Kino

Kampf um Karelien "Beyond The Frontline"

"Beyond The Frontline" tobt der Stellungskrieg.

"Beyond The Frontline" tobt der Stellungskrieg.

(Foto: Pandastorm)

El Alamein und Stalingrad kennt jeder. Aber Tienhaara? Außerhalb Finnlands kaum bekannt, dabei nimmt die Stadt auf der karelischen Landenge ebenso eine Schlüsselfunktion im Zweiten Weltkrieg ein: Im Sommer 1944 startet die Rote Armee eine Großoffensive in Karelien - und wenn Tienhaara fällt, ist der Weg nach Helsinki frei.

Auf Harry Järvs (Tobias Zilliacus) Fronttagebüchern und Fotos basiert "Beyond The Frontline".

Auf Harry Järvs (Tobias Zilliacus) Fronttagebüchern und Fotos basiert "Beyond The Frontline".

Karelien. Im Nordosten Europas gelegen, reicht es von der Ostsee bis zum Weißen Meer. Onegasee, Ladogasee, finnischer Meerbusen. 200.000 Quadratkilometer Natur. Ein umkämpfter Landstrich seit Jahrhunderten: Im 13. Jahrhundert bekriegen sich Schweden und Nowgorod. Im 19. Jahrhundert fällt das Gebiet - wie ganz Finnland - an Russland. Nach der Oktoberrevolution und der finnischen Unabhängigkeit tobt ein blutiger finnischer Bürgerkrieg in Karelien. Karelien selbst gehört in Teilen zu Finnland und Russland.

Das ist auch zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs so. Die Niederlage Finnlands im Winterkrieg 1939/1940 führt dazu, dass die Sowjetunion sich einen Großteil Westkareliens einverleibt. Finnland lässt das nicht auf sich sitzen und erobert im Fortsetzungskrieg von 1941 bis 1944 die abgetretenen Gebiete zurück. Auch weite Teile Ostkareliens werden besetzt. Genau in diesem Zeitraum spielt der finnische Kriegsfilm "Beyond The Frontline" des Regisseurs Ake Lindman ("Schlacht um Finnland", "Die Spur der Jäger").

Ein Held unter vielen

Eine kleine Kampfgruppe sorgt für große Erfolge

Eine kleine Kampfgruppe sorgt für große Erfolge

(Foto: Pandastorm)

Leutnant Harry Järv (Tobias Zilliacus) befehligt die Aufklärungseinheit des Infanterie-Regiments IR 61 zu dieser Zeit. Mit seiner Kampfgruppe dringt er in unzähligen Missionen immer wieder nadelstichartig hinter die Frontlinie vor, überfällt die Posten der Roten Armee und fügt ihnen Verluste und Niederlagen zu. Seine Kampftruppe ist nicht groß, aber Järv will das so. So sind seine Männer immer wachsam, hochmotiviert und können schnell reagieren. Und das müssen sie auch. Der Krieg in Karelien ist nicht der typische Zweite Weltkrieg mit Panzern und Kampffliegern auf großen Flächen. Der Kampf in Karelien bedeutet Mann gegen Mann. Schützengraben für Schützengraben. Meter für Meter.

Kameraden lassen sich nie im Stich.

Kameraden lassen sich nie im Stich.

(Foto: Pandastorm)

Der Kampf ist aufreibend - aber erfolgreich. Im Juni 1944 wird das IR 61 schließlich unter der Führung von Oberstleutnant Marttinen (Ilkka Heiskanen) in Marsch gesetzt, um die Stadt Tienhaara bis zum letzten Mann zu verteidigen. Die Sturmgeschütze werden in Stellung gebracht, das IR 61 wird auf das alles entscheidende Gefecht gegen einen übermächtigen, unbesiegbaren Gegner eingeschworen - denn sollte Tienhaara fallen, ist die Straße nach Helsinki frei und Finnland nicht mehr zu halten.

"Beyond The Frontline" ist auf DVD und Blu-ray bei Pandastrom erschienen.

"Beyond The Frontline" ist auf DVD und Blu-ray bei Pandastrom erschienen.

(Foto: Pandastorm)

Järv kämpft da schon nicht mehr mit. Er wurde zuvor verwundet und liegt untätig in seinem Krankenbett in einem zu einem Lazarett umgebauten Schloss. Seine Aufgabe hat er bereits erfüllt: Er hat nicht nur ein schriftliches Fronttagebuch geführt, sondern auch ein fotografisches. Seine Aufzeichnungen und Fotos sind es, die "Beyond The Frontline" zu einem der authentischsten Kriegsfilme aller Zeiten machen.

Alles andere als realitätsfern

Die Kämpfe sind so realistisch dargestellt, dass sie den Krieg, den Kampf der Männer mit sich und gegen den Feind, bis ins kleinste Detail vermitteln. Über Philosophie statt über Politik diskutierende Soldaten, die Trauer über gefallene Kameraden, der Alltag an der Front - alles ist durch Lindman eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Ein vor Spezialeffekten nur so wimmelndes Schlachtengetümmel a la Hollywood gibt es nicht. Und das ist gut so. Die Finnen sind die Helden, aber ihr Kampf wird dennoch nicht völlig überhöht dargestellt, sodass das Ganze ins Unglaubwürdige abdriftet. Gleichzeitig werden aber auch die feindlichen Rotarmisten nicht wie sonst üblich zu unmenschlichen, blutrünstigen Kreaturen verunglimpft.

"Beyond The Frontline" basiert auf realen Personen und wahren Ereignissen. Der Film zeigt den Krieg wie er wirklich ist, ein Kampf Mensch gegen Mensch, ein Kampf ums nackte Überleben. Nicht mehr und nicht weniger. Das macht den Film aus und sehenswert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen