"Let's Dance"-Finale 2014 Die Harte und der Zarte
31.05.2014, 06:19 Uhr
Isabel Edvardsson drillte Alexander Klaws.
(Foto: dpa)
Tanja und Alexander haben es ins "Let's Dance"-Finale geschafft. Die verbissene Sportlerin und der unsichere Schmuse-Boy haben ihre acht Promi-Konkurrenten vom Parkett gefegt. Tanzen können sie beide. Den Sieg gegen den inneren Schweinehund konnte aber nur einer davontragen.
Das Tanz-Juroren-Dreiergestirn Llambi, Mabuse und Gonzalez hatte zum "Let's Dance"-Finale geladen. Moderator Hartwich erschien erneut mit gut geölten Stimmbändern und Frau Meis hatte sich wie gewohnt in sexy Schale geworfen. Tanja und ihr Willi standen bereits wie mit den Hufen scharrende Stiere in den Startlöchern, während Favorit Alex, obwohl vom Tanzgott mehrfach geküsst, noch einmal sein süßes Hundewelpen-Gesicht auflegte und um das Wohlwollen des Publikums buhlte.
Tanja und Alex, deren sympathisches Image in den letzten Sendungen ein paar kleinere Kratzer verpasst bekam, standen seit Beginn der Staffel als Finalisten fest. Und das, obwohl die Verbissenheit der Eisprinzessin und Alex' mangelndes Selbstvertrauen mit der Zeit, man kann es nicht anders sagen, so ermüdend wie Brinkis verhunzte Polka-Moves wirkten.
"Immer schön warm"
Die von zehn angetretenen zwei übriggebliebenen Tanz-Promis hatten in der Final-Show gleich drei Tänze zu absolvieren. Den Auftakt machten Tanja und Willi. Nachdem Tanjas Traum, das Finale zu erreichen, nun also tatsächlich wahr geworden war, konnte auch ihr Tanzpartner sein Glück kaum in Worte fassen: Mit der "Tanja auf den Schultern wird mir immer so schön warm".
Viel zu schnell waren die beiden mit leichten Schritten dem finalen Ende entgegen getänzelt. Und weil nun die Zeit gekommen war, in der auch dem Willi mit einem Male ganz melancholisch ums Herz wurde, tröstete ihn die Tanja und überreichte ihm als Geschenk eine Stoffpuppe seines Namensvetters, dem coolen Kumpel von Biene Maja.
Zum finalen Auftakt tanzten die beiden eine Samba zu ABBA’s "Dancing Queen". Obschon es die ersten bekanntlich am schwersten haben, konnten sie die Jury mit graziöser Leichtfüßigkeit überzeugen. Profi-Tänzerin Motsi konnte vor Staunen "ihre Augen nicht ausschalten" und Gonzalez sah eine "fröhliche Tanja, die sich in die Königsklasse des Tanzes katapultierte", ganz zu schweigen von ihrem "Chaka-Chaka", das den impulsiven Kubaner vollauf begeisterte. Nur Llambi, der alte Sauertopf, fand’s irgendwie "nicht so prickelnd" und hatte sich "mehr erhofft".
"Die vier Menschen, die übrig sind"
Was die beiden Konkurrenten betrifft, so sah der Profi-Nörgler in Tanja und Alex "die beste Frau gegen den besten Mann". Motsi fand, dass es "noch nie so eng war" und Jorge wollte "ein Feuerwerk sehen". Moderator Hartwich brachte es schließlich auf den Punkt: Die beiden Final-Pärchen waren einfach "die vier Menschen die übrig sind, nach wochenlanger Promi-Tanzerei".
Alex versprach erneut, dass er Vollgas geben werde und unbedingt gewinnen will, damit der Pokal nach Hause kommt, obwohl man in diesem Zusammenhang nicht so genau verstand, was bei ihm Zuhause tanzmäßig so abgeht oder ob überhaupt was abgeht, aber egal! Denn als der Musical-Tarzan mit seiner Isabel aufs Parkett trat, mussten auch die größten Nörgler und Zyniker schweigen. Der Slowfox zu "You Are The Sunshine Of My Life" von Stevie Wonder war eine tanzende Kirschtorte mit Sahne oben drauf. Auch wenn Alex nach dem nervenaufreibenden Halbfinale "bei den Proben im Slow-Fox nur Kraut und Rüben" entdeckte, war die Fach-Jury einmal mehr von den Socken.
Llambi stellte dem Paar eine "finalwürdige rhythmische Superleistung" aus. Frau Motsi sah von Anfang bis Ende zwei Profiturnier-Tänzer und Gonzalez war nicht nur von Alex' Leichtigkeit begeistert, sondern merkte auch an, dass der tanzende Tarzan das Niveau der Show enorm erhöhen würde. Bei soviel Lob war es auch vollkommen legitim, dass Klaws schnell für seine neue Single warb, die nun - pünktlich zum Finale – überall erhältlich ist.
Nachdem der Zuschauer die Highlight-Kommentare der bereits ausgeschiedenen Tanz-Promis vernommen hatte, durfte er ihnen ein letztes Mal bei ihren eigens für den finalen Abend einstudierten Tänzen zuschauen. Rutsch, schlurf, schieb, hoppel – nein, die Moves von Brinki, dem Anti-Tänzer, haben sich wirklich nicht sonderlich verbessert, sind aber wohl gerade deshalb auch so herrlich anzuschauen. Als Bernhard versprach, Motsi in den tänzerischen Ruhestand zu folgen, hörte man im Publikum vereinzelt ein erleichtertes Aufatmen.
"Chika, make me wet" - "Das Tanja-Paket"
Als Tanja, mit der bereits in der dritten Show frenetisch gefeierten Rumba zu "Liebe ist" von Nena, ihren zweiten Tanz-Akt vollendete, war ihr Tanzpartner den Tränen nah. "Ich bin ja auch eine Gefühlsschleuder", gab er ungeniert zu. Kostenlose Kalenderweisheiten gab's von Willi zusätzlich oben drauf: "Das ganze Leben ist ein Tanz, es muss nur die richtige Musik erklingen". Ja, mmh, das kann man ruhig so stehenlassen.
Jury-Boss Llambi fühlte sich von Tanjas Darbietung "gefangen" und war voll des Lobes: "Rhythmisch, und emotional passte das ganze Tanja-Paket". Auch Motsi brachte es mit "schön getanzt, schöne Linie, schöne Finger" für die Laientänzer unter uns erneut auf den Punkt.
Mit dem Freestyle zu "Dancing In The Rain" von Ruth Lorenzo tanzte sich die stets enorm angespannt wirkende Frau Szewczenko die Last von den schmalen Schultern. In ihrer finalen Performance ließ sie ihrem Körper freien Lauf und warf sich zum Ende des Wassertanzes in ein kleines Becken. Dort spritzte sie umher wie ein fröhliches Kind. Die Planschbecken-Einlage berührte die Herzen umso mehr, weil aus der harten und zähen Tanja der vergangenen Wochen nun wieder ein verletzlicher, sanfter Mensch geworden war.
MvD (Motzer vom Dienst) Llambi fand die Nummer "genauso großartig wie den Song". Motsi war so "berührt", dass sie sogar "freie Emotionen" fühlte. Ergänzend sagte sie: "So schön ist tanzen, danke für diesen Tanz". Und Choreograph Gonzalez fand die Kombination der verschiedenen Tänze hervorragend, was in einem imposanten Jorge-mäßigen "Chica, make me wet" gipfelte.
"Herr Llambi wollen Sie auch ein Kind vom Alex?"
"Wahnsinns-Standardtänzer" Alexander nahm das Zepter aber schnell wieder in die Hand. Obwohl er in den letzten Wochen teils wie ein kleiner Bub wirkte, der um die Gunst seiner Mitmenschen bettelt, stand er auf dem Dancefloor seinen Mann.
Nachdem der einstige DSDS-Gewinner mit seiner Isabel den schon bekannten Charleston zum "Dick & Doof"-Theme erneut veredelt hatte, brachte er mit einem Freestyle zum "Dirty Dancing"-Medley die Halle und die Jury regelrecht zum Kochen. Herr Klaws, der leider immer noch nicht müde geworden war, ständig zu erwähnen, dass "er nur so gut ist, wie seine Fans es zulassen", bekam vom Publikum ein weiteres Mal seine, von ihm so geliebten, Standing Ovations.
Die Jury überschlug sich mit Lobeshymnen und feierte ihr eigenes Show-Format. Motsi und Jorge sangen im Duett: "Now I've had the time of my life" und sagten, sie haben in Alex ihren langersehnten "Let's Dance"-Fred Astaire gefunden. Moderator Hartwich fragte Llambi, "ob er auch ein Kind von Alex wolle", was dieser mit seiner typischen Quatsch-mich-nicht-voll-Grimasse quittierte. Bei seiner Leistungsbeurteilung erschuf der ehemalige Börsenmakler ein Novum, als er erstmals in der "Let's Dance"-Geschichte regelwidrige 11 Punkte vergab. Alexander war im siebten (oder auch elften) Himmel und bei Tanz-Trainerin Isabel kullerten die Tränen.
Gegen soviel Tanz-Power und Fan-Gebuhle hatte die wie ein griechischer Olympionike kämpfende Tanja schlussendlich keine Chance und musste sich im Kampf um den "Let's Dance"-Pokal 2014 geschlagen geben. Alexander hat - nach DSDS - nun seine zweite TV-Show-Krone und kann, um den Hattrick voll zu machen, im nächsten Jahr im Dschungelcamp aufschlagen. Mit Daniel Hartwich hat er ja schon mal "das halbe Moderatoren-Team auf seiner Seite".
Fazit: Tänzerisch eine extrem gelungene "Let's Dance"-Staffel, die mit überzeugenden und mitreißenden Darbietungen punkten konnte. Leider bleibt der Spaß etwas auf der Strecke, wenn eigentlich sympathische Kandidaten mit allen nur erdenklichen Psycho- und Tränendrüsen-Tricks um die Gunst des Publikums buhlen als ginge es um Leben oder Tod. Aber vielleicht gehört das bei Unterhaltungsshows heutzutage genauso dazu wie tanzende Kodderschnauzen und Schränke schiebende Schlagersänger.
Quelle: ntv.de