Keine Liebe im Jahr 2009 Loveparade fällt aus
18.01.2009, 11:01 UhrDie lila Perücke und das schrille Kleid bleiben dieses Jahr im Schrank: Die Loveparade 2009 ist abgesagt. Dabei hätte für die Techno-Fans alles so schön werden können. Eine Million oder mehr Raver wollten ausgelassen in Bochum feiern, angeheizt von Discjockeys wie DJ WestBam. Doch die Nummer war zu groß für die Ruhrgebietsstadt: "Die Kapazität der vorhandenen Infrastruktur (...) reicht für die Bewältigung der erwarteten Besuchermassen nicht aus", gaben Stadt und Veranstalter bekannt.
Die Veranstaltung sei in den vergangenen Jahren einfach zu stark gewachsen. Außerdem machten Gleisbauarbeiten der Bahn ausgerechnet zur Loveparadezeit den Organisatoren zu schaffen. Bei der Loveparade 2008 in Dortmund waren nach Schätzungen etwa 1,6 Millionen Tanzwütige über ein abgesperrtes Stück der Schnellstraße B 1 gezogen.
"Wir hätten den Besuchern 15 Stunden Abreise zumuten müssen", erklärt der Dezernent für Wirtschaftsförderung, Paul Aschenbrenner, einen Tag nach der Entscheidung. Sie fiel völlig überraschend und nur rund ein halbes Jahr vor dem großen Tag. Dabei war die Stadt Bochum seit langem über die Probleme bei der Durchführung der weltgrößten Techno-Party informiert.
Neue Heimat Metropole Ruhr
"Uns war sicherlich bekannt, dass wir andere Voraussetzungen haben als Essen oder Dortmund", sagt Aschenbrenner. Die Stadt habe den Vertrag 2007 aber in dem ernsthaften Bemühen unterschrieben, die Loveparade in Bochum zu veranstalten. 2007 hatte die Loveparade ihren Gründungsort Berlin verlassen und als neue Heimat die Metropole Ruhr gewählt. 2010 und 2011 soll das Mega-Event durch Duisburg und Gelsenkirchen ziehen.
Von einem Imageschaden für die Stadt oder das Ruhrgebiet will Aschenbrenner dennoch nicht reden: "Wir sind eine starke Region. Wir schultern schließlich auch andere Großveranstaltungen."
"Es ist sicherlich keine brillante Performance, wenn man einen Fünfjahresplan hat und den nicht einhalten kann", gesteht der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropoleruhr (wmr), Hanns- Ludwig Brauser, ein. Die wmr war 2007 daran beteiligt, die Loveparade in die Region zu holen. Von einem Imageschaden zu sprechen sei aber zu weit gegriffen: "Aber dass wir dabei nicht gut aussehen, da ist nicht drum rum zu reden." Das Problem der Gleisbauarbeiten sei bekannt gewesen, aber man hatte gehofft, die Arbeiten verschieben zu können.
Trotz Enttäuschung kein Ersatz
Enttäuschung über die Absage macht sich auch beim Veranstalter in Berlin breit: "Uns tut das leid für die Fans und Besucher", sagt Sprecher Björn Köllen. Auch bei den Paraden in Berlin, Essen oder Dortmund habe es immer mal Schwierigkeiten oder Bedenken gegeben, doch diese Hürden habe man nehmen können. Einen Ersatzort für die Loveparade habe der Veranstalter nach der Absage aber nicht suchen wollen: "Wir möchten keine schnelle Aktion machen." Dafür sei der Planungsaufwand einfach zu groß. Deshalb bringe es auch nichts, Duisburg oder Gelsenkirchen vorzuziehen.
Loveparade-Chef Rainer Schaller erklärt: "Wir werden jetzt die Zeit nutzen und die kommenden Städte eingehend prüfen, um bei Ruhr 2010 wieder dabei zu sein." Ein Treffen im Februar könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein: "Wir werden (...) alle Kommunen und den Veranstalter zusammenholen und besprechen, was 2010/2011 Sache ist", kündigt wmr-Geschäftsführer Brauser an. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 sollen im Ruhrgebiet die Floats auf jeden Fall rollen. Die lila Perücken bleiben also mindestens noch ein Jahr eingemottet.
Quelle: ntv.de, Ira Kugel, dpa