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Sydney-Oper lässt ihn nicht losArchitekt Utzon wird 90

09.04.2008, 06:00 Uhr

Die Oper in Sydney gilt als architektonisches Weltwunder. Ihren Architekten Utzon lässt sie auch im hohen Alter und mehr als 30 Jahre nach der Einweihung nicht los.

Die Oper in Sydney gilt als architektonisches Weltwunder. Ihren Architekten Jrn Utzon lässt die australische "Muschelschale" auch im hohen Alter und mehr als 30 Jahre nach der Einweihung nicht los. Von Helsingr aus, mit Unterstützung seines Sohnes Jan, beteiligt sich der Däne auch nach seinem 90. Geburtstag am 9. April an der Modernisierung des Inneren. "Es ist nur natürlich, dass das Gebäude den Bedürfnissen und technischen Möglichkeiten unserer Tage angepasst wird", sagte Utzon bei Beginn des Projektes.

Nie wieder in Australien gewesen

Seine Mitarbeit aus der Ferne dürften Architektur-Freunde in aller Welt als "natürlich" einstufen. Dabei verließ Utzon Australien im Jahr 1966 während der laufenden Bauarbeiten im Streit und hat seitdem nie wieder den Boden des fünften Kontinents betreten. Der selbstbewusste Skandinavier fand nicht, dass die explodierenden Baukosten an seinem Jahrhundertwerk die von besorgten Regierungsbeamten gewünschten Änderungen rechtfertigten. Die Oper wurde ohne Utzon fertig gebaut.

Seine Verbitterung über diesen Streit hat sich erst im Alter gelegt. Dabei geholfen haben dürften höchste Ehrungen. Drei Tage vor dem 85. Geburtstag bekam Utzon im Jahr 2003 den Pritzker-Preis und damit den "Nobelpreis der Architektur" für sein Lebenswerk zuerkannt. Nach fast 40 Jahren auf der spanischen Baleareninsel Mallorca lebt er seit drei Jahren wieder in seiner dänischen Heimat. Grund für die Rückkehr waren gesundheitliche Probleme von Ehefrau Lis. Sie wird einen Tag vor ihrem berühmten Gatten 90 Jahre alt.

Der wird sich dabei trotz seines guten Gesundheitszustandes nicht öffentlich zeigen. Utzons Abneigung gegen öffentliche Auftritte und Mediendruck ist sprichwörtlich. Als er 1997 den heimischen Sonning- Preis in Empfang nahm, setzten ihm die öffentlichen Auftritte psychisch so zu, dass er ernsthaft krank wurde. Ein "Versöhnungs-Interview" für Australiens Fernsehen zum 80. Geburtstag führte zu 60 weiteren Interviewanfragen. Utzon mochte das überhaupt nicht.

Durchbruch mit der Sydney-Oper

Der Architekt betrachtet den Finnen Alvar Aalto (1898-1976) und den Schweden Gunnar Asplund (1885-1940) als seine wichtigsten Lehrmeister. Nach kleineren Aufträgen in den 50er Jahren gelang dem Architekten mit dem Opernhaus in Sydney der internationale Durchbruch. Utzon arbeitete dort immerhin sieben Jahre, ehe der zermürbende Streit über gigantisch angewachsene Kosten, schier endlos überzogene Fristen und immer neue Kritik an der gewagten Konstruktion ihn in die Flucht schlugen.

Utzon entwarf unter anderem das Schauspielhaus in Zürich (1964), das im Golfkrieg schwer beschädigte Parlamentsgebäude in Kuwait (1972), die Bagsvrd-Kirche in Kopenhagen (1976) und auch zwei berühmt gewordene eigene Wohnhäuser auf Mallorca. Ende Mai wird in seiner Kindheits-Stadt Aalborg ein Jrn-Utzon-Center eingeweiht, gebaut nach einem Entwurf des Namensgebers zusammen mit seinem Sohn Kim.

Von Thomas Borchert, dpa