Gericht befragt Jacksons Leibwächter Versteckte Murray Ampullen?
06.01.2011, 11:31 Uhr
Michael Jacksons Leibwächter Alberto Alvarez scheint der Schlüssel zu einem Prozess gegen Dr. Conrad Murray zu sein.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Anhörung zum Verhalten von Michael Jacksons Leibarzt unmittelbar vor dem Tod des "King of Pop" bringt brisante Details ans Licht. So soll der Mediziner während seiner angeblich völlig fehlerhaften Reanimationsversuche einen Leibwächter angewiesen haben, Ampullen zu verstecken.
Michael Jacksons Leibarzt soll im Moment des Todes des Popstars Medikamente beiseite geschafft haben. Während seiner erfolglosen und angeblich dilettantischen Reanimationsversuche habe Dr. Conrad Murray "verzweifelt" Ampullen zusammengesucht und in einen Beutel getan, sagte einer von Jacksons Bodyguards nach Angaben der "Los Angeles Times" vor einem Richter in Los Angeles aus. Erst danach habe er den Leibwächter angewiesen, den Notruf zu wählen.
Die Anhörung soll klären, ob gegen Murray ein Prozess wegen fahrlässiger Tötung eröffnet werden kann. Der 57-Jährige soll Jackson ein Narkosemittel gegen Schlafstörungen gespritzt haben, obwohl das nur für Operationspatienten geeignet sei. Der Herzspezialist bestreitet das, die Dosis sei viel zu gering gewesen. Einige Mitglieder aus Jacksons Familie, darunter Mutter Katherine und die Schwestern Janet und LaToya, verfolgten die Anhörung.
"Er hat eine Überreaktion"
Alberto Alvarez, der Leibwächter, war der Erste, der dazu kam, als Murray um Jacksons Leben kämpfte. Er sagte vor dem Richter, dass Jackson auf dem Bett ausgestreckt lag, Mund und Augen weit offen. Murray habe mit einer Hand Reanimationsversuche gemacht. Als er fragte, was los sei, habe Murray nur gerufen: "Er hat eine Überreaktion! Er hat eine Überreaktion!".
Unmittelbar hinter ihm sei Jacksons Tochter Paris, damals elf, in den Raum gekommen, sagte Alvarez. Sie habe "Daddy!" gerufen und dann sofort angefangen zu weinen. Nachdem er das Kind herausgebracht habe, habe Murray ihm Fläschchen und Ampullen gegeben, die er in einen Beutel auf den Flur legen sollte. Dann habe Murray ihn gebeten, einen Infusionsbeutel vom Ständer zu nehmen, berichtete Alvarez weiter. Darin habe sich eine "milchige Substanz" befunden. Der Beutel sei in einer anderen Tasche verschwunden. All dies sei geschehen, bevor der Notruf gewählt wurde.
Entscheidung steht an
Alvarez machte seine Aussage am zweiten Tag der Anhörungen vor einem Gericht in Los Angeles. Vorher hatten bereits andere Mitarbeiter Jacksons den Arzt schwer belastet. Richter Michael Pastor muss nach der auf bis zu zwei Wochen veranschlagten Anhörung mit etwa 35 Zeugen entscheiden, ob genügend Beweise vorliegen, um Murray den Prozess zu machen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt vor, keine angemessene medizinische Ausrüstung verwendet und nicht rechtzeitig einen Notarzt verständigt zu haben.
Der 57-jährige Murray soll Jackson in den Wochen vor seinem Tod am 25. Juni 2009 jeden Abend das starke Beruhigungsmittel Propofol gespritzt haben, damit er während der Vorbereitungsphase für seine geplanten Comeback-Konzerte in London gut schlafen konnte. Die Autopsie ergab später, dass der 50-Jährige an einer Überdosis des Mittels starb. Murray räumt zwar ein, Jackson Propofol verabreicht zu haben, weist aber jede Schuld am Tod des Popstars von sich. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu vier Jahre Haft.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa