"Hollywood wird von Bankern regiert" Terry Gilliam kritisiert Bürokraten
27.06.2009, 18:52 Uhr

Der Regisseur Terry Gilliam mit dem Schauspieler Verne Troyer bei der Eröffnung des Filmfestes in München.
(Foto: dpa)
Hollywood ist nach Ansicht des Regisseurs Terry Gilliam ein "Bürokraten-Dorf". "Ich bin deprimiert darüber, wie die Filmwelt aussieht", sagte er. "Filme werden bestimmt von diesen wenigen Leuten, die in Hollywood leben und die keine Ahnung von irgendwas haben."
Es sei sehr schwer gewesen, das nötige Kleingeld für seinen neuesten Film "The Imaginarium of Doctor Parnassus" aufzutreiben, der am Freitagabend auf dem 27. Filmfest München Deutschlandpremiere feierte. "Mein Film davor, 'Tideland', hat kein Geld gemacht - da war mir schon klar, dass es in den nächsten Jahren schwierig werden würde", sagte Gilliam. "Dann kam Heath Ledger an Bord, und ich dachte, 25 Millionen Euro - kein Problem. Aber nein!"
Gilliams neuer Film ist der letzte mit dem im vergangenen Jahr während der Dreharbeiten gestorbenen australischen Schauspieler Heath Ledger. "Ich habe den Leuten gesagt: Verstehen Sie, im Sommer 2008 kommt 'The Dark Knight' raus, der 'Joker' wird das größte auf diesem Planeten sein und Heath Ledger der größte Star auf diesem Planeten - und wir machen den nächsten Film mit ihm. Und niemand in Hollywood hat dieses unglaublich einfache Konzept verstanden", kritisierte Gilliam, der zu den Gründungsmitgliedern der "Monty Python"-Gruppe gehörte und auch bei dem Film "Twelve Monkeys" mit Brad Pitt und Bruce Willis Regie führte. Ledger wurde für seine Darstellung des "Joker" in dem "Batman"-Film posthum mit dem Oscar ausgezeichnet.
"Alle verstecken sich hinter den Zahlen"
Einen wirklichen Grund, dem absurden Fantasy-Abenteuer "Parnassus" gegenüber skeptisch zu sein, hätten die Produktionsfirmen nicht gehabt, sagte Gilliam. "Sie haben sich nur die Zahlen meines letzten Films angesehen, und das war es." Und Ledgers letzter Film sei finanziell noch weniger erfolgreich gewesen als sein eigener. "Hollywood wird von Bankern regiert", sagte der Regisseur. "Die Filmleute denken nicht langfristig, weil sie nicht denken können. Alle verstecken sich hinter den Zahlen."
In Europa sei das anders. "Europäische Filmemacher machen weniger Geld. Sie können sich keine große Bürokratie leisten wie Hollywood", betonte der Regisseur. "Hier müssen die Leute wirkliche Unternehmer sein, und sie bekommen sehr viel weniger raus als ihre Kollegen in den USA. Darum bevorzuge ich Europa."
Quelle: ntv.de, dpa