"Zar und Zimmermann"Eine immergrüne Oper
Es wird verwechselt, geliebt und aufs Komischste nicht kapiert, was vor sich geht: "Zar und Zimmermann" von Lortzing ist ein echter Evergreen. Das beweist die Einspielung des Münchner Rundfunkorchesters unter der Leitung von Heinz Fricke.
"Zar und Zimmermann" ist wohl das schönste und bekannteste Werk des 1801 in Berlin geborenen Albert Lortzing. Eine komische Oper im besten Sinne.
Die Handlung basiert auf tatsächlichen Geschehnissen. Russlands Zar Peter I., den man später den Großen nennen sollte, weilte im Rahmen seiner Großen Gesandtschaft genannten Erkundungstour quer durch Westeuropa inkognito auch im nordholländischen Zaandam. Die Absicht: Der Herrscher aller Reußen wollte sich auf der Werft der Stadt mit dem hochentwickelten Schiffbau des Landes vertraut machen. Zaandam gehörte damals zur Batavischen Republik napoleonischer Prägung.
"... mich betrügt man nicht"
Die Story – auch das Libretto stammt von Lortzing – ist rasch erzählt: Eine Verwechslungsgeschichte, in welcher der Zar mit einem anderen Russen, selben Vornamens und obendrein Deserteur, verwechselt wird, eine Lovestory drumherum und allerlei Intrigen französischer und englischer Diplomaten samt einem sympathischen Dummkopf in Gestalt des Bürgermeisters. Peters mehr oder weniger offen agierender Gesandter General Lefort ist übrigens auch historisch belegt: Es handelt sich um den aus Genf stammenden Schweizer François Le Fort, mit dem der große Peter daheim in Moskau so manch großen Becher leerte.
Die Einspielung des Münchner Rundfunkorchesters aus dem Jahre 1987 unter Leitung von Heinz Fricke gehört zu den besten, die es von diesem 1837 in Leipzig uraufgeführten Oeuvre gibt. Herausragend der aus Kerpen stammende Kurt Moll als Bürgermeister van Bett: Die Arie, in der er das Loblied auf den Zaren einstudiert wird und dann die fertige Version "O Sancta Justitia" mit den berühmten Zeilen "O, ich bin klug und weise, und mich betrügt man nicht" gehören zu den schönsten und dem Charakter der Komposition entsprechend komischsten Momenten der Oper. Der "Holzschuhtanz" ist zum Evergreen geworden. Wie das Werk selbst.
Albert Lortzing: „Zar und Zimmermann“, Electrola Collection EMI Classics, 2 CDs