Unterhaltung

Vom Schriftsetzer zum Produzenten Wolfgang Rademann wird 80

Über Jahrzehnte beweist Rademann guten Spürsinn für den Geschmack der Fernsehzuschauer: Er lässt das "Traumschiff" über die Weltmeere schippern und bittet in die "Schwarzwaldklinik" zur Sprechstunde. Doch ans Aufhören denkt der Berliner noch lange nicht.

imago59661974h.jpg

Wolfgang Rademann prägt schon seit Jahrzehnten die deutsche Fernsehlandschaft.

(Foto: imago stock&people)

" Die Schwarzwaldklinik", "Das Traumschiff", "Die Peter Alexander Show" - drei der erfolgreichsten Formate der deutschen Fernsehgeschichte, die mit einem Name verbunden sind: Wolfgang Rademann. Der aus ärmsten Verhältnissen stammende Fernsehproduzent hat seit Ende der 60er-Jahre ein Näschen für den Geschmack der Deutschen wie kein Zweiter. Am 24. November 2014 wird der Berliner 80 Jahre alt.

An den Ruhestand denkt Rademann, der seit fast vierzig Jahren in einer Fernbeziehung ohne Trauschein mit Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek lebt, indes nicht. Auch die Pleite der Reederei des "Traumschiffs" MS "Deutschland" ändert daran nichts. "Ick habe schon auf vier Schiffen gedreht, da werde ich auch noch das fünfte überleben", sagte er jüngst.

Schriftsetzer, Journalist und dann Fernsehproduzent

Die Art, wie Rademann seit 33 Jahren das "Traumschiff" macht, verrät viel über seine Erfolgsgeschichte. Er hat keine Mitarbeiter und entscheidet alles alleine. Die Auswahl der Schauspieler ist für ihn dabei entscheidend - "Mecker- und Suffköppe" würden den ganzen Laden durcheinander bringen. Und während der Dreharbeiten ziehe er im Hintergrund die Fäden, achte darauf, dass möglichst wenige Reibereien im Team entstehen.

Dass der am 24. November 1934 in Neuenhagen bei Berlin geborene Rademann zum Fernsehen kam, ist Zufall. Er kommt aus ärmsten Verhältnissen. Nach der Volksschule lernte Rademann zunächst Schriftsetzer. Doch mit 17 Jahren kündigte er und arbeitete als Journalist. Zunächst in Ost-Berlin, nach seiner Flucht 1958 in den Westen für das Berliner Boulevardblatt "B.Z." und die Illustrierte "Stern".

Durch einen Freund zum Fernsehen

31729699.jpg

Familie Brinkmann: Sohn Benjamin, dessen Eltern Christa und Klaus sowie Benjamins Frau Sophie und sein Halbbruder Udo.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dem "Stern" kurbelte Rademann mit leichten Geschichten die Auflage an. Auf diesem Weg bekam der junge Journalist auch direkten Kontakt zu den großen Stars und wurde Pressechef von Caterina Valente, Pierre Brice und schließlich Peter Alexander. Der schnell freundschaftliche Kontakt zu Peter Alexander wurde für Rademann zur wichtigsten Begegnung seines Lebens.

1969 fragte dessen Frau Rademann, ob er nicht für das ZDF eine Show mit ihrem Mann produzieren wollte. Rademann wollte - und schaffte es, die vielfältigen Begabungen des Peter Alexander perfekt in Szene zu setzen. Die "Peter Alexander Show" sahen regelmäßig an die 30 Millionen Menschen, das sind heute nur mit Fußball erreichbare Zahlen. "Das war meine schönste TV-Zeit", sagte Rademann einmal.

Und er zeigte viel Gespür für die vom Publikum gewünschte Unterhaltung. "Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre" oder "Die Wencke Myhre Show" waren weitere Erfolge. Harald Juhnke besuchte der Produzent Ende der 1970er Jahre nach einem von dessen Alkohol-Abstürzen im Krankenhaus und engagierte ihn für die Sketsch-Serie "Ein verrücktes Paar" mit Grit Böttcher. Juhnke musste Rademann in die Hand versprechen, dass er während der Dreharbeiten nicht erneut abstürzt - der Schauspieler hielt Wort und feierte einen seiner größten Zuschauererfolge.

Mit dem richtigen Riecher zum Erfolg

Rund 500 Produktionen verantwortete Rademann, in aller Regel leichte Stoffe. "Ausgestrahlt, und dann darf es bitte wieder vergessen werden", sei sein Motto, sagte er einmal. Er sei ein "vordergründiger Unterhaltungsmacher". Die Ideen für seine Stoffe holt er sich aus Zeitungen und Zeitschriften.

Als sein Erfolgsrezept sieht er selbst, einfach den Riecher für den richtigen Zeitpunkt zu haben. Als er "Die Schwarzwaldklink" mit Klausjürgen Wussow gemacht habe, sei es die erste Arztserie in Deutschland gewesen. Auch das von der US-Serie "Love boat" inspirierte "Traumschiff" war die erste deutsche Serie dieser Art. Doch falls Rademann mit seinem Riecher weiter Recht behält, wird sich seine Erfolgsgeschichte nicht mehr wiederholen lassen. "Die großen Fernsehzeiten sind vorbei", sagte er der "tz" im Interview zu seinem Geburtstag.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen