Wie die Zeit vergeht! Windsor-Vorzeigeprinz wird 30
21.06.2012, 04:25 Uhr
Große Herausforderung: mit wildfremden Menschen sprechen und dabei immer freundlich sein. William beherrscht das.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das britische Königshaus kommt aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Nach dem diamantenen Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. ist nun Enkel William dran. Der Zweite der Thronfolge vollendet sein drittes Lebensjahrzehnt. Wie seine Großmutter, ist auch Charles' und Dianas Sohn beim Volk sehr beliebt.
Dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland geht es derzeit alles andere als gut. - eine Folge der schweren Finanzkrise. Die konservativ-liberale Regierung von Premierminister David Cameron füllt die leere Staatskasse, indem sie ein rigides Sparprogramm umsetzt. Es wird gekürzt, gestrichen, entlassen. Die Studiengebühren werden heraufgesetzt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist so angespannt wie lange nicht mehr. Kurzum: Wieder einmal ist in Britannien der soziale Frieden in Gefahr.
Aber nicht alles ist schlecht: Auch in Zeiten der größten Krise. Grund ist ihr Königshaus, das in diesem Jahr der Entbehrungen den Brot-und-Spiele-Part übernommen hat. Gerade sind die anlässlich des diamantenen Thronjubiläums von Königin Elizabeth II. zu Ende gegangen. Millionen Briten ließen ihre ewige Monarchin hochleben, die 86-Jährige ist derzeit so beliebt wie nie. Die Briten würden ihre Queen wie eine alte Pendeluhr lieben, zog die ungarische Zeitung "Magyar Nemzet" treffend Bilanz., dessen Geburtstag am 10. Juni traditionell "unterging", tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
Und die Windsors bleiben im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Am 16. Juni gab es auf der Londoner Horse Guards die alljährliche Militärparade "Trooping the Colour" zu Ehren des Geburtstages der Königin. Schöne bunte Bilder, eine zufrieden dreinschauende Monarchin, hübsche Pferde - Herz, was begehrst du mehr? Es lebe die Tradition! Und es geht munter weiter. Am 20. November begehen Elizabeth und Philip ihren 65. Hochzeitstag. Wieder werden in London die Kirchenglocken läuten, wieder wird das Volk glücklich sein, weil die Queen einfach nur zu sehen ist.

Baby William mit seinen Eltern Charles und Diana während eines Aufenthaltes in Australien im April 1983.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Aber auch ein weiteres beliebtes Mitglied der Royals rückt in diesen Tagen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Prinz William, er ist die Nummer zwei in der Thronfolge, vollendet am 21. Juni sein drittes Lebensjahrzehnt. Großbritannien machte gerade eine schwere Zeit durch, als der Spross von Prinz Charles und der am 31. August 1997 in Paris tödlich verunglückten Prinzessin Diana im St. Mary's Hospital im Londoner Stadtteil Paddington das Licht der Welt erblickte. Auch damals herrschte Rezession und die konservative Premierministerin Margaret Thatcher machte sich daran, das im ökonomischen Wettbewerb ins Hintertreffen geratene Land umzukrempeln. Dabei nahm sie soziale Verwerfungen hin. Williams Geburt, die in diesen Tagen die britische Presselandschaft beherrschte, lenkte die Menschen wenigstens für kurze Zeit von ihren Alltagssorgen ab.
Schlammschlacht abseits des Buddelkastens
Er und sein im September 1984 geborener Bruder Henry, der aber nur Harry genannt wird, sollten das Eheglück von Charles und Diana krönen - so jedenfalls glaubte man. Allerdings liebten sich die Eltern schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr richtig. Jahre später sollten die Eheprobleme zu einer regelrechten Schlammschlacht ausarten, die dem Königshaus insgesamt schadete. William hatte eine schwere Kindheit - allerdings eine der anderen Art: Er litt kein materielle Not, er erfuhr die Zuwendung von Vater, Mutter und anderen Verwandten. Die Bedingungen, unter denen William aufwuchs, waren dennoch sehr schwierig: Das kaputte Eheleben seiner Eltern wurde medial mit großer Intensität begleitet - täglich neues Futter, mit Zitaten garniert, die teilweise auch unter die Gürtellinie gingen. Ein Wunder, dass der kleine und später dann halbwüchsige William diese furchtbaren Jahre relativ unbeschadet überstanden hat. Unvergessen ist sein Gang - gemeinsam mit Großvater Philip, Vater Charles, Bruder Harry und Onkel Charles Spencer - hinter dem Sarg seiner Mutter am 6. September 1997. William musste schnell erwachsen werden.

Trauer um die bei einem Autounfall tödlich verunglückte Prinzessin Diana.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch wenn bei den Windsors vieles schieflief, beim künftigen König machten sie das meiste richtig. Tradition und Moderne prägten seine Erziehung. Einerseits sah man William und seinen Bruder mit Mutter Diana auf dem Spiel- und Rummelplatz herumtollen. Andererseits wurde er auf seine künftige Rolle als Staatsoberhaupt intensiv vorbereitet. Nachdem der 18-Jährige im Jahr 2000 am Eton-College sein "A-Level Certificate", das ist mit dem deutschen Abitur vergleichbar, abgelegt hatte, arbeitete er unmittelbar danach bei einem Hilfsprojekt in Chile. Die Weltöffentlichkeit nahm davon Notiz, wie His Royal Highness das Klo putzte und körperlich schwer arbeitete - ohne königliche Allüren und Murren. Auch in einem englischen Agrarbetrieb schlug sich William wacker. Im Gegensatz zu seinem etwas wilderen Bruder Harry trat er in seiner Sturm-und-Drang-Zeit nicht in jeden Fettnapf. Ein Vorzeigeprinz eben.
Sehnsucht nach Mutter Diana
Und weil ein künftiger König eine gute Ausbildung haben muss, ging er zur St. Andrews University nach Schottland. Kunstgeschichte und Geographie studierte William und erlangte 2005 den Master of Arts. Allerdings blickte er nicht nur in die Bücher. Die schöne Kommilitonin Catherine (Kate) Middleton interessierte ihn. Nach Jahren mit Aufs und Abs, eine kurzzeitige Trennung 2007 inbegriffen, sollte sie die Frau an seiner Seite werden. - William und Kate nennen sich seit diesem Tag Duke beziehungsweise Duchess of Cambridge. Bislang ist es eine Ehe ohne Skandale. Im Gegensatz zu Diana erweist sich Kate für die Windsors als deutlich pflegeleichter. Sie hat sich mit Leichtigkeit in die königliche Familie eingelebt und nimmt zunehmend öffentliche Auftritte wahr, die sie zur Zufriedenheit der Queen absolviert. William verhehlte allerdings jüngst in einem Interview nicht, wie traurig er war, dass. Der Tag der Hochzeit sei für ihn "sehr schwer" gewesen.
Unterdessen sehnt man im Königreich die Meldung über Nachwuchs herbei. Der manchmal etwas verschämt dreinschauende William - in dieser Hinsicht kommt er ganz nach seiner Mutter - beruhigt schon einmal die Untertanen: , deutete er kürzlich an. Ganz Blaublüter, legte William nach, indem er sagte, dass sie das Entscheidende seien. Details zur Kinderplanung gab er natürlich nicht preis: "Aus mir bekommen sie nichts raus." Dabei ist ein gewisser Druck schon vorhanden, denn seine Duchess ist auch schon 30. Die Queen war in diesem Alter bereits zweifache Mutter. Repräsentieren und Kinderkriegen sind zwei der wichtigsten Aufgaben eines Mitglieds der königlichen Familie.
Ein weiterer Fakt ist von großem Interesse: Vorausgesetzt, das erste Kind von Kate und William wird ein Mädchen, dann könnte in ein paar Jahrzehnten wieder eine Frau auf dem britischen Thron sitzen. Nach langem Hin und Her ist endlich die Thronfolgeregelung reformiert worden, die, wie zum Beispiel in Schweden, nun die Bevorzugung des männlichen Geschlechts aufhebt.
Allen Erwartungen auf royalen Nachwuchs zum Trotz: Williams Freizeit ist sehr begrenzt. Nach seiner Ausbildung zum Hubschrauberpiloten tut er derzeit wieder einmal viel Gutes. So versieht er noch bis Ende 2013 seinen Dienst bei den "Search and Rescue"-Einheiten. So war er im November 2011, nachdem das Küstenmotorschiff "Swanland" im Nordatlantik leckgeschlagen war, als Flight Lieutenant Wales bei der Bergung von sieben Schiffbrüchigen beteiligt. Ein Mann konnte nicht mehr gerettet werden. Auch auf den fernen Falklandinseln musste William zeitweise seinen Dienst versehen.
Ritter des Distel-Ordens
Ab und zu muss er sein modernes Fluggerät für kurze Zeit verlassen, um sich ganz der Tradition zu widmen. Adel verpflichtet, das Könighaus - von Prinz Philip einmal "die Firma" genannt - fordert sein Recht ein. Die Verpflichtungen werden immer umfangreicher, die Erwartungen von Queen Elizabeth II. an ihren Enkel sind groß. Sie motivierte ihren Nach-Nachfolger schon einmal, indem sie die Aufnahme Williams in den exklusiven schottischen Ordens von der Distel anwies. Dem 1687 gegründeten Orden gehören neben der Queen als Großmeisterin vier weitere Mitglieder der königlichen Familie sowie 16 weitere Ritter an. Er steht in der Rangliste der britischen Auszeichnungen an zweiter Stelle nach dem Hosenbandorden.
Nach der Queen war William lange das populärste Windsor-Mitglied. Laut Umfragen wollten die meisten Briten ihn als direkten Nachfolger haben, doch es wird - vorausgesetzt, Prinz Charles überlebt seine Mutter - nicht dazu kommen. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird an der Thronfolge nicht gerüttelt, im Falle eines Ablebens von Elizabeth wird ihr mittlerweile 63-jähriger Ältester König. Der hat bei den Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum seiner Mutter sowieso so viele Punkte gemacht ("Thank you, Mummy, for always being there for us!"), dass das Volk gegen einen King Charles momentan gar nichts einzuwenden hat. Aber bis dahin ist nach Lage der Dinge noch viel Zeit, bedenkt man, dass die Mutter der Queen erst mit 101 Jahren das Zeitliche segnete. Im Fall, dass die Monarchin dieses Alter erreichen sollte, wäre Charles 79.
William jedenfalls scharrt nicht mit den Füßen. Er hat vor der Jubiläumsfeier durchblicken lassen, dass er riesengroßen Respekt vor dem Königsjob habe. Er soll bis dahin auch Zeit bekommen, um sich seiner Familie widmen zu können. Zudem gibt es auch noch viele Konzerte, die besucht werden müssen. Und die Windsors - allen voran die Königin - sind schon viel lockerer geworden. Prinz William hat einen großen Anteil daran. Happy Birthday!
Quelle: ntv.de