Unterhaltung

Don Johnson wird 65Stehen bleiben, Miami Vice!

15.12.2014, 09:33 Uhr
imageVon Kai Butterweck
imago54352070h
"Miami Vice" 1984: Don Johnson (r.) als Detective Sonny Crockett an der Seite von Philip Michael Thomas als Detective Ricardo Tubbs. (Foto: imago stock&people)

Früher wurden TV-Drogenbosse noch mit Stil zur Strecke gebracht. Mit der Kippe im Mundwinkel, einer Sonnenbrille auf der Nase und einem Alligator vor den Füßen war Don Johnson alias "Sonny Crocket" Stil-Ikone und Polizeianwärter-Zugpferd in einem.

Luftige Bundfaltenhosen, Slipper und pastellfarbene Jacketts mit eckigen Schulterpolstern: Die Männermode des Jahres 1987 dürfte sicherlich als eine der auffälligsten überhaupt in die Mode- und Style-Geschichtsbücher eingegangen sein. Fleischgewordener Auslöser des einst grassierenden Hypes um fluffige Checker-Klamotten der Marke "Drogenboss meets Strand-Cop" war der seinerzeit 38-jährige Farmersohn Donald Wayne Johnson alias Don Johnson aus Flat Creek, Missouri. Der flimmerte nämlich seinerzeit wöchentlich als "Sonny Crocket" mit einem Alligator an der Leine und der Polizeimarke von Miami am Schlangenledergürtel über zigtausende Mattscheiben von Flensburg bis nach München.

3mgt0606-jpg6988918980591027821
Nicht immer mit Fönwelle, auch mal mit wirrem Haar und Dreitagebart. (Foto: dpa)

Im Sommer 1987 war in Deutschland jeden Dienstagabend gegen 21.45 Uhr "Miami Vice"-Zeit oder besser gesagt: "Sonny Crocket"-Zeit. Für eine gute Dreiviertelstunde verwandelte sich dann so mancher testosterongesteuerte Teenie, Ehemann und Rentner per Identifikation in einen obercoolen braungebrannten Sonnenbrillen-Cop, vor dessen Knien nicht nur dutzende Drogen-Gangster um Gnade winselten, sondern auch reihenweise schöne Frauen in die Hocke gingen. Sonny Crocket war ein vom Gesetz beauftragter Macher. Und Don Johnson war Sonny Crocket.

Exquisite Kleidung, schöne Frauen, schnelle Autos

Vier Jahre lang mimte der zuvor lediglich als Nischen-Schauspieler in Erscheinung getretene US-Beau den harten Polizisten mit Hang zu exquisiter Kleidung, schönen Frauen und schnellen Autos. Mit Beginn der Serie hatte sich das Leben von Don Johnson schlagartig geändert. Plötzlich wandelte er auf roten Teppichen, sammelte Party-Gästelisten wie andere Menschen Briefmarken und brachte die Herzen von Hollywood-Damen wie Patti D’Arbanville, Melanie Griffith und Barbra Streisand zum Schmelzen. Don Johnson war Ende der Achtziger einer der erfolgreichsten Schauspieler weltweit. Auch musikalisch konnte der Frauenschwarm das eine oder andere Ausrufezeichen setzen. Mit zwei tanzbaren Pop-Produktionen ("Heartbeat", "Let It Roll") nistet sich Don Johnson mal eben so in die Top Ten der internationalen Chartslisten ein.

Nach dem Finale von "Miami Vice" ging es für den Hollywood-Lebemann jedoch schlagartig bergab. Der erhoffte Sprung vom TV-Helden zum Kino-Superstar missglückte, was zur Folge hatte, dass den Schauspieler bereits Mitte der Neunziger keiner mehr auf dem Zettel hatte. Kurz vor dem nahenden Untergang Mitte der Neunziger, als Don Johnson nur noch durch wilde Party-Auftritte von sich Reden machte, klopfte die Rettung in Gestalt des Produzenten Carlton Cuse an die Haustür des Emmy- und Golden Globe-Nominierten. Mit der Hauptrolle eines TV-Cops auf dem Silbertablett servierte Cuse Don Johnson einen neuerlichen Schlüssel zum Erfolg. Der Schauspieler griff dankend zu und katapultierte sich als Speerspitze der Krimiserie "Nash Bridges" nach Jahren der beruflichen Tristesse endlich wieder zurück ins Rampenlicht.

Das Geschenk eines zweiten TV-Frühlings verhalf dem Lebemann Don Johnson dazu, innere Reife zu erlangen und sein Leben fortan auf ebenen Fundamenten zu betten. Heute feiert der ehemalige Schrecken lateinamerikanischer Drogenbosse seinen 65. Geburtstag. Mit am feierlich geschmückten Gabentisch werden seine Frau Kelley Phleger und seine fünf Kinder aus zwei Ehen sitzen. Und natürlich – wenn auch nur in Gedanken – abertausende Ü-40-Frauen weltweit, die auch heute noch schmachtend vor alten VHS-Cassetten mit der Aufschrift "Miami Vice" hocken und wünschten, noch einmal im Sommer des Jahres 1987 aufzuwachen.

Quelle: ntv.de