Kino

Countdown zum "Tatort" Durchstarter Wotan Wilke Möhring

Heute noch im Kino, demnächst schon im "Tatort": Wotan Wilke Möhring.

Heute noch im Kino, demnächst schon im "Tatort": Wotan Wilke Möhring.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zumindest gefühlt ist Wotan Wilke Möhrings Karriere in jüngster Zeit geradezu explodiert. Die Krönung seines bisherigen Schauspieler-Lebens findet demnächst im "Tatort" statt. Doch es gibt noch Luft nach oben, wie er im n-tv.de Interview über seinen neuen Ermittler-Job, den Kollegen Til Schweiger und natürlich auch seinen aktuellen Kinofilm "Das Leben ist nichts für Feiglinge" verrät.

"Das Leben ist nichts für Feiglinge" ist eine Tragikomödie im besten Wortsinn. So richtig weiß man eigentlich nie, ob man eher lachen oder weinen möchte. Wie geht es Ihnen, wenn Sie den fertigen Film nun sehen? Oder schauen Sie sich Ihre Filme nicht an?

Doch, natürlich. Man kann Leuten ja nicht zumuten, sich etwas anzuschauen, was man selbst nicht ertragen würde - aus welchen Gründen auch immer. Was den Film angeht, sehe ich das genauso wie Sie. Und ich finde: Selten passt ein Titel so zu einem Film wie dieser. "Das Leben ist nichts für Feiglinge" - das passt fast zu jeder Szene.

In dem Film geht es um durchaus harte Themen: Schicksalsschläge, Krankheit, Tod …

Ja, es geht natürlich auch um den Tod. Schon der Aufhänger ist ja ein Unfalltod. Aber ich finde, es ist dennoch ein selten lebensbejahender Film geworden, der viel Humor hat. Genau das hat mich an dem großartigen Drehbuch von Gernot Gricksch auch so fasziniert: Man wird hin und her geworfen - wie im wahren Leben auch.

Bei der Arbeit: Möhring mit Regisseur André Erkau.

Bei der Arbeit: Möhring mit Regisseur André Erkau.

(Foto: NFP / Georges Pauly)

Solche Themen zugleich sensibel und mit einem Augenzwinkern zu behandeln, ist durchaus ein Drahtseilakt, der auch in die Hose gehen kann. Woher wussten Sie, dass er gelingen würde?

Natürlich habe ich im Vorfeld viele Gespräche mit dem Regisseur André Erkau geführt. Ich habe gemerkt, dass der nordische Humor des Films, der sehr trocken und zugleich berührend ist, ihm sehr entgegenkommt. Auch der Kameramann Ngo The Chau war grandios - man wusste, dass es tolle Bilder werden. Und nicht zuletzt zeigte die Auswahl der Darsteller, dass es eine gewisse Sensibilität gegenüber den Charakteren und damit auch dem Film als solchen gibt. Das alles gab mir ein gutes Gefühl. Um nicht zu sagen: Ich wusste, dass das nicht in die Hose geht.

Christine Schorn spielt in dem Film Ihre Mutter, die an Krebs erkrankt ist. Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre eine Krebserkrankung wohl noch eher ein Tabuthema für einen Unterhaltungsfilm gewesen …

Na ja, der Krebs wurde ja auch schon früher gern mal als Motiv genutzt - für den Tod und einen plötzlichen Schicksalsschlag, der uns alle ereilen kann. Das ist ja leider durchaus real. Der Krebs ist nun mal die große Geißel unserer Zeit. In unserem Film hat der Krebs aber eine andere Funktion. Die Mutter bereitet sich ja auf ihn vor. Sie nimmt ihren Jungen irgendwann beiseite und sagt ihm: "Pass auf, ich habe alles geordnet, sortiert und sauber gemacht - ich kann das hinterlassen." Die Unverschämtheit des Schicksals ist bei einem Unfalltod eine andere als bei einem Krebstod, bei dem man Abschied nehmen kann. Der Film zeigt unter anderem auch, wie variantenreich der Tod sein kann. Aber - und das ist das Schöne daran - thematisiert wird dadurch am Ende doch das Leben.

Heute ist er Familienvater - früher war er Punk.

Heute ist er Familienvater - früher war er Punk.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ihre von der Newcomerin Helen Woigk gespielte Film-Tochter ist das, was man heutzutage wohl einen Emo nennen würde. Früher hätte man sie vielleicht als Waver, Gothic oder auch Punk bezeichnet. Sie waren in jüngeren Jahren selbst mal ein Punk. Erinnert Sie Ihre Film-Tochter an Ihre eigene Jugend?

Es gibt einen Unterschied: Als Punk war ich an der Demontage und dem Aufbegehren gegen die Gesellschaft als solche beteiligt. Bei der Gothic-Nummer, die die von Helen dargestellte Kim fährt, geht es ja eher um Zurückgezogenheit. Aber in beiden Fällen ist es der Versuch, eine eigene Welt zu finden. Eine Welt, die abseits von der der Erwachsenen ist, in der man autark ist und aufbegehren kann. Als Jugendlicher sucht man das. Man will sich selbst positionieren, etwa durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten und möglichst extremen Gruppe. Das war bei mir genauso.

Auch das Vater-Tochter-Verhältnis ist ein zentrales Motiv des Films. Im wahren Leben sind Sie sogar Vater von drei Kindern. Entdecken Sie auch da Parallelen?

Dafür sind meine Kinder noch ein bisschen zu klein. Das ja ist einer meiner ersten Filme, die ich als tatsächlicher Vater gespielt habe. Aber: Wenn ich davor eine Vater-Figur gespielt habe, konnte ich mir nur vorstellen, wie sich das anfühlen würde. Jetzt weiß ich es.

Was ändert das?

Man hat ein anderes Bild davon, dass das Wesen, mit dem man sich da im Film streitet, die eigene Tochter sein soll. Man weiß, dass das die Person ist, bei der man die Windeln gewechselt hat, die man zum Kinderarzt gebracht und bis dahin durch alle Schicksalsschläge begleitet hat. Das eröffnet natürlich einen anderen Fundus an Liebe. In dem Film geht es ja letztlich darum, dass Vater und Tochter wieder zueinander finden. Der von mir dargestellte Markus begeht den Fehler, die Beziehung zu seiner Tochter schleifen zu lassen. Und plötzlich ist er in einer Situation, in der er nicht nur Vater, sondern zugleich sogar auch noch Mutter sein muss. Das überfordert ihn zunächst. Wenn es zu diesem Punkt erst gar nicht kommt, ist das sicher wesentlich gesünder.

Sie haben mittlerweile in mehr als 90 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt,

Der Kommissar und sein Kollege: Möhring und Sebastian Schipper bei ihrem ersten "Tatort"-Dreh.

Der Kommissar und sein Kollege: Möhring und Sebastian Schipper bei ihrem ersten "Tatort"-Dreh.

(Foto: dapd)

darunter zuletzt auch viele Komödien wie etwa "Männerherzen" oder "Mann tut was Mann kann". Was spielen Sie eigentlich lieber - eher ernsthafte oder komödiantische Rollen?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe ja auch in jüngerer Zeit nicht nur Komödien gemacht, sondern zum Beispiel mit "Der letzte schöne Tag" einen Film mit einem sehr schweren Sujet (für den er mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, Anm. d. Red.). Was mich in dem Beruf hält, ist genau diese Abwechslung, diese Bandbreite und Lust, Dinge auszuprobieren. Natürlich tut es gut, eine schmerzfreie Komödie zu spielen, wenn man eben erst hintereinander zwei schwere Filme gemacht hat. Aber gerade bei schweren Filmen wird auch viel gelacht. Man braucht ja ein Ventil.

Und welche Filme schauen Sie sich lieber an - schwere oder lustige?

Auch da bin ich nicht festgelegt. Ich lasse mich manchmal durchaus gerne berieseln. Aber ich finde eben auch Filme toll, die wie "Das Leben ist nichts für Feiglinge" beides schaffen - auf der einen Seite hart zu sein und einen zu berühren, auf der anderen Humor zu haben. "This is England" ist für mich auch so ein Beispiel.

Nicht nur in "Das Leben ist nichts für Feiglinge" kann man Sie derzeit sehen, sondern in wenigen Tagen auch erstmals als "Tatort"-Kommissar Thorsten Falke ...

Auch das noch!

Geht Ihnen mit Blick darauf schon die Pumpe?

Nein, das nicht. Aber es ist natürlich spannend. Ich mache da erstmals keinen Film, der danach zu Ende ist, sondern eine Reihe, die weitergeht - im besten Falle lange. Auf der einen Seite ist es natürlich schon ein Ritterschlag, dass ich dafür just bei "dem" Kult-Projekt gelandet bin. Auf der anderen Seite ist es eine große Herausforderung, sich dieser gigantischen Zielgruppe zu stellen. Für mich persönlich ist aber die Außenwahrnehmung gar nicht das Wichtigste - das war sie bei keinem der Filme, die ich gemacht habe. Für mich geht es mehr darum, dass ich mich reif für neue Dinge gefühlt habe - also etwa, eine Geschichte zu erzählen, die nicht zu Ende erzählt wird. Und: Ich bin zum ersten Mal der, der bleibt. Alle anderen kommen und gehen - vom Regisseur bis zum Kameramann. Nur wir, die Darsteller, wir bleiben da.

Wie würden Sie Ihre Rolle als Thorsten Falke charakterisieren?

Er ist ein Ermittler, der durch eine nachvollziehbare und realistische Normalität glänzt. (lacht) Er agiert aus dem Bauch heraus und bringt ein gewisses Straßen-Wissen mit. Das hat durchaus auch etwas mit mir zu tun. Wir versuchen dabei, keinem nachzueifern, sondern den Fall in den Vordergrund zu stellen. Der Aspekt, dass der Fall auch etwas mit dem Ermittler anstellt, soll nach der Einführungsfolge noch gewichtiger werden.

"Til und ich sind befreundet."

"Til und ich sind befreundet."

(Foto: picture alliance / dpa)

Til Schweiger hat seinen ersten "Tatort"-Einsatz bereits hinter sich. "Wer wird der bessere 'Tatort'-Kommissar?", fragte neulich die "Bild"-Zeitung. Spüren Sie Konkurrenzdruck?

Nein! Til und ich sind befreundet. Das kann ich auch nicht von jedem Schauspieler sagen. Aber da wir beide parallel zur fast gleichen Zeit als neue Ermittler im Norden einsteigen, war natürlich klar, dass die Medien das so aufnehmen würden. Til macht einen völlig anderen "Tatort" als ich. Der wird sicher brillant sein und seine Fangemeinde finden. Aber um es mit meinem Lieblingsthema Fußball zu sagen: Man muss sein Spiel machen. Wer sich nach dem Spiel der anderen richtet, hat schon verloren.

Wo werden Sie sich Ihren ersten "Tatort"-Fall ansehen?

Zu Hause, denke ich. Vorausgesetzt, die Kinder sind rechtzeitig im Bett und ich habe drehfrei. Wir arbeiten gerade nämlich schon am nächsten "Tatort", in dem ich auf einer Insel im Norden ermittle.

Til Schweiger war schon in Hollywood. Christoph Waltz hat, ehe er international durchgestartet ist,  eine seiner letzten Rollen in Deutschland im "Tatort" gespielt. Wann gehen Sie nach Hollywood?

Das Leben ist nichts für Feiglinge. Und: Das Leben ist kein Wunschkonzert. (lacht) Natürlich denken wir vor allem in der westlichen Hemisphäre dauernd daran, es immer noch weiter, größer, höher und breiter haben zu wollen. Ich sage mal so: Sollte ein super Drehbuch auf dem Tisch liegen und es - vor allen Dingen! - eine tolle Herausforderung sein, dann würde ich es sicher machen. Aber: Ich bin durchaus zufrieden mit dem, was ich hier in Deutschland habe. ich kann die Dinge, die mir etwas bedeuten, hier sehr gut umsetzen und transportieren - gerade mit einer gewissen Popularität jetzt. Bei einem guten Buch wäre ich aber auch sofort da.

Mit Wotan Wilke Möhring sprach Volker Probst

"Das Leben ist nichts für Feiglinge" läuft derzeit in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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