Unterhaltung

Der Saarbrücken-"Tatort" Heiligabend im Puff

Weihnachtsmärchen, Happy End inklusive.

Weihnachtsmärchen, Happy End inklusive.

(Foto: SR/Manuela Meyer)

Wenn Kommissar Stellbrinck ermittelt, mutiert das Saarland zum Reich des Wahnsinns. Wer das mag, ist auch mit dem neuesten Fall gut beraten - alle anderen werden mit der durchgeknallten Version des Weihnachtsmärchens arge Probleme haben.

Wer in Googles Nachrichtensuche "Weihnachten" eingibt, kann sich mitunter des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich beim Fest der Liebe eigentlich um ein schlecht getarntes Panoptikum des Grauens handelt: "Wenn Weihnachten zur Psycho-Hölle wird" prangt dick und fett an der ersten Stelle, dicht gefolgt von "Weihnachten ist die Hochzeit von Mord und Totschlag". Irgendwas scheint dieses Fest an sich zu haben, das die Menschen reihenweise an den Rand des Wahnsinns bringt - und der Saarbrücker "Tatort" liefert passend zum zweiten Feiertag seine ganz eigene Interpretation der Dinge.

Die erste Lektion lernt der Zuschauer gleich in der Anfangsszene: Bloß, weil die Christbaumkugeln die falsche Farbe haben, muss man sich noch lange nicht überfahren lassen. Für die junge Frau, die grade noch wutentbrannt über die Straße gelaufen ist und nun blutend auf selbiger liegt, kommt die Erkenntnis zu spät. "Und dann gab's Streit wegen diesem Scheiß-Weihnachten", gibt ihr Freund später schluchzend zu Protokoll.

Von diesem unglaublich biederen Auftakt sollte man sich nicht täuschen lassen: Wie aus den Vorgängerfilmen rund um Kommissar Stellbrinck entwickelt sich Saarbrücken auch in der Weihnachtsepisode zum Land des fröhlichen Wahnsinns. Zur Fahrerflucht aus der Anfangsszene gesellt sich später zwar doch noch ein waschechter Mord, aber dessen Aufklärung bleibt wie gewohnt Nebensache.

Stattdessen im Programm: eine hochschwangere Maria auf der Flucht, eine Geburt in einem Stall, diebische Weihnachtsmänner, ein völlig überdrehter Zuhälter und so viele merkwürdige Zufälle, das einem schwindelig wird. "Weihnachtsgeld" schwankt hin und her zwischen Absurditäten und Weihnachtsmärchen. Das muss man mögen.

Genau wie Devid Striesow als Kommissar: "Was macht der eigentlich, der Stellbrinck", fragt die Staatsanwältin. "Ja, der ermittelt", antwortet seine Kollegin zögerlich. Der Schnitt auf den K.o.-betropften Kommissar und die fingernagelfeilende Prostituierte neben ihm steht exemplarisch für den ganz speziellen Humor der Saarbrücker "Tatorte". Der aktuelle ist ganz sicher nichts für alle Zuschauer. Wer sich aber auf ihn einlässt, wird herrlich unterhalten. Und mal ganz ehrlich: ein Weihnachtsmärchen, das im Puff endet - das hat doch auch mal was.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen