Geisterdörfer in FrankreichAznavour hat einen Plan für Flüchtlinge

Der französisch-armenische Chanson-Sänger Charles Aznavour ist ein politisch engagierter Mensch. Der Uno-Botschafter macht nun mit einem ungewöhnlichen Vorschlag von sich reden: Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sollen französische "Geisterdörfer" wiederbeleben.
Der französische Chansonnier Charles Aznavour bereichert die Diskussion um europäische Hilfe für die von der Terorrorganisation IS bedrohten Iraker und Syrer um eine ungewöhnliche Facette: Der 80-Jährige schlägt vor, den Flüchtlingen in verlassenen Dörfern in Frankreich einen neue Heimat zu bieten.
Angesichts der katastrophalen Lage für die Zivilbevölkerung in diesen Ländern sollten verfolgte Christen, Kurden, Jesiden, Muslime, Armenier und andere "so schnell wie möglich" das Gebiet verlassen, schrieb der französisch-armenische Musiker in einem Beitrag für die Zeitung "Le Figaro". Die Flüchtlinge sollten verpflichtet werden, die "Phantom"-Dörfer wieder aufzubauen und das sie umgebende fruchtbare Land zu bestellen.
Bei seinen jüngsten Tourneen durch Frankreich seien ihm viele "charmante Dörfer" aufgefallen, die heutzutage gänzlich verlassen seien. Es gebe Schulen, Postämter und weitere öffentliche Infrastruktur, die jedoch seit Jahren von niemandem mehr genutzt werde. Ähnliches gelte für die dortigen Kirchen. "Wenn diejenigen, die einst dort lebten, fortgegangen sind, wieso sollte man sie nicht durch jene ersetzen, die danach Bedarf haben?" Sie könnten fortan in Frieden und nahezu autark in den jetzigen Geisterdörfern leben.
Bereit, die Aktion "physisch zu unterstützen"
Für eine solche Aktion wäre wenig Geld nötig, hob Aznavour hervor, der auch Botschafter Armeniens in der Schweiz und ständiger Vertreter Armeniens bei der UNO in Genf ist. Es würden vergleichsweise geringe Summen reichen, um die Menschen mit dem Material auszustatten, das sie für ihre Arbeit benötigten. Viele der Flüchtlinge wären in ihren jeweiligen Berufen, etwa als Bäcker, Mechaniker oder Ärzte, gut ausgebildet.
Mit Blick auf deren Integration mache er sich keine Sorgen. Er gehe davon aus, dass sie gut Französisch sprechen, da es in den Ländern als Lehrsprache weit verbreitet sei. Frankreich solle dazu einen Sonderbeauftragten ernennen Er sei selbst bereit, "persönlich und physisch" eine solche Aktion zu unterstützen, die "entschieden apolitisch" sei.
Im Irak sind wegen der Gräueltaten der Extremisten der IS hunderttausende Menschen auf der Flucht. Die Regierung in Paris hatte sich kürzlich bereit erklärt, Christen aus dem Irak beschleunigt Asyl-Visa auszustellen. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte im Sender France Info, inzwischen hätten bereits mehrere hundert Christen einen solchen Antrag gestellt.