Monica Bleibtreu wird 65Grande Dame in TV und Theater
"Ich hatte immer Angst vor Erfolg. Wenn es danach gerochen hat, war ich schon wieder weg." Inzwischen dürfte sie sich an den Duft gewöhnt haben …
Der Name Bleibtreu verspricht herausragende Schauspielkunst im Doppelpack - ob mit Monica oder mit Moritz, ob auf der Bühne oder im Film. Mutter und Sohn gelten sowohl privat als auch im Job als starkes Team. Sie hat ihm die Liebe zur darstellenden Kunst mitgegeben, er ihr die Angst vor Erfolg genommen. "So schlampig wie Du mit Deinem Talent umgehst, hast Du es eigentlich weit gebracht", habe jemand mal zu ihr gesagt, erzählte Monica Bleibtreu in Interviews. Erst von ihrem Sohn habe die gefragte Mimin, die am 4. Mai 65 Jahre alt wird, gelernt, dass man den Ruhm auch als Bereicherung erfahren kann. "Ich hatte immer Angst vor Erfolg. Wenn es danach gerochen hat, war ich schon wieder weg."
Es war der Kinoerfolg "Lola rennt" (1998), in dem die Bleibtreus gemeinsam vor der Kamera standen, der die Schauspielerin wieder ins Rampenlicht zurückkehren ließ. Seitdem gehört die temperamentvolle Frau und eigenwillige Charakterdarstellerin zu den gefragtesten TV- und Kino-Schauspielerinnen des Landes, dreht Jahr für Jahr mindestens einen Film. So war sie die Helene Weigel in "Abschied - Brechts letzter Sommer" (2000), spielte das mütterliche Familienoberhaupt in "Die Manns" (2001) von Heinrich Breloer, gab im selben Jahr eine brummige Bäuerin in "Verlorenes Land", später eine vom Krebs gezeichnete Frau in "Marias letzte Reise" (2005) und eine 80-jährige Klavierlehrerin in "Vier Minuten" (2006).
Schon früh angefangen
Schon in den 60er Jahren übernahm Bleibtreu kleinere Rollen in TV- Produktionen, 1969 besetzte sie Franz Peter Wirth im Fernsehspiel "Change", 1972 folgte ihr Kinodebüt mit "Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König" - und die Goldene Kamera. Die Absolventin des Max-Reinhardt-Seminars konnte da bereits auf jahrelange Erfahrungen an bedeutenden Bühnen wie dem Burgtheater Wien, dem Schauspielhaus Zürich und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg zurückblicken. Schon früh war ihr Weg in das Metier vorgezeichnet: Die gebürtige Wienerin entstammt einer Theaterdynastie und war bald selbst auf der Bühne ihres Vaters zu sehen. "Für meinen Vater stand immer fest, dass ich Schauspielerin werde, deswegen habe ich auch schon früh angefangen."
Ihre komische Seite
Auch ihr Sohn Moritz aus einer Beziehung mit dem Kollegen Hans Brenner hatte früh erste Auftritte. Seine Berufswahl erfreute die Mutter - in den 90er Jahren Schauspiel-Professorin in Hamburg - zunächst jedoch nicht: "Moritz ist jetzt die vierte Schauspieler-Generation in unserer Familie, es hätte auch ein anderer Beruf sein können." Wie ihr Sohn konzentriert sie selbst sich inzwischen auf den Film; die Theaterarbeit, die sich mit Dreharbeiten nur schwierig koordinieren lässt, rückte in den Hintergrund. Als sie dann aber im Jahr 2007 im Hamburger St. Pauli Theater erstmals mit dem szenischen Monolog "Nachtgespräche mit meinem Kühlschrank" als abgetakelter Schauspieler Ulrich Bunzel auftrat und sich von ihrer komischen Seite zeigte, überschlug sich die Kritik.
Der Nord-Süd-Spagat
Ihre Wandlungsfähigkeit bescherte der in Hamburg und Wien lebenden Künstlerin ("Ich nenne es den Nord-Süd-Spagat") gerade in jüngster Zeit zahlreiche Auszeichnungen bis hin zum renommierten Grimme-Preis. Sie selbst sieht das ein wenig mit Erstaunen: "Ich mache den Beruf jetzt seit über 40 Jahren, und plötzlich tun alle so, als wäre ich vom Himmel gefallen", sagte Bleibtreu, die zu ihrem Geburtstag kein Interview geben wollte, schon früher. So wunderte sie sich etwa über Preise für ihre Rolle als Katia Mann, denn "im Endeffekt habe ich ja überhaupt nichts gemacht, ich habe Tee gebracht und ein bisschen geguckt". Sie habe nie so richtig Ehrgeiz entwickeln müssen und lebe eher im Moment als zielgerichtet. Dass sie als schwierige Künstlerin gilt, ist ihr gerade recht: "Pflegeleichte Schauspieler bringen oft nur pflegeleichte Resultate."