, versteht sich fast von selbst.
Eigentlich benimmt sich der V40 bei den Hauptuntersuchungen (HU) beim TÜV als Musterknabe. Man merkt, er hat aus den Fehlern der Vorgängergeneration gelernt; diese sorgt bei den HU-Terminen bei Prüfer und Prüflingen regelmäßig für Verdruss. Der seit 2012 erhältlich V40 schlägt sich dagegen bei fast allen Disziplinen gut. Er absolviert die HU besser als der Durchschnitt der untersuchten Fahrzeuge in seinem Segment. Der TÜV erteilt gute Noten für Fahrwerk, Licht und Bremsen. Dagegen patzt der Schwede beim Thema Ölverlust. V40-Fahrzeuge fallen hier häufig unangenehm auf.
Fazit: Abgesehen von seinem einen Aussetzer bei der HU ist der V40 ein zuverlässiger Geselle. Interessenten eines Gebrauchtwagens können nicht viel falsch machen. Allerdings dürfte man kaum ein Schnäppchen machen. Die hohen Anschaffungskosten und das gute Image des Schweden halten die Gebrauchtwagenpreise auf einem hohen Niveau. So stehen ältere Modelle mit hoher Laufleistung noch mit Preise von rund 7000 Euro in den Gebrauchtwagen-Portalen. Für einen Cross Country muss man rund 1500 bis 2000 Euro mehr einplanen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x