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Debüt nach 27 Jahren Wie der Vater, so der Sohn

Bei dieser Familie wird Tradition wirklich groß geschrieben – schon bei den ersten Takten der CD glaubt man Bob Marley zu lauschen. Die Schuhe des Vaters scheinen Stephen, dem zweitgeborenen Sohn, nicht zu groß zu sein. Die Stimme mehr als nur ähnlich, die Musik abwechslungsreich, nie langweilig, und immer mit einer Aussage. Stephen Marley ist allerdings auch lang genug im Geschäft, um genau zu wissen, was die Menschen von ihm erwarten, und er enttäuscht Reggae-Fans an keiner Stelle.

Mit fast 35 Jahren legt Stephen Marley sein Debütalbum vor. Einiges braucht wohl seine Zeit – denn der "Debütant" steht seit 27 Jahren weltweit im Rampenlicht. Seine erste Vinylsingle veröffentlichte er mit sieben Jahren als Mitglied der "Melody Makers", in der er neben anderen mit seinen Geschwistern Cedella und Ziggy auftrat. Für ein gemeinsames Album ließen sich die musikalischen Geschwister noch einmal sechs Jahre Zeit. Der Lohn waren mehrere Grammys.

"Mind Control" hat Stephen Marley komplett im Alleingang geschaffen. Hier treffen die unterschiedlichsten Musikstile und Instrumente aufeinander, um immer wieder neue Klangwelten zu schaffen. "Um meine Freuden, meine Schmerzen, darum geht’s", so Marley. "Das bin ich alles auf dem Album." Und er offenbar viele Seiten, dieser Künstler, der auch mit seinem politischen Anspruch dem großen Daddy Bob nicht nachsteht. Schon im Titelstück "Mind Control" prangert er die moderne Form der Sklaverei durch elektronische Hundeleinen wie SMS und Blackberry-Handys an. Jeder, so Marley, solle sein Leben zurückfordern, seinen Geist befreien, auf die eigene Seele hören.

Und auch für die großen der politischen Kaste findet Stephen Marley deutliche Worte: "Run them away!", ein Aufruf zur Revolution. Er will, so Marley, "ein klangliches Plakat aufhängen. Darauf steht: Sagt Nein zu dieser Politik!" Hat man schon einmal gehört. Und auch die unvermeidliche Drogendiskussion findet sich auf "Mind Control", in einem musikalischen Triptychon. Die drei Songs beschreiben die Erlebnisse der Marleys im Gefängnis von Tallahassee – der Besitz von Marihuana bescherte ihnen eine Auszeit hinter schwedischen Gardinen.

Stephen Marley hatte für "Mind Control" ein klar umrissenes Ziel. "Wenn man meinen Namen hört, soll einem sofort klar sein, worum es geht: Gute Musik, gute Messages, einen guten Vibe." Musik und Vibe hat er jedenfalls in bester Weise erreicht – ob die politische Message ankommt oder auf Gegenliebe stößt, sollte jedem selbst überlassen bleiben.

Andr Busche

Stephen Marley: "Mind Control", Universal Music, 17,89 Euro

Quelle: ntv.de

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