Berühmten Bruderkuss abgelichtet Fotograf Thomas Billhardt ist tot
24.01.2025, 21:46 Uhr Artikel anhören
Billhardt im Jahr 2015 in einer Ausstellung mit seinen Werken.
(Foto: imago images/Charles Yunck)
In der DDR hatte Thomas Billhardt ein seltenes Privileg: Er durfte reisen. Dutzende Länder besuchte er, darunter krisengeplagte Staaten wie Vietnam. Seine Bilder aus dem Krieg wurden weltweit bekannt. Doch auch andere Motive sind berühmt geworden.
Der bekannte Fotograf Thomas Billhardt ist am Donnerstag im Alter von 87 Jahren gestorben. Das bestätigte die Galerie Camera Work, die sein Lebenswerk verwaltet, sowie die Familie des Künstlers. Billhardt gehörte zu den bekanntesten Fotografen in der DDR und setzte seine Arbeit nach der Wiedervereinigung fort. Der Berufsverband Freie Fotografen würdigte Billhardts "unverkennbare Art", Krieg, Leid, aber auch die Hoffnung der Menschen festzuhalten.

Berühmtes Motiv aus dem Vietnamkrieg: Eine vietnamesische Soldatin führt einen US-Soldaten ab.
(Foto: Thomas Billhardt / Camera Work Gallery)
Bekannt wurde der Künstler unter anderem mit seinen Fotos aus dem Vietnamkrieg in den 60er-Jahren, den er auf Seiten der Nordvietnamesen verfolgte. Unter anderem lichtete er die Verhaftung von US-Soldaten durch vietnamesische Kämpfer ab. Das Foto eines Soldaten, der von einer kleineren vietnamesischen Kämpferin abgeführt wird, wurde in West und Ost abgedruckt.
Auch Billhardt fotografierte den berühmten "Bruderkuss" zwischen SED-Parteichef Erich Honecker und Sowjetführer Leonid Breschnew aus dem Jahr 1974. Weltbekannt ist das Foto des französischen Fotografen Régis Bossu vom "Bruderkuss", eine Reproduktion davon ist Teil der Berliner East Side Gallery.
Reisen im Auftrag der FDJ
Daneben ist Billhardt für seine zahlreichen Aufnahmen aus Kriegen und Krisenländern bekannt, in die ihn die SED-Nachwuchsorganisation FDJ entsendete. Unter anderem reiste er ins revolutionäre Kuba, nach Mosambik und Angola, in den Libanon, nach Palästina, Bangladesch und Nicaragua.
Billhardt wurde am 2. Mai 1937 in Chemnitz geboren. Seine Eltern besaßen ein Fotostudio, seine Mutter war eine bekannte Porträtfotografin. Nach Fotografie-Lehre und -Studium arbeitete er etwa als Werksfotograf, für einen Postkartenverlag und später als freier Fotograf sowie für die Dewag, einen SED-eigenen Betrieb für Werbung. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen weltweit gezeigt. Zudem veröffentlichte Billhardt etliche Fotobände.
Die Galerie Camera Work in Berlin zeigt noch bis zum 1. Februar eine Billhardt gewidmete Werkpräsentation. Dort liegt auch ein Kondolenzbuch aus.
Quelle: ntv.de, mli/dpa