Armee der Amys Neue Winehouse gesucht
02.04.2008, 07:59 UhrDas W-Wort ist verboten. W wie Winehouse. Wer die britische Sängerin Duffy dennoch auf ihre berühmte Kollegin anspricht, erntet ein karges "Ich möchte lieber über meine eigene Musik sprechen". Dabei könnte sich Duffy eigentlich freuen: Der Vergleich mit Amy Winehouse katapultierte ihr erstes Album "Rockferry", das demnächst auch in Deutschland erscheint, auf die Spitzenplätze der britischen Charts, Medien bejubeln die 23-Jährige als das neue Wunderkind des Souls. Doch auch andere Plattenfirmen haben die Marketingmaschine angeschmissen und auf der Suche nach der neuen Winehouse ihre Kandidatinnen ins Rennen geschickt.
Dabei scheint es, als habe Amy Ann Duffy alias Duffy nicht nur den passenden Vornamen, sondern auch die Nase in Sachen Erfolg vorne. Ihre fetzige und eingängige Single "Mercy", die derzeit auf sämtlichen Kanälen läuft, stürmte genauso wie das Album auf Anhieb die britischen Charts und sprang auch in der deutschen Hitparade in dieser Woche direkt auf Platz fünf. "Rockferry" erntete zudem gute Kritiken in der britischen Presse, auch wenn die Platte nicht im entferntesten an Amy Winehouse' erfolgreiches Album "Back to Black" heranreiche, lautet die überwiegende Meinung. Die Plattenfirma Universal spricht dennoch vom "hellsten Stern 2008" und dem "am sehnlichsten erwarteten Album des Jahres".
"Amys der zweiten Generation"
Die rauchige, volle Stimme der kleinen Blondine aus Wales ist in der Tat beeindruckend und erinnert Kritiker abwechselnd an Winehouse oder die 60er-Jahre-Soulkönigin Dusty Springfield. "Die Leute sind besessen von Vergleichen (...), und es ist ja auch eine Ehre. Aber das alles ist noch ein langer Weg - so groß wie Dusty Springfield bin ich noch nicht", sagt Duffy in einem Gespräch mit der dpa. Das derzeitige Verlangen nach warmer, souliger und zugleich etwas schmalziger Musik aus Frauenkehlen kann sie sich auch nicht erklären. "Ich liebe es einfach, Musik zu machen, Musik ist besser als Sex", betont sie.
Mit ihrer Mischung aus Retro, Soul und etwas Pop hat Duffy jedenfalls ihre härteste Konkurrentin Adele vom Spitzenplatz der Charts verdrängt. Die braunhaarige, etwas mollige Sängerin aus London debütierte mit dem Album "19" und landete mit der Single "Chasing Pavements" sofort einen Hit. In der BBC-Umfrage unter Musikkritikern, "Sound of 2008", stand die 19-Jährige auf Platz Eins - gefolgt von Duffy. Zwar sind als "New Amys" auch die Sängerinnen Beth Rowley und Gabriella Cilmi im Gespräch, doch solch ein Hype wie um Adele und Duffy ist bisher nicht entstanden.
Gemeinsam haben Amys Schwestern jedoch, dass sie nicht im entferntesten an Winehouse' exzessiven Lebensstil heranreichen. Sie alle stehen (noch) nicht mit Drogen, Alkohol und allerlei anderen Skandalen ums Privatleben in Verbindung, sondern versprühen wie Duffy den Charme des Unverbrauchten. "All diese Amys der zweiten oder dritten Generation sind eingängiger am Ohr - und sie bereiten verdammt noch mal wesentlich weniger Probleme als Winehouse selbst", schrieb unlängst die Zeitung "Guardian".
Quelle: ntv.de, Von Annette Reuther, dpa